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Türkische Party am Ku'damm

LAOLA1-Chefredakteur Harald Prantl erlebt den Ausnahmezustand in Berlin. Der 16. Teil seines EURO-Tagebuchs:

Türkische Party am Ku'damm

"Auf dem Kurfürstendamm gab es einen Autokorso. Die Polizei sprach von rund 300 teilnehmenden Personen", lese ich heute in der Früh.

Wie schlecht kann man eigentlich schätzen? Diese Zahl ist die Untertreibung des Jahrhunderts.

Abpfiff des Spiels Türkei-Tschechien. Es dauert keine fünf Minuten, bis ich aus dem Hotel-Fenster in der Ferne die ersten hupenden Autos höre. Der Ku’damm ist nur fünf Minuten entfernt, also hin.

Was sich abspielt, ist unglaublich. Hunderte Autos fahren hupend den Ku’damm entlang, Menschen hängen aus den Wagenfenstern, schwenken türkische Fahnen, auf dem Gehsteig hunderte Fans in Türkei-Trikots, alle feiern, alle jubeln.

Je näher ich dem Breitscheidplatz, wo sich bei den vergangenen beiden Spielen auch die österreichischen Fans versammelt haben, komme, umso dichter wird das Gedränge. Eine große Kreuzung ist hoffnungslos verstopft, die Polizei versucht erst gar nicht, irgendwas zu regeln, wäre auch zwecklos.

Es werden Feuerwerkskörper gezündet. Vor der Gedächtniskirche klettern Männer auf Laternenmasten, bringen türkische Fahnen an. Es spielt aus diversen Fahrzeugen laute Musik, es wird gesungen, es wird gelacht, es wird gefilmt – ca. 80 Prozent der Anwesenden, mich eingeschlossen, haben ständig ihr Handy in der Hand.

Die Stimmung ist ausgelassen, aber friedlich, zumindest bis ich mich 30 Minuten später auf den Rückweg mache. Danach dürften ein paar wenige mit Flaschen auf Polizisten geworfen haben.

Ich marschiere rund zwei Kilometer den Ku’damm entlang, alles steht, alles hupt, hier gibt es kein Weiterkommen.

Das sind die Szenen, die eine EURO 2024 ausmachen. Hier kommen Menschen zusammen, hier sind Menschen glücklich, hier wird gefeiert, hier herrscht Ausnahmezustand.

Aus österreichischer Sicht bleibt aber trotzdem zu hoffen, dass Berlin am kommenden Dienstag keine türkische Party erlebt.



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