Die Erinnerung an die jüngste Europacup-Reise nach Posen will der Austria-Anhang am besten verdrängt wissen. Im UEFA-Cup 2008 scheiterten die Violetten auf dem Weg in die Gruppenphase nach einem 2:4 n.V. in Polen. Das Gegentor fiel auf kuriose Weise in der 121. Minute.
Am Donnerstag (21:00 Uhr im LIVE-Ticker >>>) empfängt Lech Posen die Austria erneut, in der Conference League hoffen beide Teams auf den ersten Sieg. Vom aktuellen Tabellenrang des Gegners sollten sich die Wiener nicht täuschen lassen.
Platz zehn in Polens "Ekstraklasa" spiegle die Stärke des amtierenden Meisters nicht wider, meint Alexander Gorgon. "Ihre Verfassung ist eigentlich sehr gut. Sie stehen hinten sehr gut, sind eine ballsichere Truppe und haben eine körperliche Präsenz in ihrem Spiel", so der langjährige Austria-Profi und nunmehrige Polen-Legionär (33) im APA-Gespräch.
Aufpassen auf Mikael Ishak
Sein Klub Pogon Stettin traf am Sonntag auf Lech, die Partie endete nach einem späten Elfer-Tor von Stettin mit 2:2.
In den drei Runden davor hatte Lech keinen Gegentreffer kassiert, dazu kam das 3:4 in der ersten Runde der Conference League bei Villarreal, das auch bei der Austria Eindruck hinterließ. Die Spanier schossen das entscheidende Tor erst in der 89. Minute.
"Das Ergebnis bestätigt ihre aktuelle Form", sagt auch Gorgon. Doppeltorschütze in Valencia war Mikael Ishak. Der Schwede mit syrischen Wurzeln ist der Mann, den es zu entschärfen gilt. "Er ist physisch sehr stark, hat ein Näschen im Strafraum", berichtet Gorgon.
Einer, der Ishak genau kennen sollte, wird am Donnerstag die Kreise des 29-Jährigen zu stören versuchen: Austria-Kapitän Lukas Mühl spielte von 2017 bis 2020 beim 1. FC Nürnberg gemeinsam mit dem Stürmer. Insgesamt 60 Mal liefen die beiden in Pflichtspielen gemeinsam für die Franken ein.
Lech verlor Offensiv-Eckpfeiler im Sommer
"Die Austria kann sich auf ein schönes Auswärtsspiel freuen. Die Atmosphäre in Posen ist immer besonders."
Ishak ist bei weitem nicht der einzige Legionär im Kader der "Kolejorz" (Eisenbahner). Vier Portugiesen, drei Schweden, zwei Georgier, ein Norweger und ein Schotte bilden das Grundgerüst der Elf des niederländischen Trainers John van den Brom (55).
Einen Eckpfeiler der vergangenen Meistersaison - Lech holte zum insgesamt achten Mal den Landestitel - verloren die Blau-Weißen im Sommer: Flügelstürmer Jakub Kaminski (20) ging um kolportierte 10 Millionen Euro zum VfL Wolfsburg in die deutsche Bundesliga.
Vor 14 Jahren hieß Lechs Jungstürmer Robert Lewandowski, der spätere Weltstar schrieb damals auch gegen die Austria an. Aufseiten der Wiener saß Aleksandar Dragovic auf der Bank, Markus Suttner beerbte in Folge links außen Mario Majstorovic, der den verhängnisvollen Fehlpass vor dem entscheidenden 2:4 machte.
Gorgon schwärmt von Atmosphäre in Posen
Damals wie heute erwarten die Austria in Posen stimmgewaltige Heim-Fans. Das Städtische Stadion wurde für die EM 2012 umgebaut und fasst nun über 40.000 Zuschauer. "Die Austria kann sich auf ein schönes Auswärtsspiel freuen. Die Atmosphäre in Posen ist immer besonders", meint Gorgon.
Der Offensivmann mit polnischen Wurzeln kam 2020 von Rijeka nach Polen, hat aufgrund einer langwierigen Knieverletzung jedoch seit Herbst 2021 kein Spiel mehr bestritten. Ein Nervenschaden nach einer Operation bremste ihn zusätzlich aus.
Austrias Meisterspieler von 2013 arbeitet derzeit individuell an seinem Comeback, der Vertrag mit Pogon läuft 2023 aus. Im Vergleich zwischen der polnischen mit der österreichischen Liga würde die Ekstraklasa körperlich mehr von den Spielern erwarten, so Gorgon. "Von der Physis bin ich bisher am meisten in Polen gefordert worden."