Sechs Aufgaben hat der SK Rapid in der Ligaphase der UEFA Conference League vor sich.
Auf dem Papier war das Auswärtsspiel bei Istanbul Basaksehir neben dem Heimduell mit dem FC Kopenhagen die schwerste davon.
Beendet wurde sie mit einem durchaus verdienten 2:1, das mit besserer Chancenverwertung - und manch anderer VAR-Entscheidung - auch höher hätte ausfallen können. Die Noten für die Rapid-Spieler >>>
Ein Start, der bei den Hütteldorfern runtergeht wie Öl. "Am Papier war der Gegner vielleicht stärker. Aber wir haben heute gezeigt, dass wir als Team Fußballspiele gewinnen können. Man hat gesehen, dass individuelle Qualität allein nichts heißt im Fußball", war Niklas Hedl hochzufrieden.
Der Ball, den er in der 98. Minute stark halten musste, war der erste Torschuss des Gegners in der zweiten Hälfte.
Es war eine entscheidende Tat für einen Sieg, der trotz dieser Tatsache mit viel Spannung behaftet war: "Das Unangenehmste war, dass es eben nur 2:1 gestanden ist und du gewusst hast, das mit jedem Schuss das ganze Spiel kippen kann und wir uns vielleicht einen Einbruch einfangen."
Das hätten Guido Burgstaller und Dion Beljo mit den aberkannten Toren sowie einigen weiteren guten Chancen schon zu zweit verhindern können, aber der Sieg hielt.
Gute Gegner auch auswärts fordern
Das war nicht nur, aber vor allem dem wiedergefundenen Torriecher von "Euro-Louis" Schaub zu verdanken, der beide Treffer erzielte. Den zweiten und schließlich entscheidenden nur wenige Momente nach Wiederbeginn.
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"Natürlich hilft so ein Tor kurz nach der Halbzeit. Dann haben wir schon ein bisschen mehr Ruhe als in der ersten Hälfte reinbekommen. Wir haben uns in der Halbzeit zwei, drei Szenen angesehen, die wir nicht so gut gelöst haben, und das danach besser umgesetzt", strahlte der sehr zufriedene Mittelfeldspieler.
Eine Partie, die das Selbstvertrauen weiter bestärkt. Das brauchte es, um sich gegen einen immer gefährlichen Kontrahenten zu behaupten. "Wir haben uns schon was ausgerechnet. Ich glaube, das zeichnet uns aus, dass wir gute Gegner daheim, aber auch auswärts schlagen können", war die leichte Außenseiterrolle für ihn nur relativ.
Zufriedenheit in der Zuschauerrolle
Robert Klauß musste aufgrund seiner Sperre von oben zusehen, tat sich dafür mit der Analyse leichter. Überhaupt, weil ihm sehr gefiel, was er sah.
"Gerade im Spiel gegen den Ball waren wir sehr diszipliniert, sehr gut aufeinander abgestimmt. Das war richtig, richtig gut. Nach den ersten 10-15 Minuten haben wir auch unsere Räume gefunden, sind in die Tiefe gekommen, haben uns gut vom Gegner wegbewegt und so fallen am Ende auch die Tore", ging der Matchplan für ihn auf.
"Dass wir gegen einen richtig starken Gegner auswärts über fast 90 Minuten ein sehr gutes Spiel gemacht und verdiente drei Punkte mitgenommen haben, gibt sehr viel Selbstvertrauen und Stärke."
Dass mit dem frühen 2:1 in der zweiten Hälfte noch lange nicht Schluss mit den Offensivbemühungen war, gefiel besonders: "Das hat mir sehr imponiert, dass wir drauf geblieben sind und unbedingt nach vorn weiterspielen wollten."
Sonderlob gab es dabei für das Quartett an vorderster Front, auch wenn manche Möglichkeit liegen blieb. "Wie synchron und koordiniert Matti (Seidl), Louis (Schaub), Dion (Beljo) und Guido (Burgstaller, Anm.) angelaufen sind, es immer geschafft haben, Druck auf die Innenverteidiger zu bekommen und den Gegner zur Seite zu lenken - das war überragend."
Und der Schlüssel dafür, dass Basaksehir die Qualität in der Offensive nicht mehr ausspielen konnte.
Auch Phasen ohne Gegentor sind gute Phasen
Dass dem Gegner das in der ersten Hälfte sehr wohl noch gelang, war auch kein Wermutstropfen.
"Wir kommen nicht immer an 100 Prozent heran. Gerade in der Konstanz, das über 90 Minuten alle drei Tage abzurufen, haben wir noch Möglichkeiten. Aber wir schaffen es schon, immer wieder mal 'Peaks' zu haben. Jetzt geht es darum, auch in den Spielen, wo wir nicht rankommen, eine gewisse Konstanz zu entwickeln", wäre das für den Rapid-Trainer der nächste Schritt: In den Partien, die nicht am Limit sind, nicht "unter eine gewisse Grenze zu fallen".
"Das heißt, du bekommst dann kein Gegentor in der Phase, wenn du keines schießt. Hältst das Ergebnis, bis du dich wieder gesammelt hast. So eine Phase zu überstehen, gehört zum Fußball dazu."
Auch Selbstvertrauen kommt mit
Neben den drei Punkten steigt auch eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein mit in den Flieger zurück nach Wien: "Dass wir gegen einen richtig starken Gegner auswärts über fast 90 Minuten ein sehr gutes Spiel gemacht und verdiente drei Punkte mitgenommen haben, gibt sehr viel Selbstvertrauen und Stärke", war sich Klauß sicher.
"Wir sind aber nicht so vermessen zu glauben, dass wir die beste Mannschaft der Welt sind und gegen jeden Gegner gewinnen müssen. Es wird deswegen auch Spiele geben, wo wir unterlegen sind. In diesen Phasen geht es darum, das gemeinsam zu überstehen und unsere Momente wieder zu nutzen. Und das haben wir heute gut gemacht. Wir wussten in den letzten zehn Minuten, dass wir kein Tor mehr machen, aber wir haben es gut zu Ende verteidigt", schloss der Deutsche ab.
Jetzt geht es noch auswärts nach Altach, wo sich Rapid auch nicht immer leicht getan hat, ehe die nächste Länderspielpause ansteht. In die nächsten Aufgaben, vor allem in der Conference League, können die Hütteldorfer jedenfalls mit einer anderen Erwartungshaltung hineingehen. Das hat das Spiel in Istanbul nur verstärkt.