Am Donnerstag trifft Österreichs Meister Red Bull Salzburg im Hinspiel des Europa-League-Playoffs auf sein rumänisches Pendant Viitorul Constanta (20:45 Uhr im LAOLA1-Ticker).
Mit Gheorghe Hagi ist beim Gegner DIE Lichtgestalt des rumänischen Fußballs am Werk. Der heute 52-Jährige, der als "Karpaten-Maradona" in die Fußball-Geschichte einging, ist Eigentümer und Trainer jenes Klubs, der erst 2009 gegründet wurde und nur acht Jahre später den Titel holte.
LAOLA1 stellt den ungewöhnlichen Klub vor:
Der Klub
Viitorul (= Zukunft) Constanta hat wie Salzburg (in der Red-Bull-Ära) eine junge Geschichte und ist mit acht Jahren genauso alt wie Salzburgs Schwesternklub RB Leipzig. Im Gegensatz zum deutschen Champions-League-Teilnehmer musste der neue Verein aber nicht so lange darauf warten, im Oberhaus mitspielen zu dürfen. Denn nachdem man sich via CS Ovidiu die Spielberechtigung für die dritte rumänische Liga sicherte, gelang nur eine Saison später der Aufstieg in die zweite Liga sowie zwei Jahre später jener ins Oberhaus. Dort kletterte Constanta konstant nach oben: Nach den Plätzen 13, 12, 11 und 4 holte die Hagi-Truppe 2016/17 sensationell die Meisterschaft, setzte sich dabei gegen Rekordmeister FCSB (hieß früher Steaua Bukarest) und Vorjahreschampion Astra Giurgiu durch. Die Hagi-Akademie, die ebenfalls 2009 gegründet wurde, beliefert die Kampfmannschaft und ist die mit Abstand modernste Rumäniens und eine der größten in ganz Südosteuropa. Elf Millionen Euro wurden 2009 in Ovidiu nördlich von Constanta in die Infrastruktur investiert, 300 Nachwuchs-Fußballer kicken dort. Die Meistermannschaft hatte vergangene Saison ein schlankes Durchschnittsalter von 21,6 Jahren und erinnert an Salzburgs Klub-Philosophie. Bekanntlich hat Red Bull in den Nachwuchs investiert, vor allem in die Akademie in Liefering, die das gleichnamige Erste-Liga-Team sowie in weiterer Folge Salzburg mit Spielern versorgt. Später werden die Kicker teuer verkauft. Ähnlich macht es auch Viitorul. Ianis Hagi, der Sohn von Gheorghe, wechselte etwa 2016 für zwei Millionen Euro zum AC Florenz. Die Rumänen gaben in ihrer jungen Klubgeschichte laut "transfermarkt" 135.000 Euro für Spieler aus und nahmen 13,85 Millionen Euro ein.
LAOLA1 zu Gast in der Akademie Liefering:
Die Legende
Hagi here, Hagi there, Hagi everywhere. "Regele", den König, nennen sie ihn nicht nur in Constanta, dort wo Hagi zur Lichtgestalt des rumänischen Fußballs avancierte. Bei Salzburgs Europa-League-Gegner ist der frühere Mittelfeldstar von Real Madrid und FC Barcelona Alleinherrscher. Für die jüngeren Leser: Gheorghe "Gica" Hagi war nach dem Erreichen des Meistercup-Finales 1989 mit Steaua Bukarest ausgezogen, um Fußball-Europa zu erobern. Er galt als einer der besten offensiven Mittelfeldspieler seiner Zeit. "Karpaten-Maradona" wurde der 1,72m kleine Dribblanski ob seines Spielstils genannt. Bei der WM 1994 in den USA führte Rumäniens Fußballer des Jahrhunderts sein Land sensationell ins Viertelfinale. Der Spielmacher absolvierte 32 Einsätze für Barca (8 Tore), 50 für Real (13 Tore). 64 für Brescia (15 Tore) und 114 für Galatasaray. Im Europacup traf Hagi drei Mal auf österreichische Vereine: Mit Real fertigte der Linksfuß den FC Tirol im Achtelfinale des Europapokals der Landesmeister 1990 mit 9:1 (h) ab, ehe ein 2:2 in Österreich natürlich zum Aufstieg reichte. Mit Sportul Studentesc schied der junge Hagi 1983 in der 1. UEFA-Cup-Runde gegen Sturm aus - 1:2 (h), 0:0 (a). In der CL-Gruppenphase 2000 war Hagi bei Galas 0:3 in Graz wegen einer Sperre nicht dabei, dafür aber beim legendären 2:2 in Istanbul. Ein Jahr zuvor erzielte Hagi in der CL-Quali beim 3:0 auswärts gegen Rapid ein Tor und einen Assist, sein Treffer gehörte überhaupt zu den schönsten seiner Karriere - Peter Schöttel weiß, warum (VIDEO). Zu Hause folgte ein 1:0. Nun trifft die Legende als Trainer erstmals auf einen ÖFB-Klub.
Das Stadion
Salzburg wird sich am Donnerstag wohl wie in Grödig vorkommen - also einige Spieler wie zu Hause. Denn auch das Playoff-Heimspiel trägt Viitorul in seiner Akademie, im 4.500 Zuschauer fassenden "Stadionul Central Academia Hagi", aus. Wie fast alles, das in der Stadt an der Schwarzmeer-Küste (283.000 Einwohner, Tennisspielerin Simona Halep kommt auch aus Constanta) mit Fußball zu tun hat, ist es nach dem größten Sohn der Gegend benannt. Der Sportkomplex selbst steht im 20 Autominuten entfernten Ovidiu quasi im Nirgendwo und umfasst eine Fläche von sieben Hektar und neun Fußballfeldern inklusive Büros und Hotels. Nicht jedem gefällt der Weg des Klubs, das Projekt per se, und auch das ist eine Parallele zu Red Bull Salzburg. "Ich kann denen, die mich angreifen, nur sagen, dass es gut wäre aufzuhören", erklärte Hagi. "Ich bin kurz vor dem Limit. Aber ich kann nicht aufgeben, weil ich mit Leib und Seele und mit aller Energie dabei bin, und weil ich den Fußball liebe." Man solle ihn in Ruhe mit den jungen Spieler arbeiten lassen. "Dieser Klub, diese Akademie, hat im Vorjahr ein Wunder vollbracht. Es ist nicht unsere Schuld, dass wir das geschafft haben."
Die Form
Sportlich gesehen könnte es für Viitorul in dieser Saison deutlich besser laufen. Nach sechs Spieltagen in der Liga 1 liegt der Meister mit nur fünf Punkten auf dem elften Platz - nur drei Teams rangieren dahinter. Hagi, der seit 2014 Viitorul-Trainer ist und damals von seinem ehemaligen Nationalteamkollegen und der rumänischen Torwart-Legende Bogdan Stelea übernahm, hat eine No-Name-Truppe und die erzielte seit fünf Spielen kein Tor mehr. Salzburg-Trainer Marco Rose ist das nicht entgangen: "Wir haben den Gegner natürlich auch live vor Ort beobachtet und wissen, dass sie suboptimal in die Saison gestartet sind. Aber wir messen diesen Ergebnissen keine Aussagekraft bei und bereiten uns auf einen spielstarken, aggressiven Gegner vor. Ihr Trainer Gheorghe Hagi war eine Größe im Weltfußball, und seine Mannschaft spielt auch ein wenig so, weil sie zumeist versuchen, fußballerische Lösungen zu finden." Dass es die Mannschaft auch in dieser Saison kann, zeigte das Duell in der 3. Runde der CL-Qualifikation. Gegen APOEL Nikosia, 2011 CL-Viertelfinalist, gewann man das Hinspiel 1:0, verlor dann das Duell erst nach Verlängerung, das allerdings dann klar mit 0:4. Vor einem Jahr scheiterte man beim EC-Debüt an Gent mit 0:5 in Runde 3 der EL-Quali.