Spanien kämpft am Sonntag um den EM-Titel.
Gegen wen es im Berliner Olympiastadion geht, steht noch nicht fest. Der Gegner wird am Mittwoch zwischen den Niederlanden und England ermittelt (ab 21:00 Uhr im LIVE-Ticker).
Genauso wie das erste Halbfinale, ist dieses Duell auch ein Spiel auf Augenhöhe. Doch wer hat die besseren Karten?
LAOLA1 geht der Sache erneut auf den Grund und liefert die nackten Zahlen. Dabei werden die Mannschaften nach individuellen Werten verglichen. Basis sind die Kategorien Torwartspiel, Defensive, Offensive, Abschlüsse, Ballspiel, Laufspiel und Fairplay. Herangezogen wurden die Daten von der UEFA.
Torwartspiel
Niederlande | England | |
---|---|---|
Paraden | 16 | 12 |
Gegentore | 5 | 3 |
Weiße Westen | 2 | 2 |
Gehaltene Elfmeter | 0 | 1 |
Eine ziemlich ausgeglichene Angelegenheit zwischen Bart Verbruggen und Jordan Pickford.
Der Niederländer war größtenteils ein sicherer Rückhalt. Ein kleines Manko ist sein Torwartspiel bei Standardsituationen, wo er beim Gegentreffer im Viertelfinale gegen Türkei nicht ganz sattelfest wirkte. Seine Stärken liegen aber vor allem auf der Linie. In der Schlussphase brachte er die Türken mit starken Paraden zum Verzweifeln.
England und Elfmeter, langsam entwickelt sich das zu einer Love-Story. Pickford parierte gegen die Schweiz den Versuch von Manuel Akanji. Im gesamten Turnierverlauf ist der Everton-Goalie eine Konstante der "Three Lions", besonders im ersten Spiel gegen Serbien wusste er zu überzeugen.
Defensive
Niederlande | England | |
---|---|---|
Balleroberungen | 154 | 201 |
Klärungsversuche | 93 | 73 |
Zweikämpfe | 59 | 62 |
Gewonnene Zweikämpfe | 23 | 32 |
Verlorene Zweikämpfe | 36 | 30 |
Vorweg muss beachtet werden, dass die Engländer zwei Mal in die Verlängerung gehen mussten. Dementsprechend stand die Mannschaft von Gareth Southgate 60 Minuten länger auf dem Rasen.
Große Unterschiede lassen sich in den Kategorien Balleroberungen und Klärungsversuche erkennen. Die Balleroberungen sind einerseits auf die Spielzeit zurückzuführen, aber auch auf die Qualität des Gegners. Nationen wie Slowenien oder die Slowakei neigen öfter zu Ballverlusten gegen Spitzenmannschaften.
Aufgrund dessen, dass bei Begegnungen mit englischer Beteiligung nicht Torchancen en masse zustande kamen, weisen die "Three Lions" deutlich weniger Klärungsversuche auf.
Mit der Niederlande trifft England erstmals im Turnier auf eine spielfreudige Mannschaft auf hohem Niveau. Anders als zuvor wird sich die Southgate-Elf nicht nur auf die Defensive verlassen können. Diese wird von der niederländischen Offensiv-Power vor Probleme gestellt werden.
Offensive
Niederlande | England | |
---|---|---|
Tore | 9 | 5 |
Vorlagen | 8 | 4 |
Dribblings | 76 | 92 |
Eckbälle | 30 | 22 |
Abseits | 13 | 7 |
In der Offensive machte die Niederlande ganz klar den besseren Eindruck.
Die "Elftal" agiert stets mit offenem Visier, ohne Rücksicht auf Verluste. Bis auf die Nullnummer gegen Frankreich war jede Partie mit niederländischer Beteiligung ansehnlich. Man erinnere sich ganz besonders an Österreichs Sieg in Berlin.
Weil die Ideen im Zusammenspiel fehlen, sind die Engländer darauf bedacht, mit Einzelaktionen für Gefahr zu sorgen. Mit Flügelspielern der Marke Bukayo Saka, Phil Foden oder Cole Palmer hat man auch das nötige Spielermaterial. Jedoch spielen Saka und Foden hinter ihren Erwartungen, Palmer bekam von Southgate zu wenig Einsatzminuten.
Immerhin rettete Saka mit einem Treffer die "Three Lions" vor dem Aus gegen die Schweiz.
Abschlüsse
Niederlande | England | |
---|---|---|
Abschlüsse gesamt | 74 | 57 |
Schüsse aufs Tor | 20 | 15 |
Schüsse neben das Tor | 35 | 20 |
Geblockt | 19 | 22 |
Man bedenke, dass England 60 Minuten mehr Spielzeit hatte. 17 Abschlüsse weniger zu verzeichnen ist in dieser Hinsicht erschreckend. Jedoch darf man der Elf von Gareth Southgate nicht alleine die Schuld an jenem Umstand geben.
Während die Niederlande auf Gegner traf, die hinten kaum mauerten, musste sich England beispielsweise mit dem slowenischen Abwehrbollwerk herumschlagen. Gepaart mit mangelnden spielerischen Idee ist die geringe Anzahl an Abschlüssen daher auch nicht wirklich verwunderlich.
"Oranje" hatte im Turnierverlauf seine Ups und Downs. Trifft die Koeman-Elf auf einen Underdog, dann liefert sie auch offensiv mit zahlreichen Chancen ab. So zündete die Niederlande gegen Polen und Rumänien mit jeweils 20 Torschüssen oder mehr ein Feuerwerk ab.
Sobald es gegen einen Gegner geht, der auf Augenhöhe oder drüber zu stellen ist, kann auch die Offensivmaschinerie der "Elftal" stottern.
Ballspiel
Niederlande | England | |
---|---|---|
Durchschnittlicher Ballbesitz | 55,2 % | 58,6 % |
Durchschnittliche Passgenauigkeit | 88,6 % | 90 % |
Angekommene Flanken | 26,7 % | 23,5 % |
Manchester City und FC Arsenal sind Teams, die besonders auf Ballbesitzfußball ausgelegt sind.
Aus Englands letzter Startelf stehen fünf Akteure bei diesen Klubs unter Vertrag. Daher hat sich die DNA teilweise auf die englische Nationalmannschaft übertragen. Hier spielt auch der Gegner eine entscheidende Rolle, da die Engländer als Favorit den Ball immer länger in ihren Reihen halten.
Die Niederlande kann auch lange den Ball halten. Jedoch hat es die Koeman-Elf lieber, den schnellen Zug zum Tor zu suchen. Ein offensiverer Ansatz führt auch zu häufigeren Fehlern, trotzdem ist der Unterschied in der Passgenauigkeit minimal.
Laufspiel
Niederlande | England | |
---|---|---|
Zurückgelegte Distanz (km) | 543 | 629,80 |
Durchschnittlicher Top-Speed (km/h) | 31,32 | 31,92 |
Es wäre mehr als verwunderlich, wenn England bei der zurückgelegten Distanz das Nachsehen hätte.
Der Unterschied von 86 Kilometern spricht eine deutliche Sprache.
In Sachen Top-Speed sind beide Nationen auf Augenhöhe. Beide Mannschaften müssten bei einer 30er-Zone geblitzt werden.
Die Spieler von England sind gefühlt um ein Augenzwinkern schneller.
Fairplay
Niederlande | England | |
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Begangene Fouls | 55 | 44 |
Gefoult worden | 48 | 73 |
Gelbe Karten | 8 | 8 |
Rote Karten | 0 | 0 |
An dieser Statistik merkt man auch den gravierenden Unterschied im Spielfluss. In den Partien mit niederländischer Beteiligung wird dieser weniger gestört.
Dadurch, dass die Engländer mehr auf Einzelaktionen setzen und öfter auf Underdogs trafen, wurden sie mit Abstand am öftesten gefoult im Turnierverlauf.
Die Niederlande liegt in dieser Kategorie nur auf dem neunten Platz.