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Widerliche Botschaften

LAOLA1-Chefredakteur Harald Prantl und die Vorfälle, die nicht verschwiegen werden dürfen. Der 10. Teil seines EURO-Tagebuchs:

Widerliche Botschaften

Ja, tolle Stimmung überall. Stimmt schon.

Tausende Fans aus diversen Nationen feiern in vielen deutschen Städten die EURO 2024. Fast alle von ihnen bestens gelaunt, friedlich, harmlos. Das sind die Bilder, die nicht nur medial transportiert werden, das ist auch der Eindruck, den man vor Ort gewinnen kann.

Doch wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass sich unter diese vielen Menschen auch einige mischen, deren Gesinnung zumindest fragwürdig, oft schlichtweg abzulehnen ist.

Bei Österreichs 3:1-Sieg gegen Polen tauchte in einem der österreichischen Fanblocks ein "Defend Europe"-Banner auf, mit diesem Slogan wehren sich Rechtsextreme in ganz Europa gegen den von ihnen propagierten „großen Austausch“, der Schwachsinn und nicht existent ist.

Ungarische Fans marschierten mit einem prominent platzierten "Free Gigi"-Doppelhalter durch Stuttgart und gaben Gigi D’Agostinos Lied "L’Amour Toujour", das zuletzt durch rassistische Textinterpretationen zu diversen Party-Anlässen für unrühmliche Schlagzeilen gesorgt hatte, zum besten. Die Botschaft lässt keine zwei Interpretationen zu.

Bei den Feierlichkeiten nach dem Türkei-Sieg gegen Georgien waren vielerorts die "Grauen Wölfe", eine rechtsextreme türkische Bewegung, mit ihrem "Wolfsgruß" zu sehen. In Deutschland ist die Organisation im Gegensatz zu Frankreich nicht verboten.

Serben, Kroaten und Albaner, die verurteilte Kriegsverbrecher und/oder paramilitärische Organisationen, denen Kriegsverbrechen vorgeworfen werden, besingen und abfeiern. Auch widerlich.

Patriotisch aufgeladene Wettbewerbe wie eine Europameisterschaft ziehen nationalistische, rassistische, faschistische, rechtsextreme Organisationen an. Sie wollen die Chance nutzen, um ihre Botschaften unter die Leute zu bringen, ihre Ansichten und Symbole zu normalisieren.

Deswegen dürfen all diese Vorfälle nicht verschwiegen werden. Niemand darf und soll den Eindruck vermitteln, dass hier nichts Falsches passiert, dass das alles halb so schlimm ist.

Frankreich-Star Kylian Mbappe hat das bei einer bemerkenswerten Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Österreich übrigens einen flammenden Appell gegen den Rechtsruck gehalten. Hier Nachlesen >>>



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