Wenn Sturm Graz am Donnerstag auf den Rasen der Merkur Arena tritt, wartet im Rahmen der UEFA Europa League Spaniens Tabellenführer.
Doch dabei handelt es sich weder um den FC Barcelona, die Madrider Schwergewichte Real und Atletico oder den FC Sevilla. Weil die Wochenendspiele der beiden Hauptstadt-Klubs sowie Sevillas aufgrund der späten Spieltermine in der Südamerika-Quali verschoben wurden, lacht Real Sociedad alleine mit drei Punkten Vorsprung vom La-Liga-Thron.
Europa League, Donnerstag 21 Uhr: SK Sturm gegen Real Sociedad im LIVE-Ticker >>>
Die Euphorie beim baskischen Traditionsverein, der wettbewerbsübergreifend seit zehn Pflichtspielen ungeschlagen ist, erreicht ein Rekordhoch. Einzig die 2:4-Pleite zum Ligaauftakt in Barcelona befleckt die heurige Statistik. Am kommenden Wochenende könnte mit dem siebenten Saisonsieg der Startrekord von 23 Punkten aus der Vorsaison eingestellt werden. Vor knapp drei Spielzeiten waren solche Zahlen noch in utopischer Ferne.
Wir blättern zurück ins Jahr 2018, als Imanol Alguacil im Dezember das Ruder in San Sebastian übernahm. Zu diesem Zeitpunkt klebte Sociedad am 15. Tabellenrang, drei Zähler von den Abstiegsrängen entfernt. Mit viel Kämpferherz schloss La Real die Saison noch auf dem neunten Platz ab und schaffte in den beiden Folgejahren mit Rang sieben und fünf den Sprung in die Europa League. Die Krönung erfolgte mit dem Gewinn der spanischen Copa del Rey, der erste Titel seit 33 Jahren.
Am kontinuierlichen Aufschwung spielt Mastermind Alguacil die erste Geige. LAOLA1 stellt euch die weiteren Stars des baskischen Ensembles vor.
Der Hexer - Alex Remiro
Seit Sommer 2019 wehrt Remiro Torschuss um Torschuss im Diensten La Reals ab. Einsätze bei Jugendklub Athletic Bilbao blieben dem heute 26-Jährigen verwehrt. In Szene setzen konnte er sich 2017/18 während einer Leihstation bei Zweitligist Huesca, mit dem er in Spaniens Eliteliga aufstieg.
Als ihm in weiterer Folge eine echte Chance in Bilbao vorenthalten wurde, folgte der Wechsel innerhalb des Baskenlandes, wo ihm prompt das Vertrauen geschenkt wurde. 90 Pflichtspiele später konnte Remiro 34 Mal seinen Kasten sauber halten. Besonders süß dürfte ihm der Cup-Sieg schmecken, den Real Sociedad ausgerechnet im Finale gegen Athletic Bilbao (1:0) einfuhr.
In der Liga musste Remiro bei acht Einsätzen in nur zwei Partien hinter sich greifen. Mit solch einem Fels in der Brandung reicht auch der Minimalaufwand, der bisher offensiv betrieben wurde. Vier der sechs Siege resultieren aus einem 1:0. Nur in der Europa League fischte Remiro den Ball drei Mal aus dem Netz.
Der Abräumer - Robin Le Normand
Was wäre aber ein Torhüter ohne Defensivreihe? Mittendrin in der Viererkette bildet nämlich Le Normand den Klebstoff, der die Abwehr zusammenhält.
2016 verschlug es den französischen Innenverteidiger aus der Brest-Jugend in die zweite Garde Real Sociedads. Nach drei Jahren beim B-Team erfolgte mit 22 Jahren der etwas späte Aufstieg zu den Profis. Seither zeigt die Leistungskurve steil empor. Trotz internationalem Interesse hielt der Franzose, dessen Vertrag in San Sebastian bis 2024 läuft, seinem Klub im Sommer die Treue.
Aus den Plänen Alguacils ist Le Normand kaum wegzudenken. Nicht umsonst könnte der 24-Jährige in Graz sein 100. Pflichtspiel für La Real bestreiten.
VIDEO: So feierte Real Sociedads Coach den Cup-Titel:
(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)
Der Stratege - Mikel Merino
Als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive zieht Merino (im Bild oben rechts) die Fäden im Zentrum. Dass der in Pamplona geborene Mittelfeldspieler ordentliche Qualität mitbringt, beweist ein Blick in seine Vita.
Nach bärenstarkem Auftritt für CA Osasuna in Spaniens zweiter Liga folgte mit 19 Jahren der Sprung zu Borussia Dortmund. Der namenhaften Konkurrenz geschuldet reichte es zwar "nur" zu neun Partien, bei seiner anschließenden Station Newcastle United wusste Merino aber prompt zu überzeugen. Als Real Sociedad anklopfte, folgte im Sommer 2018 der Schritt zurück in die Heimat und von dort ins Nationalteam.
Seit knapp einem Jahr scheint der 25-Jährige im Aufgebot von "La Furia Roja" auf. Ins Endaufgebot für die EURO 2020 schaffte er es zwar nicht, dafür kam er in WM-Quali und Nations League zuletzt als Einwechselspieler zum Zug. Merino aus dem Spiel zu nehmen, wird einer der Hauptaufgaben für Sturm sein.
Der Shootingstar - Martin Zubimendi
Dass die Jugendarbeit in San Sebastian großgeschrieben wird, beweisen gleich 13 Eigengewächse in der Kampfmannschaft. Neben dem jahrelangen Aushängeschild Mikel Oyarzabal gilt Zubimendi neben dem verletzten Flügelspieler Ander Barrenetxea (19) als aktuelles Aushängeschild.
Seit letzter Saison hält Zubimendi zentralen Spielerkollegen wie Mikel Merino und David Silva bei Offensivläufen den Rücken frei. Im Vergleich zur Vorsaison mauserte er sich immer mehr zum Stammspieler und sorgt als Stabilisator für Absicherung im Mittelfeld. Kein Wunder also, dass Zubimendi im Juni sein Debüt für Spanien feierte und künftig wohl öfter Einberufungen erhält.
Nach Graz reist der 22-Jährige mit Selbstvertrauen. Erst beim jüngsten Sieg gegen RCD Mallorca lieferte er den goldenden Assist zum 1:0-Endstand.
Der (verletzte) Torgarant - Mikel Oyarzabal
Wie bereits angekündigt, gilt Oyarzabal (im Bild oben links) als einer der besten Spieler aus der Sociedad-Jugend. Mit seinen 24 Jahren hat der pfeilschnelle Linksaußen bereits 249 Pflichtspiele mit 70 Toren und 46 Assists in den Beinen.
Alleine in der laufenden Spielzeit hat Oyarzabal sechs Mal in La Liga ins Schwarze getroffen. Damit tritt er in die Fußstapfen von Sturmkollege Alexander Isak, der vergangene Saison 17 Mal traf, heuer aber mit Ladehemmungen vor dem Tor kämpft. Nur Reals Karim Benzema (9) liegt in der Torschützenliste vor Oyarzabal.
Die imposante Form konnte er auch ins Nationalteam mitnehmen. Erst kürzlich assistierte er doppelt beim 2:1-Sieg im Nations-League-Halbfinale gegen Italien und half so, den dreijährigen Siegeszug des Europameisters zu stoppen. Im darauffolgenden Finale erzielte er bei der 1:2-Pleite gegen Frankreich zumindest sein sechstes Länderspieltor.
Die Sturm-Abwehr kann aber durchschnaufen! Erst am vergangenen Wochenende zog sich Oyarzabal einen Faserriss im hinteren Oberschenkel zu und fällt somit für die nächsten Spiele aus.
Die Routiniers
Doch damit nicht genug! Die Basken verfügen in ihren Reihen über den ein oder anderen Star-Routinier. Neben Spielmacher David Silva und Außenverteidiger Nacho Monreal gilt Kapitän Asier Ilarramendi als bekanntestes Kadermitglieder. Ein Einsatz in Graz scheint aber nur bei Silva im Bereich des Möglichen.
Während der einstige ManCity-Star mit muskulären Problemen vier Wochen zusehen musste, plagen Monreal anhaltende Knieschmerzen. Eigengewächs Ilarramendi macht eine hartnäckige Muskelverletzung einen Strich durch die bisherige Saison.
Ein Einsatz von Silva macht das Kraut für Sturm aber ohnehin nicht fett. Auf die "Blackies" warten so oder so anspruchsvolle 90 Minuten gegen Spaniens amtierende Nummer eins.
VIDEO - So ausgelassen feiert Real Sociedad den Gewinn der Copa del Rey: