Es fiel mitunter nicht leicht, die spanische Nationalmannschaft vor dem Start der EURO 2024 richtig einzuschätzen.
Aus der "Goldenen Generation", die den Weltfußball zwischen 2008 und 2012 praktisch nach Belieben dominierte, ist im aktuellen Kader der "Furia Roja" nur noch Sevilla-Legende Jesus Navas übrig. Auf die großen Erfolge folgten bei den vergangenen Großereignissen stets herbe Enttäuschungen.
Unter dem neuen Trainer Luis de la Fuente zeigte die Formkurve zuletzt jedoch wieder nach oben. Vor knapp einem Jahr krönte sich Spanien mit einem Sieg nach Elfmeterschießen über Kroatien zum Sieger der UEFA Nations League.
Und gegen ebenjenen Gegner starteten die Iberer am Samstag souverän in die EM-Endrunde 2024. Ein klarer 3:0-Erfolg (Spielbericht >>>) fiel schlussendlich in der Höhe ein wenig schmeichelhaft, aber dennoch verdient aus. Spanien unterstreicht somit schon nach dem ersten Spieltag, dass man in diesem Jahr sehr wohl ein Wort um den Titel mitreden möchte.
Morata: "Habe mir gedacht, dass wir gut drauf sind"
De la Fuente setzte zum Auftakt auf einen Mix aus Erfahrung und jugendlicher Frische. Die Rechnung ging auf: Sowohl die etablierten Stars wie Kapitän Alvaro Morata und Dani Carvajal, als auch die Youngster rund um den neuen EM-Rekordspieler Lamine Yamal (16), Nico Williams (21) und Pedri (21) drückten dem Spiel ihren Stempel auf.
"Ich bin sehr glücklich und freue mich für jeden, der so hart daran gearbeitet hat, um auf dieses Level zu kommen. Wir haben eine ambitionierte Gruppe, die wie eine Familie ist", lobt der Trainer den Zusammenhalt im Team.
"Es war eine sehr komplette Leistung, ich bin sehr zufrieden, wie wir in allen Bereichen des Platzes agiert haben. Wir sind gut gestartet, das hat uns Sicherheit gegeben. Wir müssen jetzt aber mit beiden Füßen am Boden bleiben", warnt er.
Für Morata, der den ersten Treffer erzielte, kommt die Leistung der Mannschaft nicht überraschend: "Ich habe mir gedacht, dass wir gut drauf sind. So müssen wir auftreten", so der Atletico-Stürmer, der nun mit sieben Treffern in elf Spielen Spaniens Rekordtorschütze bei EM-Endrunden ist.
Im zweiten Gruppenspiel gegen Titelverteidiger Italien kann Spanien am kommenden Donnerstag bereits den Einzug ins Achtelfinale fixieren.
Modric bemängelt "fehlende Energie"
Auf der Gegenseite herrscht nach dem Spiel Ernüchterung. Kroatiens Fußball-Legende Luka Modric, der im Alter von 38 Jahren wohl sein letztes großes Turnier spielt, findet klare Worte:
"In der ersten Hälfte waren wir nicht wir selbst, da hat die Energie gefehlt. Wir waren auch zu weit weg von den Gegenspielern. Spanien hat uns dafür bestraft."
Dennoch will der Mittelfeldstratege optimistisch bleiben: "Es ist nicht das Ergebnis, das wir uns erhofft hatten, aber es ist wie es ist. Wir haben noch zwei Matches, um es besser zu machen", weiß Modric.
Teamchef Zlatko Dalic pflichtet seinem Kapitän bei und bemängelt ebenfalls, dass seine Mannschaft "die nötige Energie und Aggressivität" vermissen hat lassen. "Es ist kein guter Start, aber ich gratuliere Spanien zum Sieg", zeigt er sich als fairer Verlierer.
Für Kroatien geht es im nächsten Spiel gegen den vermeintlich schwächsten Gruppengegner Albanien. Einen weiteren Ausrutscher darf man sich nicht mehr erlauben.