Die kriegsgeplagte Ukraine hat bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland den erhofften Auftakterfolg klar verpasst.
Trainer Sergiy Rebrov zeigte sich nach der unerwarteten 0:3-Niederlage (Spielbericht) enttäuscht, sein Team habe "im Grunde genommen in allen Bereichen verloren". Die schwierige Situation in der Heimat wollte Rebrow dabei nicht als Ausrede gelten lassen. "Wir haben seit mehr als zwei Jahren mit diesem mentalen Druck zu tun."
Die Spieler zeigten sich indes selbstkritisch und baten die Fans sogar um Entschuldigung. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist peinlich in die Augen der Fans zu schauen, die gekommen sind, um uns zu sehen", sagte Arsenals Oleksandr Zinchenko. "Es ist eine Schande. Und ich bin sicher, dass alle Jungs das verstehen."
"Wir müssen vergessen, was zuhause passiert"
Dabei begann die Partie vielversprechend. Die Ukraine legte spielfreudig los, verbuchte in der Anfangsphase über 80 Prozent Ballbesitz. Nach dem ersten Gegentreffer verlor die Rebrov-Elf jedoch den Zugriff auf das Spiel und war zeitweise komplett von der Rolle. Zwei folgenschwere Fehler von Torhüter Andriy Lunin sowie ein zaghaftes Abwehrverhalten verhalfen Rumänien zu drei Treffern und dem verdienten Erfolg.
Lunin, der in der Champions League für Triumphator Real Madrid teils noch herausragend gehalten hatte, zeigte sich untröstlich: "Ich möchte mich einfach nur bei allen entschuldigen. Denn das war mein Fehler und damit fing alles an."
Coach Rebrov forderte seine Spieler für den weiteren Turnierverlauf auf zu versuchen, den Krieg in der Heimat auszublenden. "Wir müssen vergessen, was zuhause passiert. Wir haben heute nicht unser Niveau gezeigt. Aber wir müssen immer unser Maximum abrufen." Eine Forderung, die angesichts der aktuellen Lage für die Akteure wohl schwer umsetzbar sein wird. Viele Spieler berichteten im Vorfeld des Turniers vom psychischen Druck durch die Situation.
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Die Analyse des Trainers fiel sachlich aus. "Wir haben einige individuelle Fehler und auch Teamfehler gemacht. Die Rumänen haben sehr diszipliniert verteidigt. Aber so ist die EM. Wenn du Punkte holen willst bei der EM, musst du wirklich alles zeigen. Und das haben wir heute nicht getan", sagte der Trainer.
Die Ukrainer müssen indes in der Vorrunde noch am Freitag gegen die zum Auftakt siegreiche Slowakei und am Mittwoch nächster Woche gegen Belgien antreten.
"Ein historischer Sieg für Rumänien"
Die Rumänen waren dagegen entzückt von ihrem Start nach Maß in der Münchner Arena, wo zigtausende Fans für eine famose Stimmung gesorgt hatten. "Es war unglaublich, was die Leute uns gegeben haben. So etwas habe ich zum ersten Mal erlebt", berichtete Coach Eduard Iordanescu. "Das ist ein historischer Sieg für Rumänien." Denis Dragus, Torschütze zum 3:0, sprach sogar vom mit Abstand besten Tag seines Lebens.
Rumänien durfte erst zum zweiten Mal einen Sieg bei einer EM-Endrunde bejubeln. Der zuvor einzige Erfolg liegt bereits 24 Jahre zurück. Bei der Europameisterschaft 2000 gewannen die Rumänen gegen England und qualifizierten sich dadurch für das Viertelfinale.
Der fulminante Auftakt brachte die Iordanescu-Truppe zumindest sehr nahe an eine erneute Qualifikation für die K.o.-Phase.