60 Minuten hielt der SK Rapid Wien die Hände auch in Florenz am Einzug in die Gruppenphase der UEFA Europa Conference League. Fast 30 weitere blieb die Chance am Leben.
Am Ende machte doch die Fiorentina die beiden Tore, die sie für die Wende zum 2:0 benötigte. Auch unter Mithilfe der Hütteldorfer, die ein "halbes Eigentor" produzieren und einen harten, aber vertretbaren Hand-Elfmeter hinnehmen müssen.
Die Stimmung, sie war trüb. Auch weil der Spielverlauf so viel mehr hergegeben hätte.
Fally Mayulu traf schon in den Anfangsminuten die Latte, nach einer Viertelstunde setzte Marco Grüll den Ball aus aussichtsreicher Position knapp drüber.
Barisic hätte die Nervosität gerne gesehen
Schon zu diesem Zeitpunkt hätte eine wertvolle Führung zu Buche stehen können, welche die Dynamik des ganzen Rückspiels verändert hätte. Wieder einmal wurde die Chancenverwertung zu einem Manko, diesmal zu einem fatalen.
"Ich hätte es schon gerne gesehen, wenn wir in Führung gegangen wären, dann vielleicht auch ein bisschen Nervosität beim Gegner eingetreten wäre. Wäre interessant gewesen, das zu erfahren, können wir aber leider nicht", hätte sich Zoran Barisic einen anderen Spielverlauf gewünscht.
Diesen Treffer nicht eingefahren zu haben, sei der einzige Vorwurf, den sich Rapid an dem Abend hätte machen können.
Rapid rechnete gar nicht mit so vielen Chancen
"180 Minuten gegen so eine starke Mannschaft ohne Gegentor zu bleiben, das ist fast unmöglich."
Auch Unglücksrabe Nikolas Sattlberger sah, dass Rapid "ziemlich viele Chancen hatte, mehr als wir gedacht haben".
Aber "in so einem Spitzenspiel muss man diese Möglichkeiten auch verwerten und selbst das Tor machen", wie Leopold Querfeld auch wusste.
Routinier Roman Kerschbaum war sogar überzeugt: "Das eine Tor müssen wir machen. Ich glaube, dann schaffen wir das. Die Möglichkeiten waren auf jeden Fall da."
Druckphase vor der Pause wird noch überstanden
Aber das Tor am Ende eben nicht.
Und nach einer guten halben Stunde zu Beginn sah sich Rapid schon im Finish der ersten Hälfte dem Dauerdruck des Gegners ausgesetzt, rettete sich aber noch in die Pause.
"Dann haben wir uns ein wenig eindrängen lassen, wir haben aber gut und konsequent verteidigt. Teilweise haben wir auch ein wenig Glück gehabt", wusste Matthias Seidl, der bei den Entlastungsangriffen immer mitbeteiligt war.
Sattlberger stand im Verteidigungsbund, der lange jede Gefahr aus dem kritischen Bereich bugsieren konnte: "In der ersten Halbzeit haben wir jeden Kopfball wegverteidigt. Wir haben gewusst, dass es so sein wird wie in der zweiten Halbzeit in Wien. Dass sie drücken werden und die internationale Klasse dazu haben."
Die "Null" über 180 Minuten nicht realistisch
Eben bis zur 59. Minute. Dann schoss Jonas Auer Niklas Hedl bei einer Hereingabe wuchtig an, der Abpraller landete genau bei Nicolas Gonzalez - das konnte dann niemand mehr wegverteidigen.
"Ich hätte es lieber gehabt, wenn wir überhaupt keine Chance gehabt hätten, 0:0 spielen und weiterkommen."
"Vielleicht waren ein paar falsche Entscheidungen vor dem 0:1 dabei. Und ein bisschen Slapstick. Aber es ist schwierig, dass man die Null bis zum Schluss hält, wenn der Druck größer wird. 180 Minuten gegen so eine starke Mannschaft ohne Gegentor zu bleiben, das ist fast unmöglich", meinte Kerschbaum.
Der Mittelfeldmann hätte sich noch ein paar Minuten des Durchhaltens gewünscht: "Wir haben schon gemerkt, dass sie genervt sind. Und wenn wir das noch länger hinauszögern, bekommen wir vielleicht noch bessere Umschaltsituationen."
Besser gar keine Chance und weiterkommen
Auch Barisic wusste, dass das hohe Attackieren und Ballgewinne in vorderen Zonen gegen eine Serie-A-Mannschaft "über 90 Minuten einfach nicht durchzuhalten ist. Und deswegen verlegst du die Pressing-Linie immer weiter nach hinten und somit ist der Weg zum gegnerischen Tor irrsinnig weit."
Dadurch wurde ein eigener Treffer mit der Zeit immer schwieriger. Den hätte der Trainer gar nicht gebraucht: "Ich hätte es lieber gehabt, wenn wir überhaupt keine Chance gehabt hätten, 0:0 spielen und weiterkommen."
Am Ende resultierten die Gegentore aber "aus individuellen Fehlern, denn wir hatten beim 0:1 eine Konterchance, haben den Ball verloren und uns dann in der Abwehr nicht gut genug positioniert."
Selbstbewusste Ansage auch nach dem Aus
So blieb Barisic nur die Erkenntnis und das Lob, dass es "sehr, sehr gut war, wie sie sich heute präsentiert haben. Vom Tormann bis zu jedem, der eingewechselt wurde."
Ein Trost, der bei den Spielern erst mit etwas Abstand einschießen wird, wie den Worten von Seidl zu entnehmen war.
"Wir haben schon den Anspruch gehabt, dass wir weiterkommen. Es ist schon sehr, sehr bitter, dass wir jetzt ausgeschieden sind. Auch, wenn die Fiorentina eine super Mannschaft ist. Wir sind auch eine super Mannschaft, die es verdient hätte, weiterzukommen."