"Last question, please!"
Manchester United im Achtelfinale der Europa League (ab 18:55 Uhr live auf DAZN) auf der Linzer Gugl - das ist ein Jahrhundert-Ereignis. Während die "Red Devils" in Österreich empfangen wurden und jeden Fußballbegeisterten interessiert, tut dies der LASK umgekehrt nicht.
Manager Ole-Gunnar-Solskjaer und sein schottischer Schützling Scott McTominay rauschten in schwarzen Kleinbussen zur Pressekonferenz an, vom Team war weit und breit nichts zu sehen.
Anders als gewohnt, bestritten die Engländer ihr Abschlusstraining noch in der Heimat und gaben sich kein Stelldichein im Linzer-Stadion, wo am Donnerstag aufgrund des Coronavirus keine Zuschauer zugelassen werden.
Die Pandemie, ihre Folgen und ihre Auswirkungen bereiten United mehr Kopfzerbrechen als der LASK. Denn dieses Thema wurde bei der Pressekonferenz nicht einmal angeschnitten. Die angereisten englischen Journalisten hatten kein Interesse, etwas über den Gegner zu erfahren. Fragen österreichischer Journalisten wurden am Ende gar nicht mehr zugelassen.
Respekt und Fokus auf LASK-Spiel - aber nicht mehr
Erst beim Hinausgehen schnappt man noch ein paar Worte McTominays auf, wie er dem eigenen Klub-TV bestätigt, dass man gegen die Linzer "das höchste Level abrufen muss, um weiterzukommen".
Respekt dürfte somit doch vorhanden sein, auch wenn sich die Engländer im Zuge der Auslosung nicht unbedingt mit Ruhm bekleckerten. Das beste Beispiel: Gary Lineker, der meinte. LASK? "Noch nie gehört." Dabei hat gerade die England-Legende schon einmal mit Tottenham 1991 auf der Gugl verloren.
Es kann aber durchaus von Vorteil für den letzten rot-weiß-roten Vertreter im Europacup sein, wenn die Weltmacht Manchester United den Gegner nicht zu ernst nimmt.
Auch wenn Solskjaer aufgrund der neuen, ungewohnten Umstände aufgrund der Virus-Maßnahmen bestätigt: "Die Spieler sind komplett fokussiert und konzentriert auf ihren Job. Es sind schwierige Umstände für die ganze Gesellschaft, nicht nur für den Fußball. Wir machen, was wir uns vorgenommen haben. Wir haben uns normal auf das Spiel vorbereitet."
Leere Ränge? "Müssen uns eigene Atmosphäre schaffen"
Für den LASK ist es besonders bitter. Die große Belohnung, einen Gegner wie Manchester United in Linz begrüßen zu dürfen, ist eine Ehre. Gleichzeitig jedoch eine Katastrophe, da es meilenweit von einem Fußballfest entfernt sein wird.
Keine Zuschauer statt ausverkaufter Hütte, wohl Verluste bis in die Milionenhöhe, Sicherheitsvorkehrungen, wohin man schaut und Engpässe, wie man das Spiel mit nur 500 Leuten im Stadion durchführt.
Ungewöhnlich wird es jedoch für beide Kontrahenten, wenn sie sich auf höchstem Niveau einen Kampf liefern sollen, um den Aufstieg ins Viertelfinale der Europa League - und keiner schaut ihnen dabei zu, außer vor den TV-Geräten.
"Wir müssen uns eine eigene Atmosphäre schaffen im Spiel, auf dem Platz, auch untereinander. Aber die Spieler kennen das Gefühl ohne Zuschauer von Testspielen oder Trainingseinheiten. Ich habe keinen Zweifel, dass sie das wegstecken und trotzdem performen können. Die Spieler werden fokussiert sein", ist sich Solskjaer ganz sicher.
Solskjaer gibt McTominay Tipp zum Jubeln
Der norwegische Ex-Stürmer - gut gelaunt - kann sogar darüber scherzen. Die Situation vergleicht er mit jener, als er noch vor dem großen Durchbruch in seiner Heimat kickte.
"Ich habe jahrelang in Norwegen gespielt...fast ohne Fans, da waren nicht immer viele Fans. Scott (Anm.: McTominay) hat in seinem jungen Alter sicher schon vor mehr Fans gespielt als ich damals", merkt er lächelnd an.
Zum Spaßen ist die ganze Situation bei Weitem nicht. Aber auch für den schottischen Jungstar im Mittelfeld hat Solskjaer einen Tipp. Denn wenn dieser so feiert, wie beim 2:0-Derbysieg gegen Manchester United am vergangenen Wochenende, könnte es komisch anmuten.
"Es könnte komisch werden, wenn er beim Torjubel Richtung Tribüne rutscht und keine Fans sind da. Das ist schon eine komische Atmosphäre, aber wir machen das Beste daraus."
"Fußball ist für die Fans, ohne sie sind wir nichts"
Die derzeitige Vergehensweise mit der Absagenflut beziehungsweise Spielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Sport und somit auch dem Fußball.
Solskjaer würde es verstehen, wenn es nicht anders möglich wäre, dass etwa die Premier League oder auch die Champions League nicht zu Ende gespielt werden. Auch für das Rückspiel kommende Woche in Manchester gibt es noch keine konkrete Aussage, ob dies in einem leeren Old Trafford vonstatten gehen wird. Dies überlässt der Manager jedoch den Experten.
Die Situation wird aber doch auch zur Geduldsprobe, schließlich ist es eine entscheidende Saisonphase. "Wir wissen nicht, was passiert. Wir müssen damit umgehen. Fußball ist für die Fans, ohne sie sind wir nichts. Das Spiel sollte immer für sie sein, auch wenn es im Fernsehen zu verfolgen ist. Aber morgen, nächste Woche oder in zwei Wochen wird es neue Nachrichten geben, wie da der Stand der Dinge ist. Aber die Jungs fokussieren sich auf den Job, das müssen wir tun als Klub", appelliert Solskjaer an den Zusammenhalt in einer schwierigen Zeit.
Sportlich hat United durchaus einen Schritt nach vorne gemacht. Der Sieg gegen City war der beste Beweis dafür, dass Solskjaer von besseren Zeiten bei den Red Devils träumen darf, als er bisher erlebt hat.
Ungewissheit bremst Uniteds Euphorie und positive Entwicklung
In der Premier League ist man als Fünfter wieder auf einem guten Weg in den Europacup, in der Europa League ist man im Achtelfinale haushoher Favorit gegen den LASK und auch sonst sieht der norwegische Trainer positive Aufschwünge. Doch gerade jetzt könnten Unterbrechungen, Absagen oder sogar das Ende der Meisterschaft drohen.
"Ja, klar wäre das schade. Unser Fokus liegt immer darauf, uns weiterzuentwickeln. Wir rücken zusammen, der Konkurrenzkampf tut uns gut. Wir haben immer 24 oder 25 Spieler, die um die Startplätze kämpfen. Das gehört dazu. Aber ich sehe durchaus eine gute Entwicklung", freut sich Solskjaer.
Anthony Martial ist gegen einen Pfosten geprallt und wird nicht gegen den LASK auflaufen, auch für Paul Pogba kommt der Auftritt beim LASK noch zu früh - er macht nach Sprunggelenksproblemen jedoch große Teile des Trainings schon mit und soll ab nächster Woche wieder ein Thema werden.
Der LASK ist noch kein großes Thema. Aber wer weiß - vielleicht kennt auch Manchester United die Linzer besser, wenn diese ihre Serie als Favoritenschreck fortsetzen sollten.