news

Die kurioseste Transfer-Panne der Bundesliga-Geschichte

Der heutige Slovan-Verantwortliche schrieb auf eine unglaubliche Art eine Geschichte, die der österreichischen Bundesliga auf ewig als Anekdote erhalten bleibt.

Die kurioseste Transfer-Panne der Bundesliga-Geschichte Foto: © GEPA

Auf der Mitarbeiterliste von Slovan Bratislava findet sich ein Name, der Bundesliga-Geschichte geschrieben hat, ohne auch nur eine Minute in der Bundesliga gearbeitet zu haben.

Und das hat wiederum mit einer einzigen Minute zu tun. Aber der Reihe nach.

Robert Vittek ist inzwischen 41 Jahre alt und verdient sein Geld als Head of International Relations and Scouting beim Europacup-Gegner des SK Sturm Graz (Do., ab 18:45 Uhr im LIVE-Ticker).

In dieser Funktion war er etwa am Engagement von Kevin Wimmer beteiligt, wie der ÖFB-Legionär im LAOLA1-Interview erzählt hat.

Das defekte Faxgerät

Im Winter 2011 war der Slowake indes das Opfer der wahrscheinlich kuriosesten Transfer-Panne der Bundesliga-Geschichte.

Und zwar hätte Vittek damals beim regierenden Meister FC Red Bull Salzburg landen sollen. Auch nach wochenlangem Hin und Her blieb es letztlich beim Konjunktiv.

Woran ist der Deal gescheitert? Am defekten Faxgerät von Ankaragücü.

Um für jüngere Semester die wichtigste Frage vorab zu klären: Was ist ein Faxgerät?

Ein Fax, oder auch "Fernkopie" genannt, ist laut Wikipedia die Übertragung des Bildes eines Papierdokumentes auf ein Papier im Empfangsfaxgerät.

Vier WM-Tore im Gepäck

Als ob es vor 13 Jahren nicht schon modernere Möglichkeiten gegeben hätte, wurden wichtige Dokumente damals mitunter noch via Fax hin- und hergeschickt. So auch Verträge, die Fußball-Transfers besiegeln sollten.

Ein handelsüblicher Prozess also, der da am 31. Jänner 2011 – also am Deadline-Day dieses Transferfensters - über die Bühne gehen sollte.

Alle Beteiligten waren sich einig: Vittek wird von Ankaragücü nach Salzburg wechseln.

Der Transfer sollte eineinhalb Jahre vor der Ankunft von Ralf Rangnick in der Mozartstadt stattfinden, also passte der slowakische Angreifer ins damalige "Bullen"-Konzept: 28 Jahre alt, ein großer Name, den man aus der deutschen Bundesliga (1. FC Nürnberg) kannte und der ein halbes Jahr davor bei der WM 2010 in Südafrika mit vier Toren aufgezeigt hatte.

Es kam nicht und kam nicht

Der Medizincheck war absolviert. In Abstimmung mit Bundesliga und ÖFB war von Seiten Salzburgs alles für den Transfer vorbereitet.

Klitzekleiner, aber am Ende entscheidender Haken: Das den Transfer besiegelnde Retourfax aus der Türkei kam nicht und kam nicht und kam nicht.

Als es letztlich doch kam, war es 0:01 Uhr.

Deadline am Deadline-Day war jedoch nun mal Mitternacht.

Vurschrift is Vurschrift

Da nutzte es auch nichts, dass Salzburg um 0:03 Uhr alle notwendigen Unterlagen im TMS, dem offiziellen Transferabgleichungssystem der FIFA, verewigt hat.

Es nutzte auch nix, dass Ankaragücü die Schuld auf sich nahm und bei der FIFA sogar das Gutachten einer Firma vorlegen konnte, dass besagtes Faxgerät tatsächlich zwischen 23:15 Uhr und 23:55 Uhr nicht funktionstüchtig gewesen sei.

Der Fußball-Weltverband untersagte den Transfer schließlich am 23. Februar 2011 endgültig. Eine Entscheidung in guter alter österreichischer Tradition nach dem Motto "Vurschrift is Vurschrift".

Und wenn die Vorschrift Mitternacht besagt, ist eine Minute nach Mitternacht nun mal zu spät – allen guten Begründungen zum Trotz.

Vittek hätte bei der Titelverteidigung helfen sollen

"Wir sind enttäuscht. In diesem Fall gibt es leider wirklich nur Verlierer", beklagte sich der damalige Salzburg-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer.

Vielleicht hatte der Deutsche auch die Vorahnung, dass dies eine verlorene Saison im Namen der Dose werden könnte.

Vittek hätte Salzburg nämlich am Weg zur Titelverteidigung helfen sollen. Selbige gelang nicht – 2011 krönte sich stattdessen der SK Sturm Graz zum österreichischen Meister.

Der slowakische Stürmer wiederum wechselte im Sommer 2011 zu Trabzonspor, wo er jedoch in den folgenden zwei Saisonen auch verletzungsbedingt nie wirklich glücklich werden sollte.

Vom verhinderten Janko-Nachfolger zum Janko-Mitspieler

In Trabzon – und das beweist wieder einmal, wie klein die Fußball-Welt manchmal ist – traf er in der Saison 2012/13 auf einen gewissen Marc Janko.

Der Abschied des so verlässlichen Goalgetters aus Salzburg im Sommer 2010 war wiederum einer der Gründe, warum die "Bullen" in der Winterpause im Angriff nachrüsten und Vittek holen wollten.

Bei Trabzonspor waren dem Duo Vittek/Janko allerdings nur elf gemeinsame Minuten vergönnt, konkret am 20. Jänner 2013 bei der 1:3-Heimniederlage gegen Kardemir Karabükspor. Vittek sorgte zumindest für den Ehrentreffer.

Wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn das Fax von Ankaragücü um 23:59 Uhr in Salzburg eingelangt wäre, werden wir leider nie erfahren.

Die Rekord-Verkäufe der 12 Bundesliga-Klubs



Kommentare