Thibaut Courtois hat für mächtig Aufregung in Belgiens Fußball-Nationalteam gesorgt.
Der Torhüter erschien am Sonntag nicht beim Treffpunkt in Tubize und reiste nicht mit zum EM-Qualifikationsspiel am Dienstag in Estland.
Ersten Berichten zufolge war Courtois wegen der Kapitänsentscheidung von Teamchef Domenico Tedesco verärgert. Tedesco hatte am Samstag im Heimspiel gegen Österreich (1:1) Romelu Lukaku zum Kapitän bestimmt, Courtois sollte die Roten Teufel gegen Estland aufs Feld führen.
"Ich bin überrascht und schockiert. Wir haben nicht damit gerechnet, dass so etwas passieren würde", sagte Tedesco am Montagabend auf einer Pressekonferenz vor dem Estland-Spiel.
Da der nominelle Kapitän Kevin de Bruyne derzeit verletzt fehlt, herrschte vor der Österreich-Partie Rätselraten, wer die Kapitänsbinde bekommt. Tedesco entschied sich in der ersten Partie des Quali-Doppels für Inter-Stürmer Lukaku. Eine Entscheidung, die Courtois laut Berichten schlecht aufgenommen hat.
Courtois-Abreise wegen Verletzung? Tedesco: "Ich kann nicht lügen"
"Gemeinsam haben wir beschlossen, dass Romelu gegen Österreich Kapitän sein wird und Thibaut gegen Estland", erklärte Tedesco am Montag. "Das war für alle in Ordnung, aber nach dem Spiel wollte er plötzlich mit mir reden und sagte, er würde nach Hause gehen, weil er enttäuscht und gekränkt sei", so der Teamchef.
"Ich habe von Anfang an versucht, ihm die Wertschätzung entgegenzubringen, die er verdient. In meinen Augen ist er der beste Torhüter der Welt. Ich liebe ihn als Torhüter, aber auch als Mensch. Ich bin schockiert", sagte Tedesco.
Laut belgischen Medien hatte Courtois' Vater die Abwesenheit seines Sohnes mit einer Knieverletzung erklärt. Dem widersprach Tedesco. "Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es eine Verletzung ist, aber ich kann nicht lügen", betonte der Teamchef. Wie es mit Courtouis im Nationalteam weitergeht, ließ er offen.
"Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, etwas dazu zu sagen, denn wir haben morgen ein wichtiges Spiel", sagte Tedesco. "Die nächsten Spiele sind im September und dann werden wir sehen."
"Zutiefst enttäuscht!" - Courtois schießt zurück
Belgiens Teamchef musste jedoch nicht lange auf eine Reaktion warten. Courtois stellte noch am Montagabend über Soziale Medien seine Sicht der Dinge klar:
"Heute Nachmittag war ich überrascht über die Pressekonferenz des Trainers, in der er in Teilen und subjektiv ein privates Gespräch nach dem Spiel gegen Österreich wiedergab", so der Torhüter von Real Madrid.
"Ich möchte klarstellen, dass es nicht das erste oder letzte Mal ist, dass ich mit einem Trainer über Fragen im Zusammenhang mit einer Umkleidekabine spreche, sondern dass es das erste Mal ist, dass jemand beschließt, es öffentlich zu erzählen."
Courtois sei "zutiefst enttäuscht" davon. Zudem stellte er klar, dass die Einschätzungen des Trainers "nicht zur Realität passen".
Courtois widerspricht Tedesco wegen Abreisegrund
"In diesem Gespräch bat ich ihn, nicht um einen direkten Vorteil, sondern um Erklärungen und Entscheidungen, um Situationen zu vermeiden, die uns in der Vergangenheit geschadet haben, und dabei immer das Gesamtwohl im Auge zu behalten", so Courtois.
"Kapitän der Nationalmannschaft zu sein oder nicht zu sein, ist weder eine Laune noch eine willkürliche Entscheidung, es sollte seine Entscheidung sein, und genau das habe ich versucht, ihm zu vermitteln. Leider habe ich mein Ziel nicht erreicht. Ich betone, dass ich in keinem Fall irgendetwas gefordert habe und dass ich mit meinem Teamkollegen Romelu Lukaku gesprochen habe, um alle Umstände im Zusammenhang mit dieser Situation zu klären", sagt der 31-Jährige.
Dazu widersprach Courtois den Berichten, wonach er nur wegen dem Kapitänsstreit abgereist sei. Er hatte am Montag eine Knie-Untersuchung, wie er mitteilt. Dies sei nach Absprache mit den Ärzten von Real Madrid geschehen.
Belgien bekommt es in der EM-Qualifikation am Dienstag (ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) auswärts mit Estland zu tun.