Es war keine magische Europacup-Nacht, die in die Vereinsgeschichte eingehen wird. Das könnte dann das Rückspiel werden, sollte das Semifinale in der UEFA Conference League tatsächlich fixiert werden.
Aber das 1:0 des SK Rapid beim Djurgardens IF tat genau das, was es sollte: Eine gute Grundlage liefern, um diesen Meilenstein in einer Woche zu erreichen. Und das war keine Selbstverständlichkeit.
Aufgrund der eigenen letzten Wochen nicht, aber genauso wenig aufgrund des Gegners und des Umfelds, das er bot. Vom ungewohnten Kunstrasen über eine proaktive Spielanlage, mit der es die Schweden wissen wollten - bis hin zu einer Atmosphäre, die sich vor jener in Hütteldorf nicht zu verstecken braucht.
Probe bestanden. Nicht mit einem Feuerwerk, aber mit einer guten kämpferischen Leistung.
Zweckmäßig, nicht schön
Das betonte auch Robert Klauß: "Es war kein schönes Spiel und nicht das, was wir mit dem Ball zeigen können. Aber darum ging es nicht. Sondern darum, gegen den Ball intensiv zu sein, wenig zuzulassen, als Mannschaft zusammenzustehen."
Die Schweden legten es nämlich speziell in der Anfangsphase darauf an, offensiv giftig zu sein. Ihrerseits mit dem Heimvorteil einen Grundstein zu legen. Sie liefen an - aber das ging nicht auf.
Dass dann auch noch ein Ball auf der Gegenseite reinging, umso angenehmer. Mit der Führung im Rücken trat Rapid überhaupt mit einer zuletzt selten dagewesenen Selbstverständlichkeit speziell beim Verteidigen auf: "Das ist ein optimaler Verlauf für uns gewesen, auch mit dem Tor. Es hat uns sehr viel Sicherheit gegeben."
Nicht überfallen lassen
Zu Beginn spielte da schon auch der Faktor des ungewohnten Kunstrasens mit: "Wir waren überrascht. Wir haben zwar gewusst, was auf uns zukommt, aber es ist schon etwas anderes. Damit sind wir am Anfang nicht zurechtgekommen", hatte Niklas Hedl den Eindruck, der bei seiner Hauptaufgabe aber fehlerfrei blieb.
"Nach 15, 20 Minuten haben wir dann gecheckt, wie es funktioniert, man vielleicht nicht ganz so viel Risiko zu nehmen braucht."
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
VIDEO: Die Highlights des Spiels von CANAL+
Dass der Gegner dann auch überfallsartig begann, tat sein übriges. Klauß "fand wichtig, dass wir uns eingearbeitet haben mit der ersten Balleroberung von Romeo, der die große Chance hat. Das war für uns der Wendepunkt, an dem wir gemerkt haben, dass was geht. Bis dahin mussten wir ein bisschen was überstehen."
Startelf-Debütant Amane hätte sich nämlich gleich zum Helden machen können, scheiterte aber alleinstehend an Schlussmann Rinne.
Defensiv den Zahn gezogen
In der Endabrechnung keine Chance, der nachgetrauert werden musste.
Dank der Mithilfe von Eigentorschütze Hampus Findell. Und der guten Defensivleistung. Speziell der souveränen Innenverteidiger-Duo Nenad Cvetkovic und Serge-Philippe Raux-Yao, doch auch der Außenverteidiger - obwohl etwa Moritz Oswald von den Schweden in der Anfangsphase sehr unter Druck gesetzt wurde, im Verlauf der Partie aber immer besser damit umzugehen wusste.
"Die ganze Verteidigung, die Außenverteidiger, die haben da fast keine Flanke reingelassen, sind überall reingerutscht und haben versucht, ja nichts in den Sechzehner kommen zu lassen. Auch die Sechser", bedankte sich Hedl beim Kollektiv vor ihm.
"Heute hat jeder am Limit gespielt und jeder kann sich in den Spiegel schauen", war der Keeper sicher.
Ausradeln statt Party
Natürlich: Keine überschwängliche Euphorie. Es ist Halbzeit im Duell. Eine gute Grundlage ist geschaffen, Arbeit gibt es noch mehr als genug zu erledigen.
Ein bisschen zwischenzeitliche Erleichterung ist erlaubt, mehr wird es wohl nicht. "Man sieht die in der Kabine. Und man hat auch gesehen, dass wir uns alles hart erarbeiten müssen", erinnerte Ercan Kara.
Partystimmung gibt es sowieso nicht: "Ich glaube, die meisten, die gespielt haben, sind schon wieder am ausradeln", so Hedl.
Die Konzentration bleibt oben, ganz im Sinne des Trainers: "Wir haben den Moment schon gemeinsam genossen, haben in einem Viertelfinale in einem europäischen Bewerb ein Spiel gewonnen."
Doch am Freitag um 10:00 Uhr steht schon das nächste Training an. Immerhin gilt es, am Sonntag ein Wiener Derby zu spielen. Die Freude, für die Zeit bleibt, ist aber angebracht: "Das war das schwierigste Spiel, das wir in der Conference League bisher hatten", so Klauß.
Und es endete sogar siegreich.