Die Reise durch Europa ist für den SK Rapid zu Ende.
Nach dem 1:0 in Stockholm waren die Trümpfe in der eigenen Hand, sich das Halbfinale der UEFA Conference League gegen den FC Chelsea zu sichern.
Eine frühe Rote Karte, ein effizienter Gegner und vergebene Möglichkeiten sorgten dafür, dass es kein legendärer, sondern ein bitterer Rückspiel-Abend gegen den Djurgardens IF wurde.
Eine verpasste Chance, die lange schmerzen wird. "Das wird heute wehtun, das wird morgen wehtun. Und das wird auch noch in zwei, drei Wochen wehtun", wusste Niklas Hedl, der sich seinerseits keine Vorwürfe machen musste.
"Ich hätte heute lieber drei Fehler gemacht, die zu Gegentoren führen, wenn wir dafür im Halbfinale stehen", konnte und wollte sich der Schlussmann davon nichts kaufen.
Ebensowenig wie vom Bemühen: "Wir haben alles versucht. Wir wollten alle. Keiner muss heute ins Bett gehen und sagen, er habe nicht alles versucht."
Zu viele Rückschläge
Rapid trotze den Gegebenheiten lange. Der frühen Unterzahl. Einem Hand-Elfmeter samt Gegentor. Sogar noch dem 1:2 aus einem perfekten Schuss unter die Latte. Irgendwann reichte das nicht mehr.
Weil die Vorbereitung auf viele Situationen da war, "aber nicht, dass wir mit Nachspielzeit 125 Minuten oder so in Unterzahl sind", so Robert Klauß, der mit dem Verlauf wie alle seine Mannen schwer kämpfen musste.
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Weil zu Beginn der Verlängerung die Kräfte durch die längeren Wege eben doch deutlich nachließen. Und Djurgardens Gulliksen mit einem Doppelpack den Deckel drauf machte.
So weit hätte es nicht kommen müssen, wäre auch eine der zahlreichen Chancen der Hütteldorfer in den 90 Minuten zuvor gesessen. Etwa bei der Doppelchance von Matthias Seidl. Oder dem Last-Minute-Kopfball von Moritz Oswald.
Die Chancen waren trotzdem da
War aber nicht. So tat die deutliche 1:4-Niederlage nicht nur in ihrer Höhe und ihren Auswirkungen weh.
"Auch mit diesem Verlauf haben wir immer noch viel richtig gemacht und hatten die Chance. Es war nicht so, dass wir klar unterlegen waren. Mir fällt es schwer, Worte für diesen Abend zu finden", suchte Klauß.
Auch Guido Burgstaller, im späteren Verlauf der Partie wieder eingewechselt, betonte: "Vorwerfen können wir uns nichts". Die Rote Karte habe das Spiel durcheinandergebracht, "aber nichtsdestotrotz haben wir noch genug Möglichkeiten, das drüberzubringen".
Lukas Grgic wusste schon in seiner ersten Reaktion bei "CANAL+": "In 90 oder 120 Minuten kann so viel Scheiß passieren. Wir waren trotzdem einfach nicht abgebrüht. Vielleicht auch irgendwo naiv."
Der Stolz wird auf sich warten lassen
Auch ein Viertelfinale erreicht ein österreichischer Klub nicht jede Saison. Auf diesen Fakt stolz zu sein, dafür war es an diesem Abend noch zu früh.
"Mit den Emotionen, der Energie und der Mentalität sieht es schon einmal gut aus, wenn wir sie auf den Platz bringen. Das ist der richtige Ansatz, was wir in den letzten ein, zwei Wochen gezeigt haben."
"Wenn man mir das im Juni gesagt hätte, hätte ich es unterschrieben. Wenn man die Umstände jetzt kennt, würde ich das nicht mehr", meinte etwa Hedl.
Auch beim Trainer wollte sich der Stolz noch nicht einstellen: "Das Gefühl stellt sich noch nicht ein. Das wird noch eine Weile dauern, weil die Art und Weise des Ausscheidens extrem bitter sind."
Dieses Gefühl werde erst in noch nicht absehbarer Zeit folgen.
In drei Tagen muss der Kopf wieder oben sein
Zentral dafür auch: Die Möglichkeit zu schaffen, solche Erfolge nächste Saison zu wiederholen. Eine schwere Aufgabe in den ausständigen sieben Runden der Bundesliga-Meistergruppe.
"Das wird jetzt die Challenge für uns, die Köpfe wieder hochzubekommen. Denn die Erfahrungswerte, um mit dieser Situation umzugehen, sind gering", sagte Klauß, der wusste: Zur nächsten Aufgabe in Wolfsberg hatte er nur zwei Tage der Vorbereitung vor sich.
Da wird es auch viel Einschwörung seitens der Spieler selbst brauchen. Burgstaller geht voran: "Wir haben unsere Hausaufgaben noch zu machen. Es ist keine leichte Situation, aber mit den Emotionen, der Energie und der Mentalität sieht es schon einmal gut aus, wenn wir sie auf den Platz bringen. Das ist der richtige Ansatz, was wir in den letzten ein, zwei Wochen gezeigt haben."
Nach Europa ist vor dem Liga-Endspurt. Endet dieser versöhnlich, kann wieder auf europäische Höhenflüge gehofft werden. Eine Hoffnung, von der sich an diesem Abend noch niemand trösten lassen konnte.