Einen Spieler wie Ivan Mocinic bekommt man nicht alle Tage.
Darüber waren sich Sportdirektor Andreas Müller und Trainer Mike Büskens einig – auch wenn diesen schon Vorgänger Zoran Barisic auf dem Zettel hatte.
Worauf der Ex-Coach schon vor der Verpflichtung hinwies, wurde vielen anderen bei seinen ersten Auftritten für Rapid offensichtlich: „Mocinic erinnert von der Spielweise an Luka Modric.“
Darauf von LAOLA1 angesprochen, meint der 23-Jährige selbst: „Ich will gar nicht wie Modric werden.“
"Ich mag die Art, wie Modric spielt, aber ich bin Ivan"
Das klingt hart, schließlich handelt es sich beim Real-Madrid-Star um seinen Landsmann, der von Dinamo Zagreb den Weg zu einem absoluten Top-Klub schaffte und zu den besten Spielern der Welt zählt.
Doch der defensive Mittelfeldspieler erklärt auch warum: "Ich mag diese Vergleiche nicht, schließlich hat er schon viel mehr als ich geleistet, spielt bei Real Madrid und ich muss noch viel arbeiten, um vielleicht irgendwann dorthinzukommen – aber sicher nicht, um genau so zu werden wie er."
Vielleicht hat er sich vor rund zwei Jahren keinen großen Gefallen getan, als er von "Calciomercato" zitiert wurde, dass er sich eher mit Modric als mit dem in Linz geborenen Mateo Kovacic vergleichen würde.
Deshalb erklärt er: "Ich mag die Art, wie Modric spielt, aber ich betone immer, dass ich Ivan Mocinic bin und meinen eigenen Weg gehen will."
"Ich bin noch lange nicht auf dem Top-Level"
Dieser hat ihn zum SK Rapid verschlagen, wo er für die stolze Transfersumme von über zwei Millionen Euro, die im Erfolgsfall auf bis zu drei Millionen ansteigen kann, auch gefordert ist.
Büskens und Müller drücken Schalke gegen RB Salzburg die Daumen:
(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)
13 Mal lief der Mittelfeldakteur mit dem unscheinbaren Retro-Look bereits für Rapid auf und mauserte sich schnell zum Stammspieler. Doch zuletzt gegen Mattersburg und St. Pölten schmorte der Neuzugang nur auf der Bank.
"Die letzten Spiele war ich nicht so zufrieden mit mir – einige waren gut, andere eher schlechter. Ich muss immer schauen, besser zu werden. Aber ich bin jetzt zwei Monate da und bin mir sicher, dass ich noch viel besser werden kann als jetzt. Ich bin noch lange nicht auf dem Top-Level. Ich fühle mich aber gut – im Training und auch körperlich."
Büskens weiß, was er am Drahtzieher in der Zentrale hat. Schnelle Auffassungsgabe, Spielintelligenz, Wendigkeit, Kompromisslosigkeit - allesamt Eigenschaften, die Rapids Zukunftshoffnung bereits bewiesen hat.
Kein großer Karriereplan trotz internationalen Interesses
Der Chefbetreuer betonte nach Mocinic' Verpflichtung nicht umsonst fast gebetsmühlenartig, dass der Klub noch extrem vom kroatischen Rohdiamanten profitieren wird.
Der neue Mann soll sich noch als Volltreffer herausstellen, schließlich gab dieser den Wienern den Vortritt vor Klubs aus Deutschland, England und Italien, bei Rubin Kasan blockte er ebenfalls ab. Rapid sollte die erste Auslandsstation des ehemaligen Rijeka-Akteurs werden, als Sprungbrett will er es aber noch nicht bezeichnen.
"Ich habe keinen großen Karriereplan. Ich bin jetzt bei Rapid, schaue nur Schritt für Schritt, will spielen und mich von Tag zu Tag verbessern. Außerdem will ich gute Ergebnisse erzielen, weil es ein Verein mit großer Tradition und tollen Fans ist. Ich will hier mein Bestes für Rapid geben."
In der Donau-Metropole hat sich der Kroate längst eingelebt. Österreich hat er ja bereits durch seinen Vater Efrem kennen und schätzen gelernt, der zwölf Jahre bei Austria Salzburg und einigen unterklassigen Teams kickte.
Im Deutsch-Kurs werden Erinnerungen wach
Spieler wie Matej Jelic und Srdjan Grahovac, welche seine Sprache beherrschen, halfen ihm beim Einstieg besonders und sind noch immer Ansprechparter Nummer eins.
Doch Mocinic büffelt drei Mal die Woche im Deutsch-Kurs, um sich schon bald selbst auf Deutsch verständigen zu können. Die Kenntnisse aus dem Deutsch-Unterricht im Gymnasium in Rijeka reichen nicht mehr, helfen aber durchaus.
"Ich erinnere mich an die vier Jahre in der Schule, dort habe ich es gelernt, aber vielleicht eine Stunde pro Woche. Ich weiß noch ein paar Wörter, aber jetzt verstehe ich es schon besser und werde es dann auch sprechen können."
Fußballerisch gab es ohnehin kaum Anpassungsschwierigkeiten. Das System behagt ihm, Mocinic fühlt sich flexibel genug, um in unterschiedlichen Ausrichtungen zu funktionieren.
Xavi oder Iniesta? "Sie sind aber keine Idole für mich"
Seine Rolle interpretiert er dann ohnehin meist auf seine eigene Art. Denn Mocinic hat keine Klubs, die er in der Kindheit anfeuerte oder Idole, denen er nacheifert, was man spätestens seit dem Vergleich mit Modric weiß.
"Es gibt viele sehr gute Spieler auf meiner Position wie Xavi oder Iniesta, aber das sind keine Idole für mich, ich gehe meinen eigenen Weg", betont er deshalb noch einmal.
Sein Charakter wird bei Rapid weiterhin reifen. Sportlich bringt er vor dem Duell bei Athletic Bilbao bereits einige Europa-League-Erfahrung mit HNK Rijeka gegen spanische Klubs mit.
"Diese Erfahrung im jungen Alter war sehr wichtig für mich. Es waren wirklich harte Spiele damals gegen Betis und den FC Sevilla. Wir haben gut gespielt, ich habe nur gute Erinnerungen an die Europa-League-Auftritte mit Rijeka. Gegen Sevilla haben wir damals auswärts 0:1 verloren (Heimspiel: 2:2), aber wir haben eine sehr gute Leistung gezeigt. Leider hat es in der Gruppe nicht gereicht, die nächste Runde zu erreichen. Gegen Betis haben wir mit einem 0:0 (Heimspiel: 1:1) ein richtig gutes Ergebnis geholt."
Diese internationalen Erfolgserlebnisse würde Mocinic gerne mit Rapid wiederholen und seine persönliche Entwicklung vorantreiben. Denn auch wenn er sich selbst nicht als Modric sieht, wird ihm dieser Vergleich wohl noch ein bisschen länger nachhängen.
Aus Bilbao berichtet Alexander Karper