Das Kapitel Europa ist in Hütteldorf für diese Saison wieder beendet. Ein Ausgang der Dinge, wie er nach der Auslosung zum Conference-League-Playoff zu befürchten war.
Die Fiorentina war am Papier die schwerstmögliche Hürde als Vorjahres-Finalist, verfügt über einen Kader mit dem zehnfachen Marktwert - einem der höchsten des ganzen Bewerbs, während sich Rapid in der Gruppenphase am unteren Ende des Spektrums gefunden hätte.
Nach 180 Minuten tat den Beteiligten das Aus dann doch weh. Nur zwei Minuten und eine Nachspielzeit lang stand das Ergebnis am Ende, das den Aufstieg verhinderte.
Nach dem überraschenden Sieg daheim blieb der Vorsprung auswärts 60 Minuten intakt, hätte auch höher werden können. Die Fiorentina war daheim überlegen, brauchte aber individuelle Fehler der Wiener, um das Ruder rumzureißen.
Eine "Auszeichnung", gut dagegenzuhalten
So blieb bei aller Enttäuschung der Versuch, die positiven Eindrücke des ungleichen Duells auf das Tagesgeschäft wirken zu lassen.
"Wir haben gegen einen sehr, sehr guten Gegner gespielt und es ist uns auch gelungen, phasenweise Akzente zu setzen. Uns hat auch schon in den letzten Wochen die Defensivarbeit sehr ausgezeichnet, viele herausgespielte Tore haben wir nicht bekommen. Darauf gilt es jetzt aufzubauen, auch wenn mich zwei Gegentore heute als Verteidiger nicht zufriedenstellen", hatte Leopold Querfeld gegenüber LAOLA1 eine zwiespältige Abrechnung parat.
"Man sieht aber, wenn man wirklich gut einstellt ist, jeder leidenschaftlich rennt, für den anderen kämpft, dass man eine Chance hat."
Am Ende sei Rapid im Playoff ausgeschieden, genau wie letztes Jahr. Auch wenn die Größen der Gegner - damals Vaduz, heute Florenz in keiner Relation zueinander stehen.
"Aber natürlich ist es für uns schon eine Auszeichnung, dass wir es gegen so eine Mannschaft geschafft haben, zumindest über drei Halbzeiten komplett dagegenzuhalten und für uns zu stehen. Dass wir da phasenweise auf Augenhöhe Akzente setzen konnten, sollten wir schon in die Meisterschaft mitnehmen", hoffte der 19-Jährige.
Das müsse die Brust für die Bundesliga verbreitern. "Das darf uns jetzt nicht niederschlagen. Dafür sind wir als Mannschaft zu gut und es wäre schade, unser Potenzial jetzt nicht in der Liga abzurufen."
Sattlberger will nächstes Jahr wieder
Zusammen mit Nikolas Sattlberger war der Innenverteidiger der jüngste Mann am Platz, das fiel nicht im Geringsten auf. Gerade für die Youngster wurden die Fiorentina-Spiele damit eine wichtige und positive Standortbestimmung.
"Es war eine unglaubliche Ehre, da spielen zu dürfen. Ich habe alles reingehauen und es hat Bock gemacht, gegen solche Gegner zu spielen. Wir haben gesehen, dass wir mit diesen Mannschaften voll dagegenhalten können, auch auswärts in der ersten Halbzeit mit viel Druck. Ich bin stolz auf uns", wusste der andere 19-Jährige die Leistung schnell positiv einzuschätzen.
Und machte daraus gleich einen Vorsatz: "Wir müssen uns eine gute Ausgangsstellung in der Bundesliga erschaffen, um dann wieder auf so einer Bühne spielen zu dürfen."
Kerschbaum sieht die Learnings für die Youngster
Auch für Roman Kerschbaum, wenngleich mit mehr Routine als seine Kollegen ausgestattet, war es ein Karriere-Highlight.
"Das waren zwei Spiele, wo wir als Mannschaft wirklich sehr viel mitnehmen können. Wo uns vielleicht noch ein Eutzerl auf so eine Top-Mannschaft fehlt. Man sieht aber, wenn man wirklich gut eingestellt ist, jeder leidenschaftlich rennt, für den anderen kämpft, dass man eine Chance hat", sah der 29-Jährige.
"Ich frage mich sowieso, wo die italienischen Scouts waren, was Grüll betrifft."
Auf den Sieg daheim und die Situation, die Fiorentina am Rande des Aus gehabt zu haben, "können wir auch riesig stolz sein".
Seinen beiden jungen Kollegen Moritz Oswald - der beim 0:1 den Ball in der Offensive verlor - und Sattlberger, dem der Elfmeter passierte, stärkte Kerschbaum den Rücken.
"Sie brauchen sich keinen Vorwurf machen oder den Kopf hängen zu lassen. Die haben ein gutes Spiel gemacht. Es sind halt so kleine Situationen, aus denen sie selber lernen können. Man kann für die Zukunft viel mitnehmen, auch was die individuelle Qualität der Spieler betrifft, wie die gewisse Situationen lösen. Das ist schon ein anderes Niveau", erinnerte der Mittelfeldspieler an den Klassenunterschied.
Wo waren die Scouts bei Grüll?
Und dass so mancher in Rapids Reihen das Potenzial hat, auch irgendwann auf so ein Niveau zu kommen, bewiesen die Nachfragen der italienischen Journalisten nach manchem grün-weißen Akteur. Speziell Leo Querfeld und Marco Grüll.
"Sie sind für uns auf unserem Niveau, auch mit Sattlberger, Topspieler. Ich glaube aber, dass diese Spieler auch sehr viele Entwicklungsmöglichkeiten hätten und in Zukunft noch viel besser werden könnten", erinnerte Zoran Barisic an das junge Alter aller Genannten.
Und fragte sich "sowieso, wo die italienischen Scouts waren, was Grüll betrifft."
Sechs Eigenbauspieler "nicht selbstverständlich"
Beim Trainer blieb zwar der Eindruck, "dass wir uns mehr verdient hätten", er war aber mit dem Auftritt sehr zufrieden.
"Es war unglaublich toll, wie sie sich in beiden Spielen präsentiert haben. Das erfüllt mich schon mit sehr viel Stolz. Wir haben gewusst, wenn wir in gewissen Zonen Ballbesitz bekommen, haben wir mit unserer Klasse und Schnelligkeit in der Offensive schon die Möglichkeit, dass wir zu Chancen kommen. Dass es so aufgegangen ist, war wunderbar, aber schade, dass sie sich nicht belohnt haben."
Nichtsdestotrotz stimme die Entwicklungsrichtung: "Es macht wieder Spaß, Rapid zuzusehen. In diese Richtung werden wir weiterarbeiten. Wir befinden uns auf einem sehr, sehr guten Weg als Gruppe. Wir müssen zusammenhalten, unseren Weg und unsere Philosophie auch weiterhin verfolgen."
Die da lautet: Jugend siegt. "Man darf nicht vergessen, heute sind am Schluss sechs Spieler auf dem Platz gestanden, die von uns ausgebildet wurden, aus dem Nachwuchs stammen. Und so eine Leistung gegen die Fiorentina zu bringen, ist nicht selbstverständlich. Auch nicht für den europäischen Fußball."