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England jubelt: "Es war das beste Spiel, das wir je hatten"

Die "Three Lions" hinken gegen die Schweiz einmal mehr den eigenen Erwartungen zurück. Im englischen Lager schwärmt man vom nächsten Mentalitätssieg.

England jubelt: Foto: © getty

"Ein gutes Rennpferd springt nur so hoch wie es muss." Selten hat ein Sprichwort so gut gepasst, wie für das englische Fußball-Nationalteam bei dieser Europameisterschaft.

Die "Three Lions" ziehen mit einer erneuten minimalistischen Leistung ins Halbfinale ein. In der Runde der letzten Acht eliminieren die Engländer die Schweiz nach einem erneuten Rückstand in der regulären Spielzeit mit 6:4 nach Elfmeterschießen (Spielbericht>>>).

"Es ist einfach unglaublich", fehlen dem Siegtorschützen im Elfmeterschießen Trent Alexander-Arnold nach dem Spiel ein wenig die Worte. Die Mannschaft von Gareth Southgate steht nach nur einem Sieg in der regulären Spielzeit, zum Auftakt 1:0 gegen Serbien, in der Runde der letzten Vier.

"Das sind die Ziele, die wir uns gesetzt haben. Das Team hat viel Charakter, Glauben, Herz und Geist gezeigt und in den entscheidenden Momenten tief gegraben", Alexander-Arnold weiter.

Saka-Geniestreich: "Er ist einer der Besten"

Bereits im Achtelfinale wankte der Mitfavorit gewaltig. Gegen die Slowakei rettete Jude Bellingham erst in der fünften Minute der Nachspielzeit das 1:1 und erzwang so die Verlängerung. Dort reichte ein Blitztor von Harry Kane zum Aufstieg.

Auch gegen die Schweiz im Viertelfinale war die Leistung über die gesamte Spielzeit durchwachsen. Nach highlightarmen ersten 75 Minuten gehen die Eidgenossen durch Breel Embolo in Front. Ein kleiner Weckruf für die Engländer, die nur fünf Minuten später, nach einem Geniestreich von Bukayo Saka, über den Ausgleich jubeln dürfen. Bezeichnend, dass dies der erste Schuss aufs Tor der Schweizer war.

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Im Anschluss schwärmt Cheftrainer Gareth Southgate im Interview bei "BBC Sports" über den Arsenal-Star: "Er ist einer der Besten"

"Wir wussten, dass es eine enge Partie werden würde", hatte Alexander-Arnold bereits eine Vorahnung. Auch der Cheftrainer hatte viel Respekt vor den Eidgenossen: "Sie sind eine wirklich gute Mannschaft, schwer zu pressen und zu verteidigen."

England zeigt keine Nerven im Elfmeterschießen

Der kurze Aufschwung der Engländer verblasste schlussendlich zum Auftakt der Verlängerung. In gewohnt minimalistischer Manier rettete man sich ins Elfmeterschießen.

Dort behielten alle fünf englischen Schützen die Nerven und verwandelten souverän vom Punkt. Bei den Schweizern wird gleich der erste Schütze mit Manuel Akanji zum Unglücksraben. Damit kann England die in der Vergangenheit nicht immer erfolgreiche Elfmeter-Historie ein wenig verschönern.

Für die "Three Lions" treffen erst zum zweiten Mal beim zehnten Elfmeterschießen in der Verbandsgeschichte alle fünf Schützen. Das letzte Elfmeterschießen verlor man 2021 im EM-Finale gegen Italien.

Damals verschoss Saka im Wembley-Stadion den letzten entscheidenden Elfmeter. Gegen die Schweiz trifft er souverän und zeigt Charakter: "Von so etwas (Euro 2021) zurückzukommen war wirklich schwierig, aber ich habe es genutzt, um stark zu werden, und heute habe ich meine Chance genutzt"

"Dann die Dinge, die man nicht messen kann — Charakter, Mentalität — das haben wir im Elfmeterschießen gezeigt. Spieler, die reinkommen, zehn Ballkontakte haben und dann unter so viel Druck einen Elfmeter schießen, während das ganze Land zusieht und erwartet", ist Bellingham von seinen Teamkollegen begeistert.

Bellingham: "Das war wahrscheinlich unsere beste Leistung im Turnier"

Im Lager der Engländer sah man die Leistung im Viertelfinale aus einem etwas anderem Blickwinkel als manch ein neutraler Zuseher: "Ich fand die Spieler einfach brillant. Es war das beste Spiel, das wir je hatten. Wir haben ihnen viele Probleme mit dem Ball bereitet, der Schweiz", schwärmt Southgate nach dem Spiel.

In dieselbe Kerbe schlug Bellingham: "Das war wahrscheinlich unsere beste Leistung im Turnier. Ich hatte das Gefühl, dass wir viel Kontrolle hatten, und selbst als die Schweiz das Spiel übernommen hat, waren wir immer noch recht komfortabel. Wir haben immer noch diese großen Chancen vermisst, aber wir hatten viele gefährliche Angriffe und ich bin stolz auf die Jungs."

Die Statistik spricht aber klar für die Schweizer. Die Eidgenossen haben nach dem Spiel einen Expected-Goals-Wert (erwartete Tore) von 1,49, England nur von 0,66.

Southgate: "Turniere zu gewinnen, bedeutet nicht nur, gut zu spielen"

Moral und Kampfgeist kann man dem englischen Team nicht abstreiten. Zum zweiten Mal in Folge kommen die "Three Lions" von einem Rückstand zurück. "Wieder von hinten zu kommen und den Charakter zu zeigen, den wir gezeigt haben", freut sich Southgate über die Einstellung seiner Mannschaft.

"Ich habe mit den Spielern darüber gesprochen. Turniere zu gewinnen, bedeutet nicht nur, gut zu spielen. Man muss all diese anderen Eigenschaften zeigen, um zu gewinnen, und das haben wir heute Abend getan" verteidigt der Cheftrainer, der gegen die Schweiz bei seinem 100. Länderspiel für England auf der Bank saß, die Spielweise.

Und plötzlich dürfen die englischen Fans wieder von dem ersten Titelgewinn seit 58 Jahren träumen. Der Weltmeister von 1966 ist nur noch zwei Siege von seinem ersten Europameister-Titel entfernt.

Bellingham ist davon überzeugt, dass der aktuelle Kader das gewisse Etwas hat, die Titeldurststrecke zu beenden: "Das ist eine ganz besondere Gruppe von Spielern."


"58 years of hurt" - Englands magere Ausbeute bei Endrunden

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