Auf der Suche nach Spielpraxis ist Adrian Grbic im Winter dem Ruf von Vitesse Arnheim gefolgt.
Im LAOLA1-Interview nahm er erst vor kurzem zu den Beweggründen Stellung (HIER geht's zur Story >>>), nun spricht er im Gespräch mit der APA über seine aktuelle Form. Sein erstes Ziel hat der 25-Jährige erreicht, er zählt beim niederländischen Erstligisten zur Stammformation. Tore ließen in sechs Pflichtspielen noch auf sich warten. Ausgerechnet im Duell mit seinem Jugendclub Rapid in der Heimat Wien hofft der Stürmer im Sechzehntelfinal-Hinspiel der Europa-Conference-League am Donnerstag (ab 18:45 Uhr im LIVE-Ticker) auf den "Klickmoment".
"Der Stürmer lebt von Toren, deshalb ist es ganz wichtig welche zu schießen. Noch fehlt der Klickmoment, ich mache mir aber nicht den ganz großen Druck, weil ich weiß, was meine Stärken vor dem Tor sind und dass, wenn die Spielzeit weiter so aufrecht bleibt, ich auch wieder meine Tore machen werde", sagte Grbic.
"Richtiger Schritt" für Grbic, doch Vitesse wackelt
Nach schwierigen eineinhalb Jahren bei seinem Stammclub Lorient, der ihn bis Sommer nur verliehen hat, hat er die "Jokerrolle" abgelegt und den Match-Rhythmus wieder gefunden. "Ich wollte weggehen, um mehr Spielzeiten zu bekommen. Für mich kann ich daher sagen, dass es der richtige Schritt war", sagte Grbic. Coach Thomas Letsch schenkt ihm das nötige Vertrauen. "Wenn du weißt, der Trainer zählt auf dich, kannst du ruhiger drauflosspielen. Und dass er deutsch spricht, macht viel einfacher", erläuterte Grbic.
Aus sportlicher Sicht zufriedenstellend war nur der Beginn, wo es beim Debüt ein Liga-1:0 bei Feyenoord Rotterdam und ein 3:0 im Cup gegen Viertligist DVS'33 gegeben hatte. In den jüngsten vier Partien war mit einem Torverhältnis von 1:16 gegen Groningen (1:3), Twente Enschede (0:3), wo man sich durch einen Ausschluss jeweils selbst geschwächt hatte, Ajax Amsterdam (Cup-Viertelfinale) und PSV Eindhoven (jeweils 0:5) nichts zu holen. "Wir haben gewusst, dass der Februar ein schwerer Monat wird. Die letzten vier Spiele waren ein Rückschlag", so Grbic.
Die Niederlagen gegen Champions-League-Achtelfinalist Ajax und auch PSV kamen aufgrund der Gegner-Stärke nicht unerwartet. "Sicher bleibt es im Kopf, wenn du hoch verlierst, man muss aber auch sagen, dass diese Gegner momentan einfach zu stark für uns sind", schätzte der ÖFB-Angreifer die Situation realistisch ein. Ajax sei für ihn aktuell eine der Top-Sechs-Mannschaften in Europa.
Vitesse, aktuell Sechster und letztes Jahr Vierter in der Ehrendivision, kann von so einem Standing nur träumen und ist aktuell damit beschäftigt einen Weg aus der Krise zu finden. "Wir bekommen zu viele leichte Gegentore. Das müssen wir abstellen", ist sich Grbic bewusst. Auf der anderen Seite des Feldes ist er gefordert. Denn: "Ohne Tore kannst du keine Spiele gewinnen." Alles schlechtreden wollte der Niederlande-Legionär keineswegs. "Auch wenn es schlecht ausschaut, es war nicht alles schlecht. Wenn wir unsere Leistung auf den Platz bringen, dann hat es jede Mannschaft schwer gegen uns."
Rapid auch ohne Kara stark - mit Fans noch mehr
Rapid strotzt nach einem Out im Cup-Viertelfinale gegen Hartberg und der Liga-Niederlage gegen Salzburg (jeweils Heim-1:2) auch nicht vor Selbstvertrauen. Zudem gilt es den Abgang von Ercan Kara zu verkraften.
"Erci war ein Leistungsträger und hat auch viele Tore gemacht, aber die Mannschaft hängt nicht nur von einem Spieler ab, wir kennen die Qualitäten von Rapid", sagte Grbic. Er rechnet mit einem Spiel auf Augenhöhe. "Die Chancen stehen 50:50, wer an diesen beiden Tagen die bessere Leistung bringen wird, wird auch weiterkommen."
Eine entscheidende Rolle könnten die Fans spielen. Grbic hat seine Kollegen auf einen Hexenkessel eingestellt. "Dass sie jetzt wieder vor voller Kulisse spielen dürfen, tut ihnen unheimlich gut. Vor einer vollen Hütte im Allianz Stadion zu spielen, ist immer schwer", weiß Grbic. Mit Altach war er viermal gegen Rapid im Einsatz und verlor bei drei Remis nur einmal. Beim 1:4 am 20. Mai 2018 erzielte er in Wien das Ehrentor.
"Die Motivation ist extra hoch" gegen Ex-Klub
Auftritte in Wien sind für einen Wiener immer ein Highlight, noch dazu wenn man zwischen 2004 und 2012 einen Großteil seiner Fußball-Ausbildung bei Rapid genossen hat und viele Freunde Rapid-Fans sind. Mit aktuellen Rapid-Profis hat Grbic nicht zusammengespielt, Verbindungen gibt es aber zu Yusuf Demir, der von der gleichen Beraterfirma vertreten wird, oder Maximilian Hofmann. "Die Motivation ist extra hoch, es wird sicher ein geiles Erlebnis, ich werde es genießen."
Mit einem guten Auftritt will er sich auch bei ÖFB-Teamchef Franco Foda in Erinnerung rufen, mit dem es seit Mai 2021 keinen Kontakt gegeben hat. Eine Folge der wenigen Spielminuten bei Lorient, jenem Club bei dem Grbic bis 2025 unter Vertrag steht. "Für mich ist das Kapitel Lorient nicht abgeschrieben. Im Sommer kann schon wieder alles ganz anders ausschauen, ich spielen und meine Tore machen", so Grbic.
Nicht nur für ihn kommt es in Wien zu einer Rückkehr. Letsch hat lange Jahre bei Salzburg und 2018/19 auch mehr als ein Jahr als Austria-Coach gearbeitet. Zudem war Stürmer Nikolai Baden Frederiksen 2020/21 im WSG-Tirol-Dress (18 Tore) eine der herausragenden Liga-Figuren.