Der französische Fußballverband hat kurz vor dem ersten EM-Spiel gegen Österreich vor zu großer Politisierung des eigenen Teams angesichts der bevorstehenden Neuwahlen gewarnt.
In einem Statement vom Samstagabend hieß es: "Dem französischen Fußballverband liegt die Meinungsfreiheit sehr am Herzen, er unterstützt den notwendigen Aufruf zur Stimmabgabe." Es sei allerdings "angebracht, jegliche Form von Druck und politischer Ausnutzung des französischen Teams zu vermeiden".
Vom 30. Juni bis 7. Juli sind die Menschen in Frankreich aufgerufen, über die Zusammensetzung des Parlaments abzustimmen, nachdem Staatspräsident Emmanuel Macron nach der Europawahl Neuwahlen angesetzt hatte. Die rechtsnationalistische Partei Rassemblement National (RN) war bei der Europawahl auf über 31 Prozent gekommen.
Deutliche Statements der Spieler
Frankreichs Spieler - die L'Equipe tricolore ist traditionell eine multikulturelle Auswahl - äußerten sich in den vergangenen Tagen teils sehr besorgt über die Lage im Land. Am klarsten bezog Stürmer Marcus Thuram Position.
"Die Situation in Frankreich ist traurig, sie ist ernst. Das ist die traurige Realität unserer Gesellschaft", sagte der Stürmer bei einer Pressekonferenz. Man müsse allen sagen, dass sie wählen gehen, "und jeden Tag dafür kämpfen müssen, dass der RN nicht durchkommt." Sein Vater und Ex-Nationalteamspieler Lilian Thuram setzt sich seit Jahren gegen Extremismus und Rassismus ein.
Am Tag zuvor hatte Ousmane Dembele seine Landsleute zum Urnengang aufgerufen. "Wir müssen die Leute dazu bewegen, zur Wahl zu gehen", sagte der Offensivspieler von Paris Saint-Germain. "Ich denke, dass in Bezug auf die Situation in Frankreich die Alarmglocken schrillen."
Laut der Zeitung "Le Parisien" wollen fast 40 Personen aus der französischen Delegation von ihrem Recht Gebrauch machen, eine andere Person - etwa einen Familienangehörigen - zu beauftragen, für sie im Wahllokal abzustimmen. Notwendig ist dafür unter anderem eine Vollmacht.