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Poms huldigt Dani Olmo: "Er kann der Beste der Welt werden"

Der Österreicher arbeitete mit dem spanischen Star einst bei Dinamo Zagreb zusammen. Nicht selten rieb sich Poms wegen Olmo an der Seitenlinie die Augen.

Poms huldigt Dani Olmo: Foto: © GEPA

Die spanische Nationalmannschaft greift bei der Europameisterschaft in Deutschland nach dem Titel.

Einer der Hauptprotagonisten der furios aufspielenden "Furia Roja" ist Dani Olmo.

Während die Welt über Super-Youngster Lamine Yamal und Senkrechtstarter Nico Williams staunt, entpuppte sich der 26-Jährige in der K.o.-Phase als entscheidender Erfolgsfaktor der Iberer. Mit drei Treffern und zwei Vorlagen ist Olmo aktuell EM-Topscorer, und das, obwohl er zunächst als Backup für den mittlerweile verletzten Pedri auf der Bank Platz nehmen musste.

Der Leipzig-Star drückt dem Turnier seinen Stempel auf, setzte im Viertelfinale mit Tor und Assist unter anderem dem Sommermärchen der Deutschen ein jähes Ende. Im Finale gegen England (Sonntag, ab 21:00 Uhr im LIVE-Ticker) werden die Scheinwerfer nun erneut auf Olmo gerichtet sein, der seinen endgültigen Durchbruch in die Weltspitze mit dem Titel krönen könnte.

Ein Wegbegleiter des Spaniers kommt aus Österreich: Rene Poms.

Er heuerte als damaliger Co-Trainer von Nenad Bjelica im Mai 2018 bei Dinamo Zagreb an. Im Interview mit LAOLA1 liefert der Ex-Leoben-Coach Eindrücke über die gemeinsame Zeit mit dem sympathischen Spanier.

Olmos ungewöhnlicher Karriereweg

Olmos bisherige Karriere darf durchaus als außergewöhnlich bezeichnet werden. Der gebürtige Katalane stammt aus der berüchtigten "La Masia"-Akademie des FC Barcelona. Im zarten Alter von 16 Jahren wagte er 2014 überraschend den Sprung ins Ausland zu Dinamo Zagreb, wo er schließlich auf Poms traf.

Die Entscheidung sei keineswegs aus heiterem Himmel gefallen, wie der Österreicher im Austausch mit seinem ehemaligen Schützling erfuhr: "Es hat mich natürlich interessiert, wieso er diesen Weg gegangen ist. Dani hat sich diesen Schritt damals sehr gut überlegt. Er wusste, dass bei Dinamo viele junge Spieler relativ rasch den Sprung nach oben schaffen."

Poms und Olmo jubelten gemeinsam bei Dinamo Zagreb
Foto: © Rene Poms Privat

In Barcelona hätte es dem damaligen Teenager an Wertschätzung gefehlt, weswegen er sich bewusst auf eine neue Erfahrung einließ. Von Beginn an sei Olmo äußerst professionell zu Werke gegangen, habe sich schnell integriert und natürlich auch die Sprache gelernt. 

"Dani hatte einen ganz klaren Karriereplan, der vorsah, über Dinamo schneller in den Profibereich zu kommen", meint Poms. Wie sich schon nach kurzer Zeit herausstellte, ging dieser Plan voll auf. 

"Dann macht er auf einmal etwas, wo du dir an der Seitenlinie die Augen reibst"

Als Poms und Bjelica zum Verein stießen, hatte Olmo - gerade 20 Jahre alt geworden - schon knapp 40 Pflichtspiele für die Kroaten bestritten. In der gemeinsamen Zeit entwickelte sich der Spanier schließlich zum Topstar der Mannschaft, der schnell das Interesse etlicher Spitzenklubs auf sich zog. 

Poms erinnert sich: "Man hat sofort gesehen, dass er ein Spieler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ist. Als Trainer hast du ja oft Ideen und Lösungen in gewissen Spielsituationen. Und dann macht er auf einmal etwas, wo du dir an der Seitenlinie die Augen reibst und denkst: 'Wie ist er jetzt auf das gekommen?'. Er war schon damals überragend." 

Für Poms verkörpert Olmo eine gewisse spanische Mentalität, die er während seiner Laufbahn öfters beobachten konnte: "Er lebt für den Fußball, ist regelrecht verrückt danach. Aber sobald er den Platz verlässt, ist er ein ganz einfacher Typ." 

Es ist vor allem die menschliche Seite, die für den Steirer in überaus positiver Erinnerung bleibt: "Er ist sehr demütig, sehr bescheiden. Alles in allem einfach ein extrem angenehmer und lieber Typ, mit dem man auch außerhalb der Fußballwelt befreundet sein möchte", beschreibt er den Star-Fußballer.

In Leipzig zum "kompletten Spieler" gereift

Olmos steiler Aufstieg zog zwangsläufig Veränderungen mit sich. Im Jänner 2020 war die kroatische Liga endgültig zu klein für das Talent geworden und die nächste Stufe auf der Karriereleiter sollte erklommen werden. Einige europäische Topadressen klopften an:

"Der AC Milan hatte sich um ihn bemüht. Auch aus Spanien gab es Interesse", erzählt Poms. Schlussendlich setzte sich jedoch RB Leipzig im Rennen um den Mittelfeldspieler durch. Der deutsche Bundesligist zahlte rund 29 Millionen Euro für Olmo, der Dinamo nach 62 Torbeteiligungen in 124 Pflichtspielen verließ. 

Der Wechsel nach Leipzig war erneut gut durchdacht und stellte sich bald als überaus gewinnbringend für alle Seiten heraus: "Er hat sich noch einmal extrem weiterentwickelt. In Zagreb war er noch mehr ein reiner Offensivspieler, mittlerweile ist er auch im Spiel gegen den Ball sehr stark. Er ist eine richtige Maschine in der Abwehrphase und für mich jetzt zu einem kompletten Spieler gereift", behält er die Leistungen Olmos weiterhin gut im Auge.

Weltklassespieler mit Landesliga-Mentalität

Mehrere Spieler, die unter Bjelica und Poms den Sprung in den Profibereich schafften, wuchsen in den Folgejahren zu Nationalspielern heran. Aus dem aktuellen kroatischen EM-Kader spielten unter anderem die beiden Innenverteidiger Josko Gvardiol und Josip Sutalo sowie Mittelfeldakteur Lovro Majer unter dem Duo.

Für mich kann er der beste Spieler der Welt werden. Das habe ich schon nach zwei Trainings gesagt.

Rene Poms über Dani Olmo

Dennoch sticht Olmo heraus. Poms ist sich sicher, dass der mögliche EM-Titel nur einer von vielen in der Karriere des Spaniers sein wird:

"Sein Weg ist geebnet bis ganz nach oben. Ein Ende seiner Entwicklung ist noch lange nicht erreicht, für mich kann er der beste Spieler der Welt werden. Das habe ich schon nach zwei Trainings bei Dinamo gesagt und meine Meinung hat sich bis dato nicht geändert."

Trotz des Erfolgs sei Olmo immer am Boden geblieben, wie Poms abschließend erzählt: "Wir hatten gegen Atalanta Bergamo in der Champions League gewonnen und Dani war wieder einmal der überragende Mann am Platz. Nach der Partie ist er in die Kabine gegangen, hat sich hingesetzt, eine Kleinigkeit gegessen und ist dann mit seinem Vater nach Hause gefahren. Als wäre er gerade in der Landesliga aufgelaufen!"

Die Kombination aus Olmos spielerischen und menschlichen Qualitäten verstärken Poms' Glaube an weitere Heldentaten. Der Österreicher pflegt weiterhin Kontakt zum 26-Jährigen und beglückwünscht ihn regelmäßig nach erfolgreichen Spielen.

Am Sonntag drückt er seinem ehemaligen Schützling natürlich wieder die Daumen: "Ich bin mir fast sicher, dass Spanien Europameister wird", bereitet er bereits die nächste Gratulations-Nachricht vor. 


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