Nach einer Achtelfinal-Qualifikation in einem europäischen Wettbewerb kann man schon mal in ein höheres Regal in Sachen Einordnungs-Begrifflichkeiten greifen.
"Das ist historisch", meint Andreas Schicker nach dem 1:0-Sieg des SK Sturm Graz bei Slovan Bratislava. Der ÖFB-Vertreter eliminiert die Slowaken somit mit einem Gesamtscore von 5:1.
"Das macht mich unglaublich stolz für Sturm Graz, für die Steiermark, aber auch für Fußball-Österreich. Denn es ist einfach wichtig, dass wir noch dabei sind und Punkte sammeln", jubelt der Geschäftsführer Sport.
"Ein großartiger Erfolg für Sturm Graz", findet auch Trainer Christian Ilzer, "es hat schon lange keine Achtelfinal-Teilnahme mehr gegeben, daher ist es für den Klub natürlich historisch."
Die schwarz-weißen Nerven
Wer glaubt, dass dies eine schwarz-weiße Jubel-Arie wird, täuscht sich. In die Analyse sämtlicher Beteiligter mischt sich die Erkenntnis, dass dieser Sieg in Bratislava eine schwere Geburt war.
Vor allem vor der Pause war Ilzer sehr unzufrieden, wie wenig man die sich bietenden Räume nutzen konnte, wie unpräzise man im Passspiel aufgetreten ist.
"Ich glaube, da haben auch ein bisschen die Nerven mitgespielt. Es war sicher ein wenig im Hinterstübchen, dass wir das nicht hergeben dürfen. Es erzeugt manchmal ein bisschen Angst, wenn man gefühlt etwas schon hat, aber noch einmal die letzte Schwelle zu einem großen Erfolg gehen muss", so der 46-Jährige.
Positiv laut Jon Gorenc-Stankovic im Umkehrschluss: "Wir haben gezeigt, dass wir gewinnen können, auch wenn wir nicht gut spielen."
Eine unheimliche Retter-Mentalität
Freilich half das Unvermögen von Slovan mit, aber der defensive Fight war dennoch top.
"Natürlich waren brenzlige Situationen dabei, aber wir haben viele Bälle geblockt und eine unheimliche Retter-Mentalität an den Tag gelegt, weil wir wussten: Egal wann ein Gegentor passiert, kann aus diesem Stadion noch einmal ein richtiger Hexenkessel werden", verdeutlicht Schicker.
So lange wie möglich die Null zu halten, war daher das oberste Gebot. "Wir durften Slovan nie an ein Wunder denken lassen", erläutert Ilzer, "wir mussten ihnen jeden Hauch an Träumerei, der in der Luft liegt, gleich wegnehmen."
Hätte man diverse sich bietende Situationen besser ausgespielt, wäre dies früher möglich gewesen. So war es sein drittes Tor im fünften Pflichtspiel, mit dem Mika Biereth für Erleichterung gesorgt hat.
Wovon man profitiert
Durchaus Klasse hat seine Mannschaft laut Ilzer gezeigt, wenn es darum ging, dem Gegner zwischendurch den Rhythmus zu nehmen, das Spiel zu beruhigen und mitunter auch mal Tempo rauszunehmen.
"Die Mannschaft hat in den letzten Jahren durch diese Wettkämpfe auf richtig gutem Niveau einiges gelernt. Davon haben wir profitiert", so Ilzer.
"Auf der rauen See entwickeln sich die Seemänner, nicht auf flachem und ruhigen Gewässer."
Auf diesem internationalen Weg, der im Herbst 2021 in Monaco begann, traf man immer wieder auf Kontrahenten, die sich als eine Nummer zu groß erwiesen. Zuletzt etwa Sporting, davor PSV Eindhoven.
"Wir durften gegen großartige Teams spielen. Diese Erfahrung entwickelt einen auf dieser Reise enorm. Auf der rauen See entwickeln sich die Seemänner, nicht auf flachem und ruhigen Gewässer. Das erleben wir vor allem im internationalen Bewerb ständig. Inzwischen haben wir schon einige internationale Spiele am Buckel", unterstreicht der Sturm-Trainer.
Wer ist easy-cheesy schlagbar?
Und zumindest zwei weitere kommen dazu. Gegen wen es in der Runde der letzten 16 geht, wird in der freitäglichen Auslosung ermittelt (<<<die möglichen Gegner>>>).
In Sachen Wunschlos hielt man sich im Sturm-Lager zurück.
"Wenn man mir einen Gegner nennt, der easy-cheesy schlagbar ist, würde ich mir den wünschen, aber den wird man nicht finden. Die acht möglichen Gegner sind über uns zu stellen", betont Ilzer.
Das heißt natürlich nicht, dass man sich bereits geschlagen gibt. Schicker: "Das sind alles sehr gute Mannschaften. Wir haben jedoch auch gegen vermeintlich bessere Teams gezeigt, dass wir bestehen können. Dieses Ziel werden wir uns wieder setzen."