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Can Keles - Das Potenzial wartet auf Ausschöpfung

Im Winter 2019/20 sah Can Keles bei der Austria kein Land mehr. Dann kamen Corona und sein langsamer Aufstieg. Jetzt will Coach Manfred Schmid mehr sehen.

Can Keles - Das Potenzial wartet auf Ausschöpfung Foto: © GEPA

Im Winter 2019/20 stand die Karriere von Can Keles am Scheideweg. Nachdem er die Akademie der Wiener Austria durchlaufen hatte, stand er an.

Zwar wurde sein Name in den Jahren davor regelmäßig genannt, wenn es um die größten Talente in der violetten Nachwuchsschmiede ging, doch bei den Young Violets sah er im Herbst 2019 kein Land.

Keles dachte an eine Veränderung, absolvierte sogar ein Probetraining beim SK Rapid, für den er im Nachwuchs schon einmal ein Jahr gekickt hatte. Aus dem Wechsel wurde nichts.

"Das war schlimm für uns..."

Im September 2020 erklärte Violets-Coach Harald Suchard: "Ihm wurde oft vorgeworfen – ich sage zurecht –, dass seine Einstellung im Training, die Bereitschaft, an sich zu arbeiten, nicht immer die beste war."

"Für uns war klar, wenn er den Step zu den Profis machen will, muss er körperlich zulegen. Das haben wir sehr deutlich angesprochen: 'Es gibt nur mehr A oder B. Entweder du machst diese Schritte, dann geht es hier im Verein weiter, oder wir lassen es gut sein.' Das war die Wahl. Für uns war schlimm, zu sehen, dass jemand viel hat, es aber nicht abruft", so Suchard.

Leistungsexplosion nach Corona

Und dann kam Corona. Und nach dem ersten Lockdown erlebten die Veilchen einen völlig neuen Can Keles.

"Er war nach Corona wie ausgewechselt. Man hat ihn nicht wiedererkannt, auch optisch nicht. Nach zehn Wochen Heimtraining war das in allen Bereichen ein anderer Mensch, der da gekommen ist. Er hat von der ersten Trainingssekunde an Gas gegeben", berichtete Suchard.

Keles spielte sich in die Mannschaft und manifestierte seine Leistungsexplosion in Zahlen. In den finalen vier Runden der Zweitliga-Saison 2019/20 durfte er von Beginn an ran, erzielte dabei drei Tore und bereitete fünf vor.

"Wir haben ja immer gewusst, dass er ein guter Fußballer ist. Er hat Fähigkeiten im Schnelligkeitsbereich, die auf einem extrem hohen Level sind", jubelte Suchard nach dem starken Saisonfinish.

Sprung zu den Profis mit Verspätung

Der Sprung in den Bundesliga-Kader blieb Keles aber verwehrt. Trainer Peter Stöger setzte in der Offensive auf andere junge Kräfte, ließ mit Manprit Sarkaria, Patrick Wimmer, Aleksandar Jukic und Benedikt Pichler andere Youngster auflaufen.

Keles fand sich erneut bei den Young Violets wieder und nicht so recht in die Spur. Die Jungveilchen hatten eine schwierige Saison, Keles ebenso. Erst im Frühjahr war ein Leistungsaufschwung erkennbar. Zwei Tore und sieben Assists standen für den Youngster letztlich zu Buche.

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Für sein Bundesliga-Debüt zeichnete dann Manfred Schmid verantwortlich. Zum Start der Saison 2021/22 durfte Keles erstmals bei den Profis ran, traf dort mit Schmid-Assistent Cem Sekerlioglu auch auf einen Förderer aus U18-Zeiten.

Nach und nach spielte sich der Offensivspieler im Laufe der Saison in die Mannschaft, vor allem im Frühjahr war er praktisch gesetzt. Dabei lief der ehemalige ÖFB-Nachwuchsteamspieler immer wieder unter Schmerzen auf, die dünne Personaldecke ließ keine Pause zu.

Es war nur logisch, zu erwarten, dass Keles in der aktuellen Saison den nächsten Schritt machen würde. Doch nach dem Startelf-Einsatz zum Auftakt gegen Salzburg wurde der 21-Jährige zunächst von einer Verletzung ausgebremst und kam anschließend nur noch von der Bank. Schwere Zeiten.

"Ich war nicht zufrieden mit ihm"

Trainer Manfred Schmid sagt: "Ich habe mit ihm einige Gespräche geführt. Ich war in den letzten Wochen nicht so zufrieden mit ihm – nach Einwechslungen, nach Reaktionen im Spiel und auch im Training."

Im Europacup gegen Lech Posen erhielt Keles dann die Chance, stand erstmals seit langem wieder in der ersten Elf. Schmids Begründung: "Ich wusste, dass er mit seinen Stärken – Tempo und Abschluss – in diesem Spiel sehr wichtig sein kann. Deswegen habe ich mich für ihn entschieden."

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Lob von Schmid

Schmid lobt: "Er hat meine Entscheidung mit seiner Leistung bestätigt. Für ihn ist es wichtig, diesen Einsatz und diese Leidenschaft, für die Mannschaft zu spielen, über mehrere Wochen zu bringen. Er hat das sehr, sehr gut gemacht, ich kann ihm nur gratulieren. Der Junge hat ein Riesenpotenzial, ich freue mich, dass er es abrufen konnte."

Keles selbst gibt sich als vorbildlicher Teamplayer: "Ich habe versucht, das Bestmögliche rauszuholen. Drei Punkte wären mir aber lieber gewesen als mein Tor."

Zeit genug, um sein Potenzial voll auszuschöpfen, wird er bei der Austria bekommen. Im Frühjahr hat er einen neuen Vertrag bis Sommer 2026 unterschrieben.

Sportdirektor Manuel Ortlechner sagte damals: "Er hat großes Potenzial, ist trickreich, schnell und hat einen guten Abschluss. Er bringt viele Attribute mit, die ein Austria-Fan sehen will. Can Keles ist ähnlich wie zum Beispiel Matthias Braunöder und Muharem Huskovic ein Prototyp für unseren Weg: Er hat über unsere Akademie und die Young Violets den Sprung in die Bundesliga geschafft."

Jetzt muss der nächste Schritt erfolgen.

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