Die Erwartungen Österreichs an RB Salzburg im Europa-League-Sechzehntelfinale bei Eintracht Frankfurt (18:55 Uhr im LIVE-Ticker und auf DAZN) ragen in den Himmel wie die eindrucksvolle Skyline der Main-Metropole.
Wer Borussia Dortmund ausschalten und RB Leipzig schlagen kann, für den muss auch Frankfurt kein Stolperstein sein - so der Tenor. Die Mozartstädter gehen auch mit breiter Brust in das Hinspiel in der Commerzbank-Arena.
Und das obwohl die Generalprobe mit dem 2:3 gegen den LASK und dem Verlust der Tabellenführung nicht unbedingt Auftrieb gab, doch auch Frankfurt bekleckerte sich beim 0:4 in Dortmund nicht mit Ruhm.
"Wir spielen gegen einen sehr guten Gegner. Adi (Anm.: Hütter) hat es mit Frankfurt sehr gut gemacht die letzten zwei Jahre. Wir kennen ihn und seine Arbeit in Salzburg. Es ist wichtig, dass wir eine gute Mentalität haben und bereit sind für einen richtigen Kampf. Es ist eine super Stimmung hier im Stadion, in der Stadt, in diesem Verein - das bedeutet viel Spaß für uns. Wir sind bereit und begeistert", ist Marsch vor dem Showdown euphorisch. Doch der US-Amerikaner tritt gleichzeitig auch auf die Bremse und warnt.
Frankfurts Flexibilität gibt Marsch zu denken
Denn vor allem die Flexibilität beider Teams könnte zum Trumpf beziehungsweise andersrum zum Problem werden. Auch Marsch kann sich noch nicht ausmalen, wie es Hütter anlegen wird.
"Manchmal spielen sie mit Viererkette, aber bauen in einer Dreierkette auf. Sie haben Flexibilität, sie haben gegen den Ball 4-4-2 gespielt, mit Ball 4-2-3-1 oder 4-3-3. Immer nach der Winterpause ist das eine große Möglichkeit, aber wir sind auch für die Möglichkeit einer Dreierkette bereit. Vielleicht spielt Adi ohne Hinteregger ohne zusätzlichen Verteidiger. Wir verstehen den Gegner, haben viel über ihn gesprochen", will Marsch mit seinem Team noch einen Plan aushecken.
Das bereitet ein wenig Kopfzerbrechen. Auch der Qualität der Einzelspieler zollt man im Bullen-Lager Respekt, auch davor warnt Marsch. Denn ein Schützling von Adi Hütter befindet sich seit Wochen in Überform: Filip Kostic.
Ihn aus dem Spiel zu nehmen, sieht Marsch als eine der Hauptaufgaben. Vier Tore und neun Assists in der deutschen Bundesliga, vier Tore und zwei Assists in der Europa League und Quali stehen zu Buche.
Lösung gegen Kostic? "Er ist ganz speziell"
Kostic ist ein Akteur, der jeder Mannschaft weh tun kann. Auch Salzburg?
"Er ist ganz speziell. Er hat so gut gespielt die letzten zwei Monate, viele Assists, viele Tore gemacht, ist immer gefährlich, hat ein gutes Umschalten, ist clever im Eins-gegen-Eins", lobt Marsch die Qualitäten des Offensivspielers auf der Gegenseite.
Ihn zu kontrollieren, wird eine Aufgabe, welche nicht ein Spieler sondern die Mannschaft im Kollektiv erledigen soll. Dabei dürfe man den 27-jährigen Serben nie aus den Augen verlieren.
Trotzdem will man nicht alles auf Kostic zuschneiden. Mit Andre Silva und Co. verfüge Frankfurt über viele andere Optionen im Angriff, vor allem das Umschaltspiel müsse man unter Kontrolle haben.
Ist RBS nach Abgängen und nur zwei Spielen bereit für Top-Gegner?
Doch genug geredet über den Gegner. Denn Salzburg lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Auch nicht durch Aussagen von Hütter, wonach die Abgänge von Erling Haaland und Takumi Minamino sowie die fehlende Spielpraxis nach nur zwei Spielen ein Vorteil für die Eintracht sein könnten.
"Ich verstehe, dass das Niveau nicht so hoch ist wie in der deutschen Bundesliga", weicht Marsch der Frage von LAOLA1, ob diese Faktoren Auswirkungen auf die Leistung haben könnten, aus und betont lieber den Unterschied der beiden Ligen. "Aber es ist auch eine gute Liga, dieser Verein ist seit vielen Jahren gut und hat auch schon gute Ergebnisse gegen deutsche Mannschaften erzielt. Jetzt haben wir wieder zwei Spiele und geben alles."
Mit welchen Spielern er dieses Unterfangen in Angriff nimmt, bleibt noch sein Geheimnis. Bei Dominik Szoboszlai ist er froh, dass dieser nach seiner Zwangspause in der Vorbereitung wieder voll fit ist.
Der ungarische Mittelfeldspieler habe gute Chancen auf die Startelf. Auch Andre Ramalho, der im Herbst oftmals in den wichtigen Spielen in der Europa League nicht mitwirken durfte, hätte durchaus seine Berechtigung. Wie es dann wirklich kommt, bleibt abzuwarten und hängt auch von der Systemwahl ab.
Standards: Zum Glück fehlt Hinteregger
Definitiv aufpassen muss Salzburg bei Standard-Situationen, denn dies ist Frankfurts große Stärke. Die Eintracht erzielte in der Gruppenphase sechs ihrer acht Tore nach Standards, vier Mal nach Eckbällen.
Salzburg wiederum kassierte nur eines der 13 Gegentore nach einer Standardsituation und ist gewappnet. Trotzdem ist es ein Vorteil, dass es zumindest im Hinspiel zu keinem Wiedersehen mit Martin Hinteregger kommt - denn der Kärntner sitzt eine Sperre ab.
"Bei Standards ist er sehr gefährlich und wichtig für Frankfurt", weiß Marsch. "Das müssen wir für das Rückspiel in Salzburg bedenken. Er ist auch ein Kämpfer und sehr intelligent am Platz. Es ist nicht einfach für Frankfurt ohne ihn, sie haben aber viele gute Spieler im Kader. Vielleicht ist Stefan Ilsanker sein Ersatz, ihn kennen wir auch."
Kontakt dürfte es mit dem möglicherweise als Innenverteidiger auflaufenden ÖFB-Teamspieler aber nicht gegeben haben, auch nicht durch Papa Herbert Ilsanker, der Torwart-Trainer in Salzburg ist. Auch Andreas Ulmer bestätigt, dass es höchstens nach dem Spiel etwas zu bereden gebe mit den Ex-Kollegen und keine Wetten im voraus.
EL-Titel? "Warum soll man das Turnier nicht gewinnen wollen?"
Salzburg startet somit die Mission Europa League auswärts gegen Eintracht Frankfurt.
Nach dem Aus in der Champions League war die Begeisterung nach den Top-Spielen und dem knapp verpassten Aufstieg so groß, dass herausposaunt wurde, dass man nun die Europa League gewinnen möchte.
Hat sich daran etwas geändert, Herr Marsch? "Ich denke, wir sind nicht der Favorit, aber unser Ziel ist es, Schritt für Schritt jede Runde eine große Leistung zu bringen und zu gewinnen. Warum soll man ein Turnier, bei dem man mitspielt, nicht gewinnen wollen? Ich verstehe das nicht", so Marsch.
"Ich verstehe, dass viele gute Vereine dabei sind und es ganz schwierig ist. Aber wir glauben an uns selbst und kommen mit Selbstvertrauen und unserer aggressiven Spielweise", dürfte das Ziel laut Marsch weiterhin der Titel lauten. Nach Frankfurt gibt es dann eine Zwischenabrechnung, wohin der Weg führt.