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Glasners österreichische Vorgänger in einem Finale

Frankfurt-Coup! Oliver Glasner erst als 5. österreichischer Trainer in einem EC-Finale.

Glasners österreichische Vorgänger in einem Finale Foto: © getty

Was für eine denkwürdige Europacup-Woche!

Am Dienstag kämpfte sich der FC Liverpool ins Finale der Champions League, am Mittwoch folgte Real Madrid mit einer unglaublichen Aufholjagd gegen Manchester City. Am Donnerstag schaffte es Gernot Trauner mit Feynoord Rotterdam ins Endspiel der Conference League gegen die AS Roma.

Und in der Europa League erkämpften sich die Glasgow Rangers ein Finalduell in der Europa League gegen Eintracht Frankfurt - mit Martin Hinteregger, Stefan Ilsanker und Oliver Glasner. Adi Hütter führte die Adler 2019 zwar schon ins Halbfinale, wo man Chelsea unterlag, Glasner schaffte jedoch den großen Final-Coup.

Damit gehört der 47-jährige Salzburger nun einem illustren Kreis an, der das Finale eines Europacup-Bewerbs erreichen konnte. Denn Glasner ist erst der fünfte österreichische Trainer, dem dieses Kunststück gelang.

Anmerkung: Nicht mitgezählt sind der in Österreich geborene, aber jugoslawische und später kroatische Staatsbürger Otto Baric (1:3 mit Rapid gegen Everton 1985 im Cup der Cupsieger, 0:1 mit Austria Salzburg gegen Inter Mailand im UEFA-Cup) sowie der zu Österreich-Ungarn-Zeiten in Budapest geborene Bela Guttmann (3:2 gegen Barcelona 1961, 5:3 gegen Real Madrid 1962 jeweils mit Benfica Lissabon im Europapokal der Landesmeister).

Diese 5 österreichischen Trainer erreichten ein Europacup-Finale:

MAX MERKEL:

Lang, lang ist es her, dass der erste Österreicher tatsächlich als Trainer ein Endspiel in einem Europacup-Bewerb erreichte. Genauer gesagt schaffte es Max Merkel im Jahr 1965 mit dem TSV 1860 München - heute nur mehr in der dritten deutschen Liga zu finden. Der 1918 in Wien geborene Sohn eines Preussen und einer Wienerin spielte aktiv für Rapid, den Wiener Sport-Club, Craeyenhout und Markersdorf, lief im Zweiten Weltkrieg für Deutschland und danach einmal für Österreich im Nationalteam auf.

Als Trainer war er Bondscoach in den Niederlanden, coachte Rapid, Dortmund, 1860, Nürnberg, FC Sevilla, Atletico Madrid, Schalke, Augsburg, Karlsruhe und den FC Zürich. Der größte Triumph gelang ausgerechnet mit den "Löwen". Diese führte er 1963 in die neugegründete Bundesliga, wurde 1964 DFB-Pokal-Sieger und 1966 Meister, während er sich 1965 im Europapokalfinale der Pokalsieger im Wembley-Stadion vor 100.000 Zuschauern West Ham United (heuer EL-Halbfinalist) 0:2 geschlagen geben musste.

ERNST HAPPEL:

Wer, wenn nicht er? Der "Wödmasta" prägte seine Zeit und übertrumpft gleich alle anderen mit insgesamt fünf erreichten Europacup-Endspielen. Die Vita des Wiener Grantlers ist bekannt, seine Geschichten legendär. So wurde er als Spieler bei Rapid zur Legende, spielte auch in Paris, als Trainer coachte er Den Haag, Feyenoord, FC Sevilla, Brügge, die Niederlage, Harelbeke, Standard Lüttich, den HSV, den FC Tirol und zum Abschluss das österreichische Nationalteam.

Europa eroberte Happel erstmals 1970 mit Feyenoord Rotterdam mit einem 2:1-Erfolg im Finale des Europapokals der Landesmeister, dem Vorgänger der Champions League, im Mailänder San Siro gegen Celtic Glasgow. Mit dem FC Brügge unterlag er im UEFA-Cup-Finale 1976 dem FC Liverpool 3:4. 1978, ebenfalls gegen Liverpool, unterlag Brügge im Finale des Europapokals der Landesmeister 0:1. Auch 1982 scheiterte er mit dem HSV im UEFA-Cup-Finale gegen IFK Göteborg mit 0:1 und 0:3. Ein Jahr später machte es Happel besser und bescherte den Hamburgern den bis heute größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Im Endspiel des Europapokals der Landesmeister 1983 schoss Felix Magath die Rothosen zum 1:0-Triumph gegen Favorit Juventus Turin.

HERMANN STESSL:

Der heute 81-jährige Grazer schaffte etwas, was weder Max Merkel noch Ernst Happel bis zu diesem Zeitpunkt erreichen konnte. Der Steirer, als Spieler eine GAK-Legende, führte erstmals einen österreichischen Klub in ein Europacup-Finale. Insgesamt coachte Stessl die Wiener Austria drei Mal, mit den Veilchen wurde er auch vier Mal Meister sowie je einmal Cupsieger und Supercupsieger.

Der größte internationale Erfolg gelang jedoch 1978 im Europapokal der Pokalsieger oder Cup der Cupsieger. Nach Siegen über Cardiff City, Lokomotive Kosice, Hajduk Split und Dynamo Moskau traf man im Prinzenparkstadion von Paris auf den RSC Anderlecht. Am Ende setzte es eine klare 0:4-Niederlage, die Mannschaft mit Spielern wir Josef Sara, Ernst Baumeister, Herbert Prohaska, Felix Gasselich, Karl Daxbacher oder Thomas Parits ist aber noch heute legendär.

ERNST DOKUPIL:

Der Erzrivale Rapid erreichte erstmals 1985 ein Europacup-Finale - damals ebenfalls im Cup der Cupsieger, allerdings unter dem zwar in Österreich geborenen aber als Kroaten bekannten Otto Baric (1:3 gegen Everton in Rotterdam). Elf Jahre später schaffte dieses Kunststück dann erstmals wirklich ein Österreicher auf der grün-weißen Trainerbank: Ernst Dokupil. Auf dem Weg ins Endspiel des Cup der Cupsiegers schaltete Rapid Petrolul Ploiesti, Sporting Lissabon, Dinamo Moskau und Feyenoord Rotterdam aus.

Im Finale in Brüssel lieferten die Hütteldorfer dem haushohen Favoriten Paris St. Germain einen harten Kampf, doch ein vom heutigen ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel abgefälschter Freistoß von Bruno N'Gotty besiegelte Rapids 0:1-Finalniederlage. Die Mannschaft wurde in Belgien trotzdem wie der Sieger gefeiert. Dokupil verlor zwar das Finale, wurde jedoch ein Mal Meister und ein Mal Cupsieger mit den Grün-Weißen.

OLIVER GLASNER:

Seit wenigen Stunden ist Oliver Glasner der fünfte Österreicher im Bunde, der eine Mannschaft in ein Europacup-Finale führen konnte. Seit Dokupil mussten 26 Jahre ins Land ziehen, bis Rot-Weiß-Rot wieder über einen Erfolg dieser Art jubeln durfte. Die Bilder von den Feierlichkeiten nach dem 1:0-Heimerfolg gegen West Ham United (Gesamtscore: 3:1) gingen um die Welt, löste das erste internationale Endspiel seit 42 Jahren für Frankfurt einen Platzsturm voller Emotionalität aus.

Dabei besteht die Chance, dass Glasner nach Happel erst der zweite Trainer überhaupt wird, der auch ein Finale gewinnen könnte. Im Endspiel am 18. Mai wartet in Sevilla im Duell der Traditionsklubs das Endspiel gegen die Glasgow Rangers, wo den Deutschen gute Chancen eingeräumt werden. Glasner setzt seinen Höhenflug als Trainer damit weiter fort. Vom Co-Trainer bei RB Salzburg über Ried und den LASK empfahl sich der 47-Jährige fürs Ausland, wo er über Wolfsburg in Frankfurt landete und dort nun Geschichte schreiben kann.

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