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Eine Wahrnehmung, die Schicker "nervt"

Der Sportchef nutzt den Sieg gegen Slovan, um in Sachen der Einordnung von Sturms (Herbst-)Leistungen zum Nachdenken anzuregen.

Eine Wahrnehmung, die Schicker Foto: © GEPA

Das Thema Einordnung der gezeigten Leistungen begleitet den SK Sturm Graz schon durch die ganze Saison.

Tendenziell ist dies auch eine Begleiterscheinung des Erfolgs. Die Erwartungshaltung ist über die Jahre nicht gerade geringer geworden.

Beim 4:1-Heimsieg gegen Slovan Bratislava haben die Steirer die internen und externen Erwartungen zweifelsohne erfüllt. Neben dem Ergebnis passte allerspätestens in der zweiten Halbzeit auch die Leistung.

Dass Trainer Christian Ilzer und Geschäftsführer Sport Andreas Schicker in ihrer Einschätzung schon auch Punkte fanden, die nicht ideal waren, und trotz des deutlichen Resultats Worte der Anerkennung für die Qualität des Gegners wählten, kann man da in der ersten Euphorie schon mal überhören.

Der "Weltuntergang" von Lissabon

Womöglich ist es kein Zufall, dass Schicker den Moment eines solches Sieges gewählt hat, um noch einmal ein paar kritische Töne in Sachen Einschätzung des Europacup-Herbsts loszuwerden.

"Weil's mich einfach nervt", meint der 37-Jährige am Ende seiner Ausführungen versöhnlich schmunzelnd zum Warum, "ich habe einfach mitbekommen, was nicht alles schlecht war und wie glücklich wir weitergekommen sind."

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Gemeint ist die Europa-League-Gruppe mit Sporting Lissabon, Atalanta und Rakow allgemein, und konkret die finale 0:3-Pleite bei den Portugiesen, die unterm Strich dennoch für den Umstieg in die Conference League gereicht hat.

"Gefühlt ist nach diesem 0:3 die Welt untergegangen. Diese Einordnung in der Berichterstattung war aus meiner Sicht nicht richtig, weil das einfach eine andere Liga ist", so Schicker.

Conference League die passende Leistungsstufe?

Der Steirer erinnert an den 5:0-Kantersieg Sportings am vergangenen Wochenende gegen Champions-League-Starter SC Braga ("Das hätte auch ein 8:0 sein können"), in der Europa-League-Zwischenrunde sei ein 3:1-Auswärtssieg bei den Young Boys Bern gelungen.

Die Stärke des Gegners ist das eine, das andere natürlich schon das eigene Leistungsvermögen am jeweiligen Tag: "Internationaler Fußball heißt für uns zuerst einmal, physisch auf einem Top-Niveau zu liefern."

"Das heißt auch nicht, dass wir in der Europa League falsch aufgehoben sind."

Andreas Schicker

"Gegen Slovan wussten wir, dass wenn wir physisch auf ein Top-Level gehen, das Spieltempo hochhalten und gegen den Ball gut sind, werden wir gute Chancen haben", erläutert Schicker.

Den Rückschluss, dass man in der Conference League die passende internationale Leistungsstufe gefunden habe, lässt der Sportchef jedoch nicht zu.

Der Vorteil, wenn einem die Grenzen aufgezeigt werden

"Nein, ich will immer in die höchstmögliche Liga. Das heißt auch nicht, dass wir in der Europa League falsch aufgehoben sind. Im Jahr zuvor haben wir acht Punkte geholt, bei Lazio Rom 2:2 - und ich brauche jetzt nicht erwähnen, wie Lazio diese Woche gespielt hat. Wenn wir richtig, richtig top sind, können wir auch etwas mitnehmen. Aber es ist von den Kräfteverhältnissen normal, dass man auch einmal 0:3 verliert. Das geht mir in der Wahrnehmung ein wenig verloren", resümiert Schicker.

Unterm Strich geht es auch um die Lerneffekte aus Partien, die nicht wie erhofft verlaufen, wie Ilzer am Beispiel Sporting unterstreicht.

"Wir probieren unser Maximum herauszuholen und von solchen Teams zu lernen. Deshalb ist es wertvoll, internationale Spiele zu haben, weil man in gewissen Phasen die Grenzen aufgezeigt kriegt, dann aber versuchen muss, sich an diesen Grenzen zu orientieren, sich zu verbessern und dort hinzuentwickeln. Das bringt uns gute Anhaltspunkte, die wir für unsere Weiterentwicklung nutzen wollen."

Eine Einordnung, die vermutlich alle unterschreiben können: Gegen Slovan wurde besagte Weiterentwicklung unter Beweis gestellt.


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