Der Gegner bieder in flieder - und trotzdem knöpften die Shamrock Rovers dem SK Rapid als erstes Team in der Ligaphase der UEFA Conference League Punkte ab. Der Spielbericht zum 1:1>>>
Ein Selbstfaller. Weil die Hütteldorfer eine dominante erste Halbzeit nicht in mehr als einen Treffer ummünzen konnten. Und nach der Pause schlagartig das Selbstverständnis weg war.
"Wir starten die zweite Hälfte genau so, wie wir es nicht wollen: Fahrlässig, bequem. Wahrscheinlich mit dem Gefühl der Überlegenheit, dass wir weniger tun müssen, um zu gewinnen, und das Spiel vielleicht schon entschieden sei. Das ist nicht gut, das wollen wir nicht sein", ärgerte sich Robert Klauß.
Mit dem ersten echten Angriff gelang den Iren der Ausgleich, aus dem Nichts. Für den Deutschen die Folge des eigenen Fußballs. "Schon nach fünf Minuten der zweiten Halbzeit habe ich mich zur Bank umgedreht und gesagt: 'Was machen wir hier eigentlich? Das ist nicht gut, was wir hier tun'.
Die danach aufkommende Hektik und Nervosität sei dann der natürliche Spielverlauf nach so einer Phase gewesen. Deswegen waren es gerade diese Anfangsminuten, die den Deutschen "extrem ärgerten".
Klauß werde sich hinsichtlich seiner Halbzeitansprachen überlegen, "ob da vielleicht bei so einem Spielstand und so einem Spiel Worte andere Worte angebracht wären, als nur zu bestärken und zu sagen, was wir tun müssen."
Getrübte Freude über den Premierentreffer
Auch die Spieler hatten wenig Erklärung, was passierte. "Wir haben das Momentum verloren, waren vom Rhythmuswechsel des Gegners überrascht und einfach nicht fokussiert, haben zu viele Bälle verloren", fasste Nenad Cvetkovic zusammen.
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Die Highlights der Partie von Canal+ im VIDEO:
Der Verteidiger durfte sich zumindest über das persönliche Erfolgserlebnis seines allerersten Treffers für Rapid freuen. Nach neun Minuten. Da war die Welt für die Gastgeber noch in Ordnung.
"Ein tolles Gefühl, darauf habe ich so lange gewartet. Und mir selbst wirklich Druck gemacht, dass ich echt einmal scoren muss. Jetzt fühle ich mich erleichtert", so der Serbe.
Der sich in weiterer Folge aber den Vorwurf gefallen lassen musste, beim Gegentor - genau wie seine Abwehrkollegen - etwas behäbig agiert zu haben.
Es wäre egal gewesen, hätte Rapid aus seinen Chancen einfach mehr gemacht. Das war auch ihm bewusst. "Wir können nicht erwarten, dass wir in jedem Spiel fünf, sechs gute Chancen haben. Wir müssen aus ein oder zwei mehr machen, und auch mehr aus Standards treffen. Und wir brauchen mehr Kreativität."
"Unnötig und tut weh"
Die in die Pflicht genommene Offensivabteilung sah sich nicht allein für die Misere verantwortlich.
"Es geht um die ganze Mannschaft, das Gegenpressing, wie man sich Bälle erobern muss. Wir werden ungenau, vielleicht auch überheblich oder unkonzentriert, weil wir merken, dass wir die erste Hälfte richtig Überhand haben. Das hat uns diese Saison schon öfter verfolgt", haderte Guido Burgstaller vor dem Mikro von "Canal+".
"Es fühlt sich wie ein Rückschlag an, wenn du weißt, dass du die bessere Mannschaft bist."
"Was wir in der zweiten Halbzeit gespielt haben, ist einfach unnötig und tut weh", so der Routinier.
Die gute erste Hälfte sei der Beweis, zu wissen, wie es geht. "Wenn wir gierig und konzentriert bleiben, gegen den Ball gut arbeiten, einfach die normalen Basics auf den Platz bringen - dann sehen wir eine gute Mannschaft. Aber wenn wir glauben, es geht leicht von der Hand, werden uns auch die Grenzen aufgezeigt. Wir haben das Unentschieden aufgrund der zweiten Halbzeit schon verdient, aber für das sind wir einfach selber verantwortlich", sagte der Ex-Kapitän.
Kein Vertrauen in die eigenen Stärken
Fast hätte die Sache noch schlimmer enden können, Niklas Hedl sprang ein Ball etwas unglücklich an die Stange. War das Aluminium auf der Gegenseite dreimal Spaßbremse, wurde sie das eine Mal doch zum Freund.
"Der war ungut. Ich renne zurück und jeder, der ein wenig Ahnung vom Torwartspiel hat, weiß, dass das sehr schwierig ist. Du versuchst, das Körpergewicht immer nach vorne zu bringen. So bist du aus der Balance", erklärte der Goalie seine Schrecksekunde.
Am Punktverlust war er letzten Endes nicht schuld, musste mitansehen, wie die Selbstverständlichkeit seiner Kollegen verloren ging. "Wir werden hektisch, wollen, aber verlassen uns nicht mehr auf das, was uns erste Halbzeit stark gemacht hat", wunderte sich der Schlussmann.
"Dann wollte jeder den letzten Pass spielen, aber wir haben keine gute Positionierung gefunden."
Das Finish wird jetzt nicht leichter
Kurz nach dem Spiel fühle sich der erste Punkteverlust "wie ein Rückschlag an, wenn du weißt, dass du die bessere Mannschaft bist", so Hedl.
Nüchtern betrachtet war der Schaden überschaubar. Rapid hält auf dem starken vierten Platz der Conference League. Allerdings ist der Vorsprung auf den neunten Platz und damit der Polster auf das Ziel, die Top acht, auf einen Zähler geschrumpft.
Mit einem Auswärtsspiel bei Omonia Nikosia und einem Heimauftritt gegen sicher auf Punkte angewiesenen FC Kopenhagen sind die restlichen beiden Aufgaben aber nicht so angenehm wie die Shamrock Rovers, die sich fußballerisch nicht so präsentierten, wie es ihre aktuell acht Punkte vermuten ließen.