news

Gruppe B: Beeindruckende Spanier, Tadel für Italien

Spanien kam auch ohne das Primat des Ballbesitzes zum Erfolg. Spalletti kritisierte sein Team indes trotz des Sieges. Am Donnerstag kommt es zum Duell.

Gruppe B: Beeindruckende Spanier, Tadel für Italien Foto: © getty

Spanien und Italien haben sich zum Auftakt in der Hammer-Gruppe B der Fußball-EM durchgesetzt. Während die Spanier beim 3:0 gegen Kroatien (zum Spielbericht >>>) vor allem mit Effizienz beeindruckten, gab sich Titelverteidiger Italien beim 2:1 gegen Albanien (Spielbericht >>>) fast zu früh mit dem Ergebnis zufrieden. Teamchef Luciano Spalletti kritisierte seine Azzurri prompt.

Am Donnerstag treffen die beiden Ex-Weltmeister aufeinander.

Italien unzufrieden

"Auch wenn wir die Chance hatten, das Spiel zu verwalten, waren wir zu bequem und nicht aggressiv genug", sagte Spalletti nach dem Sieg, um den Italien bei einer großen Chance des Außenseiters in der 90. Minute noch zittern musste.

"Manchmal gefallen wir uns zu sehr. Wir erspielen uns einen Vorteil und nutzen ihn nicht. Wir haben uns zu leichtfertig verhalten."

Das galt auch für den Start, als Federico Dimarco Albaniens Nedim Bajrami mit einem schlampigen Einwurf das schnellste Tor der EM-Geschichte nach 23 Sekunden schenkte.

"Das wird uns eine Lehre sein", versprach Offensivspieler Federico Chiesa. "Wir sind zusammengestanden und haben es geschafft, das Ganze in eine andere Richtung zu lenken."

In der medialen Aufarbeitung stand vorerst das Ergebnis über allem. "Italien, du bist schön. Bajrami erschreckt die Azzurri zum Start, Bastoni und Barella schenken Spalletti den Sieg", jubelte der Corriere dello Sport.

"Schock-Start und glückliches Ende dank des heiligen Gigio Donnarumma." Ein "schönes Debüt für Italien", stellte indes die Gazzetta dello Sport fest. "Bajrami erschreckt uns, dann stoßen Bastoni und Barella Albanien um".

In den nächsten Spielen müsse sein Team den Endzweck des Spiels viel mehr im Auge haben, forderte Spalletti. "Wir müssen bösartiger sein, sauberer und ordentlicher im Spielaufbau." Die Partie gegen Spanien wird allem Anschein nach ein echter Härtetest werden. Spanien beeindruckte beim 3:0 gegen Kroatien.

"Spanien holt den Champagner raus"

"Spanien holt den Champagner raus. Das Team besiegt Kroatien überzeugend, angetrieben durch die Effektivität von Morata, die Kreativität von Fabián Ruiz und den Funken und die Kühnheit von Lamine Yamal, einem 16-jährigen Erwachsenen", schrieb die Zeitung Marca.

Auch El Pais stellte zufrieden fest: "Spanien lädt zum Träumen ein."

Ballbesitz, Torschüsse, Freistöße, Pässe, erwartbare Tore - in sämtlichen relevanten Statistiken hatten die Spanier gegenüber den Kroaten das Nachsehen, nur in der wichtigsten nicht: Ein 3:0 stand am Ende für die Iberer auf der Anzeigetafel im Berliner Olympiastadion.

Weniger Ballbesitz und weniger gespielte Pässe als der Gegner - noch vor nicht allzu langer Zeit wäre dies bei der spanischen Nationalmannschaft undenkbar gewesen. In Zeiten des Tiki-Taka dominierten die Spanier den Weltfußball.

Es folgte eine Dürrephase, 2016, 2018 und 2022 war jeweils im Achtelfinale Schluss, einzig 2021 rückte die Mannschaft bis ins EM-Halbfinale vor. Spaniens "Primat des Ballbesitzes", wie es der deutsche Europameister Matthias Sammer jüngst nannte, hat ausgedient.

Nach 16 Jahren! Lange Spanien-Serie endet gegen Kroatien >>>

In Phasen erinnerte der EM-Auftritt an die Spielweise von Real Madrid, das in den vergangenen Jahren nicht immer durch Hochglanz-, sondern durch pragmatischen Fußball seine Titelsammlung weiter aufstockte.

Routiniers und junge Wilde

Wie Real hat auch die Nationalmannschaft eine gute Mischung aus Routiniers und hoffnungsvollen Talenten. Die Achse Nacho Fernandez (34), Rodri (27), Alvaro Morata (31) ist äußerst erfahren. Um sie herum wirbeln die jungen Pedri (21), Nico Williams (21) und Lamine Yamal (16). Letzterer wurde gegen Kroatien mit 16 Jahren und 338 Tagen zum jüngsten EM-Teilnehmer aller Zeiten und steuerte gleich eine Vorlage bei.

"Yamal beeindruckt jeden. Er muss sich noch weiter verbessern, jeden Tag. Mit der Zeit wird er ein wundervoller Fußballer werden", lobte Trainer Luis de la Fuente seinen Teenie, der eigenen Aussagen zufolge während der EM Hausaufgaben an seine Lehrer schickt.

Kapitän Morata glänzt nicht immer auf Clubebene, im Nationalteam ist der 31-Jährige aber oft zur Stelle. Der Atletico-Madrid-Angreifer ist nach seinem Treffer gegen Kroatien drittbester Torschütze in der EM-Geschichte gemeinsam mit dem Engländer Alan Shearer und dem Franzosen Antoine Griezmann. Alle drei haben siebenmal getroffen. Mit Morata ist auch gegen Italien zu rechnen.

"Mir geht es gut. Es war nur ein Schlag", sagte der vorzeitig ausgewechselte Stürmer. Auch bei Mittelfeld-Stabilisator Rodri gab De la Fuente Entwarnung. Rodri sei müde gewesen, er "hatte einen kleinen Krampf, nichts Besonderes", erklärte Spaniens Trainer.

Was spricht für...? Die EM-Tipps der LAOLA1-Redaktion

Kommentare