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Europa League: Setzt LASK zum Höhenflug an?

LASK-Vize-Präsident Jürgen Werner über System in Norwegen und die Ziele.

Europa League: Setzt LASK zum Höhenflug an? Foto: © GEPA

Nach dem Feuerwerk, das Meister Salzburg beim Debüt in der Champions League abbrannte, will der LASK Österreichs Fußball bei der Premeiere in der Gruppenphase der Europa League ähnlich eindrucksvoll vertreten. Zum Auftakt gastiert Rosenborg in Linz (ab 18:55 Uhr im LIVE-Ticker).

Die Athletiker aus Oberösterreichs Landeshauptstadt haben sich hierzulande in den letzten zweieinhalb Jahren zur Nummer zwei hinter den "Bullen" gemausert. Jürgen Werner - Ex-Teamspieler, Ex-Manager und nunmehr Vizepräsident beim LASK - nennt im LAOLA1-Interview Ziele und Pläne des Vereins.

Die Gruppen-Gegner hätte sich der 57-Jährige (im Bild mit Präsident Gruber/l. und Trainer Ismael/M.) besser nicht aussuchen können. Rosenborg hat er einst sogar zu einem Titel verholfen (Bericht), zudem kommt aus Trondheim die Mutter seiner Tochter und in Lissabon hat der Welser seine neue Liebe gefunden ("Sie ist aber Benfica-Fan!") ...

LAOLA1: Schmerzt noch immer das Verpassen der Champions League oder überwiegt längst die Vorfreude auf die Europa League?

Jürgen Werner: Es war schon sehr erhebend, als wir gegen Brügge auf der Gugl die Hymne gehört haben, die Champions League auf den Banden und im Stadion präsent war. Da habe ich mir gedacht, das macht was her, da wären wir gerne in der Gruppenphase dabei. Es hat sich dann aber herausgestellt, dass die Belgier über die zwei Spiele besser waren. Wir haben reingeschnuppert, sind jetzt aber sehr happy mit der Europa League.

LAOLA1: Wie happy bist du mit der Gruppe?

Werner: Das passt. Da ist kein Hammer dabei, kein Verein, der in den drei Top-Ligen England, Spanien oder Deutschland spielt. Das ist eine sehr interessante Gruppe, wo wir auch glauben, dass wir punkten können.

LAOLA1: Rosenborg begleitet dich seit dem Beginn deiner Manager-Karriere. Ist es für dich ein ganz spezielles Wiedersehen?

Werner: Ja, natürlich. Ich erinnere mich gerne zurück an die 1990er-Jahre als wir mit der österreichischen Bundesliga in Norwegen waren und bei Trondheim hinter die Kulissen blicken durften. Ich kenne Rosenborg BK wirklich gut. Zudem ist ja auch die Mutter meiner Tochter aus Trondheim und natürlich habe ich damals mit großer Bewunderung beobachtet, wie die Norweger einst in zehn Jahren acht Mal in die Champions League eingezogen sind. Ich habe dann in meiner Manager-Karriere auch immer wieder Spieler aus Norwegen nach Österreich gebracht wie Sigurd Rushfeldt, Thorstein Helstad, Raymond Kvisvik oder Petter Belsvik, um nur einige zu nennen. Es stimmt, Rosenborg Trondheim begleitet mich schon sehr lange.

LAOLA1: Wie schätzt du die Stärke des Vereins aktuell ein?

Werner: Rosenborg ist in den letzten Jahren ein wenig gestrauchelt, jetzt befinden sie sich aber wieder klar im Aufstieg. Unter dem neuen norwegischen Trainer Eirik Horneland haben sie wieder ein klares System, eine gute Grundordnung und es schaut ganz danach aus, als wären sie aktuell wieder klar auf dem Weg nach oben. Das ist auch der Grund, warum ich intensiv vor dem Gegner warne. Jeder sagt, dass das ein Gegner auf Augenhöhe ist und wenn wir wo punkten, dann im Heimspiel gegen Trondheim. Da halte ich aber immer dagegen und warne: Achtung, aufpassen auf die Norweger!

LAOLA1: Hat sich die Philosophie, dass alle Vereine im Umkreis von Trondheim nur dafür arbeiten, ihren besten Spieler zu Rosenborg zu bringen, geändert?

Werner: Nein, das ist noch immer der große Vorteil des norwegischen Fußballs, dass dort wenig Eitelkeiten und Eifersüchteleien herrschen. Dort will jeder den besten Spieler nach Trondheim bringen. Von dort aus gehen die Spieler dann nach England oder ins Ausland und ein großer Teil der Transfersummen fließt zurück in die kleinen Vereine und alle sind stolz, wenn ein Spieler seinen Weg macht. Bei uns geht es dagegen nur um die Ausbildungsentschädigung, wird heftig geschimpft, wenn ein Spieler eines kleinen Vereins den Weg zu einem Bundesliga-Klub sucht. Heute sind in Norwegen aber auch viele Legionäre tätig und die Zeiten, als elf norwegische Spieler für Trondheim in der Champions League aufgelaufen sind, gibt es so nicht mehr.

Jürgen Werner freut sich auf die Europa League
Foto: © GEPA

LAOLA1: Wie schätzt du die Gegner Sporting Lissabon und PSV Eindhoven ein?

Werner: Man braucht zuerst nur auf die Budgets und den Wert der Spieler schauen, da sind beide Vereine ganz klar über uns zu stellen. Aber, wir haben sowohl gegen Basel als auch gegen Brügge bewiesen, dass wir mit höher eingeschätzten Teams mithalten können. Und da ist Basel ein gutes Stichwort, da sie ja Eindhoven aus dem Bewerb geworfen haben. Wir haben damals beide Vereine beobachtet und PSV war höher einzuschätzen. Aber dann hat man ja gesehen, was passieren kann und auch wir haben gegen Basel bewiesen, dass nicht immer der Favorit gewinnt.

LAOLA1: Beeindruckend war die Stimmung bei den Heimspielen gegen Basel und Brügge. Ist so ein Tollhaus auf der Gugl auch gegen Rosenborg zu erwarten?

Werner: Das denke ich schon. Das Stadion ist voll. Auch die Karten, die von der UEFA zurückgekommen sind, werden vergeben (Bericht). Ich bin überzeugt, dass wieder eine Gänsehaut-Stimmung auf alle Beteiligten wartet.

LAOLA1: Wie wichtig sind diese Erfolge finanziell?

Werner: In erster Linie ist es natürlich so, dass du immer darauf schauen musst, dass du die Spielerverträge rechtzeitig verlängerst. Dann hast du weit mehr ausgegeben, hast aber immer noch dieselbe Mannschaft. Wir haben versucht, sukzessive an den Verstärkungen zu arbeiten. Vor allem auch an Leuten, die aus unserer Sicht charakterlich dazu passen, die unseren Spielstil annehmen wollen und diesen auch praktizieren können. Da ist es unbestritten hilfreich, wenn du dich finanziell ein wenig besser bewegen kannst. Wir haben zuerst den großen Vorteil gehabt, dass wir aus der 2. Liga aufgestiegen sind. Da haben wir viele Zweitliga-Verträge mitgenommen. Da ist es im ersten Jahr ganz oben etwas leichter. Jetzt aber stehen wir mit allen anderen Top-Vereinen im Land in Konkurrenz und da ist es gut, wenn du Einnahmen hast, die so nicht geplant waren. Wir haben weder die Einnahmen aus den Transfers von Oliver Glasner, Joao Victor, Maximilian Ullmann, Bruno oder Dogan Erdogan budgetiert gehabt. Und wir haben auch nicht eine Gruppenphase budgetiert.

LAOLA1: Die Standardsituationen sind die große Waffe des LASK. Was zeichnet die Mannschaft im Vergleich zu den Mitbewerbern noch aus?

Werner: Salzburg steht weit über allen anderen Teams der Liga. Dann gibt es einige Vereine, die ziemlich auf Augenhöhe spielen. Wir haben jetzt zwei, drei Jahre gute Schritte nach vorne gemacht. Wir haben zwei, drei Spieler im Kreis der Nationalmannschaft, wir haben vier U21-Teamspieler, die zuletzt im ÖFB-Kader standen – da hat sich schon auch von der Qualität her einiges bewegt. Aber natürlich ist es richtig, wenn man sieht wie die Tor-Quote lautet, die auf Standardsituationen zurückzuführen ist, dann liegt in diesem Bereich sehr viel drinnen. Dazu haben wir über die Jahre hinweg ein System entwickelt, das kein starres System ist. Die Verhaltensweisen, die wir an den Tag legen, passen. Außerdem haben wir Spieler ausgesucht, die in diese Verhaltensweisen passen. Würden wir jetzt auf eine Raute umstellen – wir hätten nicht einmal einen Zehner, weil wir solche Spieler eben nicht ausgesucht haben. Wir haben immer Spieler gesucht, die laufen können wie Marathon-Männer, die aber trotzdem das System einhalten und dort zumachen, wo sie gebraucht werden.

LAOLA1: Was will der LASK in der Gruppe D erreichen? Was sind die Ziele?

Werner: Wir wollen uns in jedem Spiel so teuer wie möglich verkaufen. Wir schicken die Mannschaft sicher nicht mit der Vorgabe auf den Platz, die Spiele zu genießen. Wir sind dabei, um zu punkten. Keiner im Verein geht mit der Meinung in die Gruppenphase, dass wir eh schon alles erreicht haben und die kommenden Spiele nur eine Zugabe sind. Für die Spieler gilt das ohnehin nicht. Die sind extrem hungrig und ehrgeizig. Die ärgern sich heute noch grün und blau, dass sie in Brügge den Sprung in die Champions League nicht geschafft haben. Andererseits hält sich die Anspannung beim Verein vor den internationalen Spielen in Grenzen. Da ist es wichtiger in der Punktejagd unter die ersten sechs zu kommen. Dennoch, wir wollen in Europa auf keinen Fall einen Punktelieferanten abgeben, sondern mitnehmen, was wir bekommen können.

LAOLA1: Kann euch helfen, dass der LASK erstmals dabei ist und möglicherweise von den Gegnern unterschätzt wird?

Werner: Damit rechne ich fix. Ich glaube auch, wenn man das Brügge-Spiel in Linz gesehen hat, da haben wir in den ersten acht Minuten drei Großchancen gehabt, die haben nicht gewusst, wie ihnen geschieht. Der Trainer der Belgier war außer sich, doch dann ist leider das unglückliche Elfmeter-Foul passiert. Dabei war ich mir sicher, dass wir dieses Heimspiel gegen Brügge gewinnen. Der Elfer hat uns dann aber den Stecker gezogen.

LAOLA1: Die Lust auf die Champions League ist aber geblieben, oder?

Werner: Auf jeden Fall. Der Hebel in Österreich – auch das zeigt Red Bull Salzburg großartig vor – ist es ja nicht nur, einen tollen Sponsor zu bekommen. Die Leibchen und Banden sind ja eh schon voll. Die drei Hebel lauten: Neues Stadion, wo ein Klub noch einmal einen Quantensprung machen kann. Dank des Hospitality-Bereichs und des Fassungsvermögen kann in einem modernen Stadion mehr verdient werden – daran arbeiten wir. Der zweite Punkt ist das Erreichen einer Gruppenphase, was uns gerade passiert ist und dann bleiben noch die Spielerverkäufe. Die beiden Punkte hängen zusammen. Wenn wir in der Gruppenphase spielen, dann erzielen die Spieler logischerweise andere Preise als wenn sie nur gegen Mattersburg und die Admira auf das Feld laufen. Daher muss es unser Ziel sein, in den Top-Fünf in der Bundesliga zu sein, da meistens fünf Vereine für den Europacup qualifiziert sind. Da müssen wir uns festkrallen. Wenn wir das mit dem Budget so hinkriegen und mit dem neuen Stadion alles so läuft, wie wir das planen, dann sind wir aus den Top-Sechs in der Liga nur schwer wegzukriegen. Es wird dann vielleicht einmal auch so passieren wie zuletzt bei Rapoid, dass wir Siebter werden. Das kann auch einmal passieren, wenn alle anderen super drauf sind, aber im Endeffekt muss es unser Ziel und Anspruch sein, regelmäßig an das Tor der Gruppenphase in Europa anzuklopfen und so unsere Preise zu steigern, den UEFA-Koeffienzten zu verbessern und dann irgendeinmal gesetzt zu sein. Darauf müssen wir hinarbeiten.

LAOLA1: Ist der Verein in der Führung dafür schon entsprechend aufgestellt?

Werner: Da haben wir sicher noch Nachholbedarf. Ich habe schon öfter betont, dass uns der sportliche Erfolg zuletzt quasi rechts überholt hat. Wir waren von der Infrastruktur her noch nicht so weit, wir waren vom Mitarbeiterstab her noch nicht so weit und wir waren bei den Trainingsbedingungen noch nicht so weit. Auch in diesen Punkten legen wir gerade überall nach. Vier LASK-Spiele im August, vier Juniors-Spiele im August und vier Europacup-Spiele in einem Monat haben alle Beteiligten - nicht nur im Büro - ans Limit gebracht. Da sind zu Beginn sicher auch ein paar Dinge nicht optimal gelaufen, aktuell können wir sagen, dass wir das im Griff haben. Dazu muss man wissen, dass wir in der medizinischen Abteilung zugelegt haben. Wir haben das "Catapult"-System angeschafft, wo im Training jeder Schritt eines Spielers überwacht und analysiert wird. Wir ziehen gerade in allen Bereichen nach. Es läuft.

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