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Diese EURO war ein Comeback der Fan-Kultur

Nach zwei schwierigen Turnieren zuvor, war die EURO 2024 ein Fußballfest. Es war das Turnier der Fans - auch wenn nicht nur positive Bilder bleiben. Kommentar:

Diese EURO war ein Comeback der Fan-Kultur Foto: © GEPA

"Naar links! Naar rechts!"

Der Oranje-Sommerhit hallt immer noch nach. Vorerst hat es sich jedoch ausgetanzt bzw. gesprungen, die EURO 2024 ist Geschichte.

Es war ein europäisches Fußballfest. Es war das Turnier der Fans.

Vier Wochen lang wurde in Deutschland inner- und außerhalb der Stadien Fan-Kultur zelebriert.

Von Tag eins an, als die Schotten mit ihren Dudelsäcken anrückten und als Regenschirm-Träger für Senioren fungierten, bis zum Finale haben die Anhänger mit ihren gewaltigen Stimmen, kreativen Outfits und freundlich-provokanten Schildern das Turnier geprägt.

Das konnten auch das mitunter bescheidene Wetter und der nicht ganz zuverlässige deutsche Nah- und Fernverkehr nicht verhindern. Die Deutsche Bahn ist jetzt auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Völlig losgelöst waren nicht nur die deutschen Fans, auch wenn sie sich die Pfiffe gegen Spaniens Cucurella sparen hätten können.

Die genialsten Fan-Bilder der EURO 2024


Was bei der EURO 2016 in Frankreich das "Huh" der Isländer war, war dieses Mal der niederländische Partysong "Links Rechts". Wenn die oranje Armada in feuchtfröhlicher Manier zu springen begann, musste man sich als rot-weiß-roter Anhänger zusammenreißen, nicht selbst mitzumachen. Unser "I am from Austria" im inbrünstigen Duett von ÖFB-Team und Fans nach dem sensationellen Gruppensieg konnte sich aber auch sehen bzw. hören lassen.

Diese EM schrieb viele besondere Geschichten. Wie zum Beispiel jene von Andre Schnura, der kurz vor Turnierbeginn seinen Job an einer Musikschule verlor, dann die Fans mit seinen Saxofon-Künsten verzauberte und zum Internet-Hit wurde. Auch ein gebrochenes Baguette ging viral. Der junge "Flitzer" wird sich sein Selfie mit Cristiano Ronaldo wohl einrahmen lassen, die zuständigen Sicherheits-Beamten wohl eher nicht. 

Die von der UEFA mitorganisierten Fanwalks zu den Spielen waren eine der besten Ideen dieses Turniers.

Nach dem paneuropäischen Turnier vor drei Jahren, mit Austragungsorten quer über den Kontinent verteilt und in Zeiten der Corona-Pandemie, und der fragwürdigen WM 2022 in Katar, bei der bezahlte "Fans" die Stadien füllten, war diese EM eine Art Comeback der Fan-Kultur. Echte Fans sind eben mehr wert als gekaufte.

"Fußballliebe" lautete der Name des Spielballs der EURO. Die Liebe zum Fußball war es auch, die die Menschen in diesen vier Wochen wieder näher zusammenrücken und ihre Sorgen in schwierigen Zeiten zumindest kurzzeitig vergessen ließ. Fan-Krawalle sind de facto ausgeblieben. Dass dieses Zusammengehörigkeitsgefühl die EM überdauert, wäre allen Nationen zu wünschen.

Die Themen abseits des Sports auszublenden, ist auch bei diesem Turnier zum Missfallen vieler Funktionäre nicht gelungen.

Demirals zu recht sanktionierter Wolfsgruß, rechte Fangesänge, rassistische und nationalistische Beleidigungen standen klaren, demokratie-befürwortenden Aussagen von Kylian Mbappe, Michael Gregoritsch oder Julian Nagelsmann gegenüber.

Am Ende dieser EURO bleibt aber eher das musikalische als das politische "Links Rechts" übrig.

Unumstritten ist, dass die Fans auf den Rängen teilweise besser performten als ihre Teams auf dem Platz.

Spielerisch war diese EURO über weite Strecken nicht das erhoffte (Offensiv-)Feuerwerk, auch wenn es mit Spanien am Ende einen würdigen Europameister gibt. Dafür begeisterten einige vermeintlich kleinere Nationen mit ihrer Leidenschaft auf dem Feld.

Ob es förderlich ist, dass die Stars schon vor Beginn der EURO 40 oder mehr Pflichtspiele in den Beinen haben, lässt sich einmal mehr diskutieren. Gleiches gilt für den Turnier-Modus.

Die nächste EURO findet übrigens 2028 in Großbritannien und Irland statt. Football’s coming home... und das nächste Fan-Fest hoffentlich auch.

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