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Deutschland und das Ziel der "grünen" EURO

Die CO2-Emissionen werden auf 490.000 Tonnen geschätzt. Der Reiseverkehr soll auf Schiene gelenkt werden, ein neuer Kompensationsmechanismus wird erprobt:

Deutschland und das Ziel der Foto: © getty

Die EURO 2024 in Deutschland soll die "nachhaltigste" Fußball-EM der Geschichte werden - diesen Claim schreiben sich die UEFA und der DFB auf die Fahnen.

Und tatsächlich sind trotz Gesamtemissionen von ex ante geschätzten 490.000 Tonnen CO2-Äquivalent positive Aspekte auszumachen, darunter Vergünstigungen von Bahnreisen. Auffälligkeiten wie die 24.000 Quadratmeter grüner Plastikrasen in der Berliner Fanmeile sind aber ein Schlag ins Gesicht von Ökologie-Bewegten. 

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Vor knapp einem Jahr hat die Europäische Fußball-Union ein ehrgeiziges Strategiepapier für die Bereiche Nachhaltigkeit, Soziales und ethische Praxis vorgelegt und für die Umsetzung mehr als 30 Millionen Euro veranschlagt.

"Wir sind fest entschlossen, ein Teil der Lösung zu sein", sagte Michele Uva, der UEFA-Direktor für Nachhaltigkeit. Der Dachverband möchte dem Italiener zufolge "die Auswirkungen des Fußballs auf die Umwelt messen und reduzieren, um das Umweltbewusstsein in unserem Sport zu schärfen".

Zugverkehr als Steckenpferd

Auch der DFB und die deutsche Bundesregierung verschrieben sich im Zusammenhang mit dem EM-Turnier früh dem Thema Nachhaltigkeit. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei der Schienenverkehr ein - wobei das hehre Vorhaben auf eine günstige Voraussetzung trifft. Denn durch Deutschlands zentrale Lage in Europa gibt es zahlreiche Bahnverbindungen vom umliegenden Ausland in die zehn WM-Städte.

Mit besonderen Vergünstigungen dank Mobilitätspartner Deutsche Bahn wurde die Lust der Fans auf Zugreisen zusätzlich angefacht. Innerhalb Deutschlands kostet ein Ticket 2. Klasse mit ICE, IC/EC an einen Spielort mit einer Eintrittskarte höchstens 29,90 Euro, außerdem wurden spezielle Interrailpässe für Reisen durch 33 Länder der EU aufgelegt. Zusätzlich ist die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs am Matchtag kostenlos.

Gewiss ein wesentlicher Schritt, wenngleich es laut dem Wissenschafter Hartmut Stahl vom deutschen Öko-Institut wünschenswert gewesen wäre, wenn man die Gratisnutzung ausgeweitet hätte - am besten auf alle Bahnreisen. "Das wäre ein Meilenstein gewesen, aber es ist natürlich eine Kostenfrage", sagte er der Münchner Abendzeitung im Interview. Dass die teilnehmenden Nationalteams zwischen den Spielorten und ihrem Camp ausschließlich per Bahn unterwegs sind, wäre aus Sicht von Stahl ebenfalls erstrebenswert.

Überschaubarer Effekt - dank "katastrophaler" Bahn

Laut dem Umweltexperten Thomas Dworak könnte die Auswirkungen der Bahn-Angebote aber überschätzt werden, da die konventionellen EM-Besucher dafür nicht so empfänglich seien. "Der Effekt, den man da erreichen kann mit der Bahn, ist wahrscheinlich überschaubar", sagte der Direktor der Firma Fresh Thoughts Consulting im APA-Interview und ergänzte: "Das Bahnerlebnis ist auch überschaubar gut, die Deutsche Bahn ist eine Katastrophe." Einen "Fortschritt und Vorteil" erkennt Dworak darin, dass im Gegensatz zur Weltmeisterschaft 2022 in Katar für die Veranstaltung keine neue Stadien errichtet wurden.

Das Öko-Institut hat im Auftrag des Bundesumweltministeriums eine Konzept- und Machbarkeitsstudie zur EURO 2024 erstellt. Darin wurden im Voraus die Treibhausgasemissionen des Events taxiert. Das Ergebnis: 490.000 Tonnen, womit man sich grob im Bereich der vorangegangenen EM-Turniere bewegt.

Für die EURO 2016 in Frankreich lag das Ergebnis laut dem Bericht bei ca. 600.000 Tonnen, für die EURO 2021 wurden ca. 220.000 Tonnen geschätzt, wobei coronabedingt deutlich weniger Fans in die Stadien gelassen wurden.

Keine CO2-Zertifikate, sondern Geld für Projekte

Eine Vorbildwirkung könnte dem Turnier auch durch die Art und Weise zukommen, wie man den unvermeidbaren Emissionen begegnet. Bisher verfolgten große Organisationen und Veranstaltungen zumeist den Ansatz, dass der ökologische Fußabdruck kompensiert werden soll. Dabei werden Zertifikate von Anbietern gekauft, die versprechen, um das Geld Bäume zu pflanzen oder Wald zu schützen. Laut Expertenmeinung ist das aber ein Irrweg, da der CO2-Ausgleich in der Praxis kaum tatsächlich einmal gelinge, ja überhaupt möglich sei.

Die Macher der EURO 2024 wollen hingegen umweltbezogene Projekte von Amateurvereinen in Deutschland direkt finanziell unterstützen. So hat die UEFA einen Klimafonds ins Leben gerufen und mit sieben Millionen Euro dotiert.

Interessenten konnten einen Antrag stellen, ein Aufsichtsgremium wählt die Projekte aus, die gefördert werden. Geld gibt es dann etwa für Wärmepumpen, LED-Flutlichtleuchten, Abfallmanagement-Systeme oder Elektro-Minibusse.

Und was hat es mit dem Kunstrasen vor dem Berliner Brandenburger Tor auf sich? Der Rollrasen soll nach dem Event gereinigt und an lokale Fußballvereine und -plätze weitergegeben werden und dort möglichst lange als Spielfläche dienen.


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