Acht Jahre lang konnte Deutschland kein K.o.-Duell mehr bei einem großen Turnier gewinnen.
Am Samstagabend endete bei der Heim-Europameisterschaft nun endlich diese für das DFB-Team ungewohnt lange Durststrecke.
Mit einem harterkämpften 2:0-Erfolg über Dänemark in Dortmund (Spielbericht>>>) stellte die Truppe von Teamchef Julian Nagelsmann den Viertelfinal-Einzug sicher, wo es am 5. Juli in Stuttgart entweder zum Duell mit Spanien oder Überraschungsmannschaft Georgien kommt.
Rüdiger: "Haben sie zu lange leben lassen"
"Wir nehmen es, wie es kommt", will sich Real-Madrid-Verteidiger Antonio Rüdiger auf keine Spekulationen über einem mögliche Sensation der Georgier einlassen. Für den 31-jährigen Abwehrspieler stand der Achtelfinal-Erfolg im Vordergrund, der aus dessen Sicht trotz einiger knapper VAR-Entscheidungen absolut in Ordnung ging.
"Es fühlt sich sehr gut an. Wir waren von Anfang an dominant. Was wir kritisieren können, ist, dass wir sie nicht schon vorher getötet haben. Wir haben sie zu lange leben lassen", meinte Rüdiger etwas martialisch.
Rüdiger lobt "guten Charakter" des DFB-Teams
Für Rüdiger sei es auch kein Zufall gewesen, dass Deutschland ausgerechnet kurz nach dem Beinahe-Rückstand durch Joachim Andersen, dessen Treffer aufgrund einer hauchdünnen Abseitsstellung aberkannt wurde (48.), den ersehnten Führungstreffer erzielte.
"Solche Situationen sind nicht einfach. Diese Mannschaft zeigt aber guten Charakter und wir haben gezeigt, dass wir gegen alle Widrigkeiten zurückkommen können." Auch eine mehrminütige Unterbrechung wegen eines eintretenden Gewitters brachte die Deutschen nicht aus der Konzentration.
Starke Vorstellung von Schlotterbeck
Ausgerechnet Andersen bekam den Ball kurz nach seinem aberkannten Tor bei einer Raum-Hereingabe an die Hand, der Elfmeter war daher gerechtfertigt und wurde von Kai Havertz sicher verwandelt (53.). Danach machte Jamal Musiala den Sack zu (68.).
Rüdiger macht aber deutlich, dass der Weg der DFB-Elf noch lange nicht zu Ende gehen soll: "Wir haben noch drei Endspiele!"
Ob in diesen auch Nico Schlotterbeck vom Start weg dabei sein wird, wird sich zeigen. Der Dortmund-Verteidiger rutschte aufgrund der Sperre von Jonathan Tah in die Startelf und lieferte in seinem Heimstadion eine starke Leistung ab. Unter anderem bereitete er den Treffer von Musiala vor.
"Ich glaube, dass wir ein super Spiel gemacht haben. Wir hatten wahnsinnige Fans hinter uns. Das Stadion hat gebebt. Von Dortmund bin ich das eh gewohnt, aber nicht von der Nationalmannschaft", strahlte Schlotterbeck nach der Partie.
"Ich bin froh, dass wir im Viertelfinale stehen", so Schlotterbeck, der in der Nationalmannschaft nach einigen Fehlern nicht den besten Stand hatte.
DFB-Elf will Euphorie im eigenen Land ausnützen
"Ich hatte nicht die glücklichsten Auftritte beim DFB. Ich mache mir da aber selbst am meisten Druck, der kommt nicht von außen. Ich bin froh, dass wir zu Null gespielt haben. Ich glaube, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben und wir uns mit den beiden Toren belohnt haben."
Die immer größer werdende Euphorie in Deutschland wolle man nun so gut wie möglich mitnehmen: "Wir haben etwas im Land ausgelöst und wenn etwas von außen kommt, ist man froh, dass man das hineinkatalysieren kann. Wir spielen mit viel Spaß und das ist das Wichtigste."
DFB-Teamchef Julian Nagelsmann war jedenfalls zufrieden mit seiner Mannschaft - vor allem, was den Willen und Kampfgeist betrifft: "Es war ein skurriles Spiel. Wir waren zunächst überragend drin. Dann war es ein Spiel voller Widerstände. Dagegen haben wir gut angekämpft. Wir sind verdient weitergekommen."
Andersen: "Sicher kein Elfmeter"
Die Gegenseite haderte hingegen mit dem Spielglück.
Der Däne Thomas Delaney meinte: "Es ist sehr hart jetzt für uns. Wir haben gegen ein gutes Team verloren. Es hat einfach nur gefehlt, dass wir das Messer reinstecken. Das Spiel war wie wir es erwartet hatten. Ich weiß nicht ob es ein deutliches Abseits vor unserem Tor war. Danach gleich das Gegentor. Es war wie wenn du einen Kübel kaltes Wasser über den Kopf bekommst. Wir haben viel investiert, mussten ordentlich leiden, das muss man zugeben."
Und Unglücksrabe Andersen sagt zur Elfmetersituation: "Das war verrückt und sicher kein Elfmeter. Ich kann nicht mit den Armen hinter meinem Rücken herumlaufen und gleichzeitig Fußball spielen. Er ist einen halben Meter weg von mir und trifft mich mit dem Ball an der Hand. Ich sehe nicht, wie ich das verhindern hätte können."