Er habe sein Debüt in einem Europacup-Hauptbewerb "nicht genossen", hält ein relativ angefressener LASK-Coach Markus Schopp bei "ServusTV" fest.
Seine Linzer Mannschaft habe zum Conference-League-Auftakt gegen Djurgardens IF "von der ersten Minute an wenig von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Sie hat auf mich nervös und undiszipliniert gewirkt".
Dass sein Team beim 2:2 gegen Djurgarden (Spielbericht>>>) zwischenzeitlich mit 2:0 geführt hat, sei zum einen daran gelegen, dass der schwedische Vertreter, der sich in der heimischen Ganzjahresmeisterschaft im Saisonendspurt befindet und um die Europacup-Ränge kämpft, einige seiner besten Spieler geschont habe, zum anderen an Individualleistungen einiger weniger seiner Linzer Kicker.
"Die Mannschaft (der LASK, Anm.) hat aus wenig sehr viel gemacht. Der Gegner war uns in vielen Bereichen überlegen, sodass wir am Ende des Tages mit dem Punkt gut leben können müssen", legt Schopp auf der Pressekonferenz nach dem Spiel nach.
Der Grund für diese überharte Analyse - der LASK war Djurgarden in den ersten 55 Minuten der Begegnung durchaus überlegen und ließ defensiv bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts zu - des verstimmten Steirers liegt wohl auch darin, wie leichtfertig seine "Athletiker" einen perfekten Start in die Conference-League-Ligaphase verspielten.
Schopp: "Momentan beeinflusst jedes Detail unsere Performance"
(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)
Schon der Start in die Partie verlief für die Oberösterreicher alles andere als ideal. Moses Usor blieb nach nur wenigen Spielminuten unglücklich im Rasen hängen und musste mit Verdacht auf eine schwere Knieverletzung ausgetauscht werden. Schopp geht vom Schlimmsten aus.
Zudem war die Kulisse auf der Gugl am Donnerstagabend eine eher triste. Nur rund 8.500 Menschen verirrten sich in die Raiffeisen Arena. Die organisierte Fanszene der Linzer, die "Landstrassler", war nicht darunter. Sie feuerte das Team aus Protest gegen die Preispolitik im Europacup von außerhalb des Stadions an.
"Sowas sollte keinen Einfluss haben, aber momentan kann jedes Detail die Performance der Mannschaft beeinflussen", sagt Schopp dazu, der auch die frühe Verletzung von Usor als Beispiel diesbezüglich anführt: "Wir sind momentan einfach noch in der Situation, solche Sachen einfach wegzustecken. Das hat einen Impact auf die ganze Mannschaft gehabt."
Flecker läuft nach "Kaltstart" heiß
Einen Impact auf das Linzer Spiel, allerdings einen positiven, hatte auch der für Usor eingewechselte Florian Flecker. Der Flügelspieler fand sich nach einem in der Sommervorbereitung zugezogenen Wadenbeinbruch erstmals in dieser Saison im Kader wieder und wurde prompt eingewechselt.
"Das war ein Kaltstart. Ich habe nicht damit gerechnet, so schnell in die Partie zu kommen", gibt der 28-Jährige zu. Davon abgehalten, gut zu spielen, hat ihn dieser Umstand nicht. Der Steirer war aufgrund seiner Geschwindigkeit ein ständiger Unruheherd, erzielte kurz nach der Pause den Treffer zum 2:0 und wurde wenige Minuten darauf schon wieder ausgewechselt.
"Für mich persönlich war es schön, aber was bleibt, ist ein bitterer Abend für das Team", sagt Flecker zu dem, was unmittelbar nach seiner Auswechslung, die per Dreifachtausch gemeinsam mit George Bello und Valon Berisha vollzogen wurde, passierte.
Zulj: "Katastrophe, wie wir dann spielen"
"Wir wechseln drei Mal und wissen plötzlich nicht mehr, was wir machen sollen", äußert sich Kapitän Robert Zulj zu diesem durchaus kontrovers diskutierten Dreifachwechsel. "Katastrophe, wie wir dann spielen. Keine Kontrolle mehr im Spiel, defensiv sind wir ohne Struktur herumgelaufen."
"Wenn ich mir anschaue, wie sich der ein oder andere dann verhalten hat, muss man sich das beim nächsten Mal überlegen."
Dass ein 2:0 die gefährlichste Führung sei, ist ein bekannter Running Gag im Fußball. Markus Schopp dürfte er nicht bekannt gewesen sein.
"Wenn man 2:0 führt, sollte man meinen, dass das ein angenehmer Zeitpunkt ist, frischen Kräften die Möglichkeit zu geben. Wenn ich mir anschaue, wie sich der ein oder andere dann verhalten hat, muss man sich das beim nächsten Mal überlegen", übt der Steirer zwischen den Zeilen Kritik an seinen Einwechselspielern, die beim Dreifachtausch Rene Renner, Melayro Bogarde und Maximilian Entrup hießen.
Ihm ist aber auch wichtig zu betonen, dass die verspielte Führung nicht am Dreifachwechsel an sich gelegen habe: "Wenn man sich das 2:1 anschaut, vor dem wir gefühlt sechs Zweikämpfe verlieren, hat das nichts mit dem Dreifachwechsel zu tun. Das ist individuelles Verhalten, das in dieser Form auch auf niedrigerem Niveau bestraft wird", so Schopp, der nach dem angesprochenen Treffer an der Seitenlinie förmlich explodierte und lauthals schimpfte.
Speziell das Abwehrverhalten des kurz zuvor eingewechselten Renner und des von Anfang an auf dem Platz gestandenen Branko Jovicic dürfte ihm bei der Szene vor dem Tor äußerst sauer aufgestoßen haben.
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
LASK-Noten: Verspielter Sieg, aber einige "gute" Leistungen
Deshalb kam Boateng für Zulj in die Partie
Auch der fünfte und letzte Wechsel Schopps an diesem Abend sorgte für Diskussionen.
In Minute 70 musste der diesmal eher blass gebliebene Zulj runter und wurde durch Jerome Boateng ersetzt. Ein Defensivspieler für einen Offensiven bei einem Zwischenstand von 2:2 zu bringen, löste ein wenig Verwunderung aus, wenn man den neuen Europacup-Modus bedenkt.
In der Ligaphase sind Unentschieden deutlich weniger wert als sie es in der Gruppenphase waren, weil man dadurch nicht mehr direkten Gegnern die Punkte stiehlt, spielt man doch in einer Liga mit 35 anderen Teams und nicht in einer Gruppe mit nur vier Mannschaften.
"Der Trainer hat gesehen, dass wir hinter dem Ball gar nichts mehr zusammenkriegen. Dann ist es oft so, dass ein Defensivspieler für einen Offensivspieler reinkommt", meint Zulj dazu. Schopp bestätigt: "Es war für mich offensichtlich, dass wir stabiler in der Defensive sein müssen."
Schopp: "...das gibt schon ein klares Bild"
Dieser Wechsel sei aber keine Entscheidung gegen Zulj und dessen Qualitäten in der Rückwärtsbewegung gewesen, will Schopp festgehalten wissen. Viel mehr ging es darum, eine Verletzung des Welsers, die sich anhand dessen Fitnessdaten abzeichnete, zu vermeiden.
Überhaupt sei es ein schwieriger Balanceakt, während der vielen englischen Wochen die Einsatzzeiten der wichtigsten Stützen so zu dosieren, dass diese verletzungsfrei bleiben, und gleichzeitig keinen Qualitätsverlust zu riskieren.
Für den in Linz noch sehr frischen Coach sei momentan jedes Spiel wichtig, um seine Mannschaft diesbezüglich besser kennenzulernen. Die Erkenntnisse aus dem Spiel gegen Djurgarden dürften für den ein oder anderen eingewechselten Spieler keine allzu positiven sein.
"Wenn du die Situation vorfindest, dass man nachher (nach Wechseln, Anm.) nicht mehr so stabil ist, gibt es schon ein klares Bild", meint Schopp bedeutungsschwanger.