Matteo Meisl und Manuel Polster hatten am Donnerstagnachmittag einiges zu besprechen, als sie sich vor dem 0:1 im Europacup-Duell mit Villarreal (Spielbericht >>>) das Zimmer teilten.
"Wir haben viel darüber geredet, wie wir es anlegen wollen", berichtet Meisl.
Es war kein normaler Nachmittag für die beiden. Meisl hatte zuvor gerade einmal 29 Minuten für die Profis der Wiener Austria gespielt, Polster 87 Minuten. In der Startelf waren sie noch nie gestanden.
Gegen den Vorjahres-Halbfinalisten der Champions League sollten sie beide von Beginn an auflaufen.
"Die Augen nicht ganz so leicht zugekriegt"
Meisl lacht: "Das ist einmal etwas anderes als gegen Zweitligisten wie Steyr zu spielen. Ich habe am Nachmittag die Augen nicht ganz so leicht zugekriegt wie sonst vor den Spielen. Schlussendlich hat es aber für ein kleines Nickerchen über eine halbe Stunde gereicht."
Der Innenverteidiger erfuhr am Vortag, dass er ein Thema für die Startelf sein könnte, die finale Entscheidung teilte ihm Trainer Manfred Schmid aber erst am Spieltag mit. Polster wiederum wusste schon am Mittwoch, dass er dabei sein würde.
"Für mich ist es immer gut, das früh zu wissen, damit ich mich bereits den Tag davor richtig einstellen kann. Klar war Nervosität da, aber die Freude hat überwogen", sagt der 19-Jährige.
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Polsters schneller Aufstieg
Der Linksfuß ist im Sommer von der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart zu den Veilchen gewechselt, hat zunächst bei den Amateuren in der Admiral 2. Liga gespielt.
"Mir war klar, dass ich mich erst bei den Young Violets beweisen muss", sagt er. Die prekäre Linksverteidiger-Situation hat den Wiener dann wesentlich schneller nach oben gespült als zu erwarten war. Zumal Polster eigentlich eher Offensivspieler ist, schon bei den Violets links hinten nur ausgeholfen hat.
Diesmal kam er in einer Fünferkette ganz links zum Einsatz. "Das ist ein bisschen anders als Linksverteidiger in einer Viererkette. In Deutschland habe ich das ein paar Mal gespielt, es ist also nicht ganz neu für mich", sagt er.
"Wenn er so weitermacht, ist er bald Stammspieler"
Polster montierte Villarreals Samuel Chukwueze komplett ab, der Nigerianer machte praktisch keinen Stich. Ranftl staunte: "Polster hat das überragend gemacht. Wie er Chukwueze beherrscht hat, war phänomenal. Wenn er so weitermacht, ist er bald Stammspieler."
Die Einzelkritik der Austria-Spieler >>>
Georg Teigl ergänzt: "Polster hat das richtig gut gemacht. Er ist physisch komplett auf der Höhe, muss sich nicht verstecken. Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht." Vor allem seine atemberaubende Schnelligkeit ist Polsters größter Trumpf.
Einen Schnitzer erlaubte sich der Youngster dann aber doch, und just führte sein unnötiger Ballverlust in der 87. Spielminute zum spielentscheidenden Gegentor. "Da hat er leider nicht glücklich ausgesehen, aber das passiert. Er hat eine sehr, sehr gute Leistung gebracht", sagt Schmid.
Meisls große Geduld
Neben Polster stand Meisl auf der linken Innenverteidiger-Position seinen Mann. Im Gegensatz zu Polster musste der Salzburger viel Geduld bei der Austria aufbringen.
Im Sommer 2018 holten ihn die Veilchen aus der Salzburger Akademie, sein Profi-Debüt gab er erst vier Jahre später, diesen September. 78 Mal ist er inzwischen für die Young Violets aufgelaufen.
"Mich hat das riesig gefreut, weil ich schon lange auf diesen Moment hingearbeitet habe. Ich bin froh, dass es endlich passiert ist", strahlt er nach seinem ersten Mal in der Startelf.
Zu seiner Leistung meint er: "Es war ganz okay. Defensiv habe ich es ganz gut gemacht, mit Ball geht es immer besser. In ein paar Situationen war ich ein bisschen zu zaghaft, aber das ist normal im ersten Spiel. Ich habe ein paar Minuten gebraucht, um ins Spiel reinzufinden. Das war doch nicht business as usual. Mit der Zeit ist es dann aber immer besser geworden."
Schmid zieht den Hut
Schmid hat für ihn dickes Lob übrig: "Meisl hat eine richtig starke Partie gemacht, sehr abgeklärt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er nervös war. Er hat sich zu spielen getraut, war zweikampfstark, taktisch gut, hat die anderen eingeteilt. Da kann man nur den Hut ziehen."
Der Austria-Trainer versichert, dass er keinen Mut gebraucht habe, um mit Meisl und Polster zwei Startelf-Debütanten gegen Villarreal aufzustellen. "Ich kenne die Qualität meiner Spieler. Dass sie dann so funktionieren, ist eine andere Geschichte…", weiß er aber.
Den Respekt der Fans und der Mitspieler hat sich das Duo mit dem bärenstarken Auftritt jedenfalls verdient. Manfred Fischer sagt: "Unglaublich wie die Burschen das gemacht haben, ich bin stolz. Sie haben gezeigt, dass sie Qualität auf den Platz bringen können, damit sie uns helfen."