Sportlich war der Ausflug des SK Rapid nach Istanbul durchaus überzeugend. Der 2:1-Erfolg bei Basaksehir, einem sicher nicht schwächer einzuschätzenden Gegner, war verdient - und hätte noch höher ausfallen können.
Besonders der psychologische Aspekt, nach einem späten und vermeidbaren Gegentor vor der Halbzeit nicht in Lethargie zu verfallen, sondern ganz im Gegenteil mit deutlich mehr Schwung wieder zu starten, war keine Selbstverständlichkeit.
So gelang mit dem ersten, schön herausgespielten Angriff die erneute Führung. Und im Anschluss war die Kontrolle über das Geschehen ganz in Wiener Hand. Chancen auf mehr Tore hätte es gegeben.
Das gefiel auch Robert Klauß, der nach seiner Sperre diesmal reiner Zuschauer war. Zumal Rapid in englischen Wochen steckt, die Kraft kosten und darüber hinaus wenig Vorbereitungs- und Trainingszeit auf die einzelnen Gegner zulassen, was im Falle von Basaksehirs anderem Spiel auch kein Vorteil war.
Es wurde eine gute Grundlage für die weitere Ligaphase in der UEFA Conference League geschaffen, die auch noch leichtere Aufgaben bieten wird.
Dazu lieferte neben den üblichen Leistungsträgern auch "Euro-Louis" Schaub auf "seiner" Bühne wieder voll ab. In einem Moment, in dem er aufgrund der Verletzung von Isak Jansson noch dringender gebraucht wird.
Sportlich schaut die grün-weiße Welt vielversprechend aus.
"Ausverkauft"
Abseits davon war Istanbul eine spezielle Erfahrung bei einem speziellen Verein.
7.622 Zuschauer fanden sich im Fatih-Terim-Stadyumu ein. Für den jungen Klub aus dem Westen der Stadt schon ein guter Besuch. Bei dem nachgeholfen wurde.
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Geprägt waren die Ränge nämlich von Kindern und Jugendlichen. Offiziell war die Begegnung in der 17.300 Menschen fassenden Arena ausverkauft - weil alle Karten laut Erzählungen türkischer Journalistenkollegen an Schulen verschenkt wurden.
Deutsche Touristen, die die Gelegenheit nutzen und sich Karten kaufen wollten, wurden abgewiesen. Kein Platz sei mehr frei.
Das führte zu einer künstlichen Stimmung, bei der die Rapid-Fans natürlich die Hoheit hatten. Was den Veranstaltern nicht passte - jede Stimmungsspitze abseits der 90 Minuten wurde mit ohrenbetäubender Musik aus den Boxen niedergeknüppelt.
Das Kreuz mit dem Kreuz
Das alles war nervig bis hin zu bizarr, konnte aber noch belächelt werden. Weniger zum Lachen war so mancher Bericht der mitreisenden Fans.
Die Anreise zum Auswärtssektor war nur kollektiv gestattet, den Transfer vom Treffpunkt zum Stadion per Bussen übernahm der SK Rapid.
Vor dem Spiel wurde von der "Rechtshilfe Rapid" schon gewarnt, dass restriktive Einlasspolitik bei den Symboliken auf Shirts, Schals, Fahnen, Doppelhaltern und Transparenten gelte. Dass schon für kleine Verstöße im Rahmen einer Fußballveranstaltung mitunter herbe Strafen folgen können, war ohnehin bekannt.
Dem Verbot religiöser Symbole, an sich mit den verbindenden Werten der UEFA schon sehr schwierig vereinbar, fiel sogar jegliche Darstellung des Wiener Stadtwappens zum Opfer. Bekanntlich von einem Kreuz geziert.
Die Berichte der tatsächlichen Gegebenheiten aus dem "Austrian Soccer Board" waren noch schlimmer. Abgenommen wurde von der türkischen Polizei alles, was ihr in den Sinn kam, von Kleingeld bis zu Autoschlüsseln(!). Schals des Gästeteams auf der Längsseite sollten selbst bei diesem betont familienfreundlichen Klub verborgen werden.
Leere Worte
Es war die Kehrseite einer Reise, die abseits des Spiels eigentlich die Gastfreundlichkeit des türkischen Volkes durchaus erleben ließ, auch bei der Arbeit im Stadion. Bei den Fans gelten aber andere Regeln.
Die übliche UEFA-Durchsage in beiden Sprachen vor dem Spiel, wonach der Sport ein verbindendes Spektakel ohne Rücksicht auf Herkunft, Weltanschauung oder Religion sein soll, wurde unter diesen Umständen zur Lachnummer.
Vielleicht sollte der europäische Verband da und dort genauer hinschauen, ob seine als so zentral dargestellten Werte immer Einhaltung finden.