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WAC-Coach Sahli: Ajax-Absage als Glücksfall

Mo Sahli: Ex-Kollege Rose, Lazaros Entdeckung und warum Haaland ein "Hund" ist.

WAC-Coach Sahli: Ajax-Absage als Glücksfall Foto: © GEPA

Es ist eine durchaus spannende Persönlichkeit, die den Wolfsberger AC nach dem Abgang von Gerhard Struber zu Barnsley interimistisch betreut.

Mohamed Sahli wird die Kärntner auch ins Europa-League-Duell mit Borussia Mönchengladbach führen (Donnerstag, 18:55 Uhr im LIVE-Ticker) und dabei mit Marco Rose auf einen alten Weggefährten treffen.

Wie der gebürtige Tunesier durch langjährige Arbeit im Nachwuchs des FC Red Bull Salzburg, bei Sturm Graz und im ÖFB generell bestens vernetzt ist und auch schon mit zahlreichen heimischen Topspielern gearbeitet hat.

Im LAOLA1-Interview erzählt er etwa, wie er Valentino Lazaro entdeckt hat. Zudem berichtet er, wie er Salzburg einen Tipp zu Erling Haaland gab und warum der Shootingstar ein "Hund" ist. Außerdem verdeutlicht der 41-Jährige, warum man so konträre Trainer-Typen wie Giovanni Trapattoni und Johan Cruyff als Vorbild haben kann.

Außerdem hat es mit ein wenig Zufall zu tun, dass Sahli überhaupt beim WAC ist. Schließlich lockte im Frühjahr Ajax Amsterdam.

LAOLA1: Wie geht es Ihnen damit, dass Sie nun plötzlich im Rampenlicht stehen?

Mohamed Sahli: Ganz gut, es ist quasi positiver Stress (lacht). Im Fußball ist alles möglich. Es ist ein Geschäft, in dem man nicht langfristig planen kann. Man nimmt es, wie es kommt.

"Marco Rose und ich hatten privat ein super Verhältnis und haben es immer noch. Mit seinem Co-Trainer Alexander Zickler bin ich sehr gut befreundet, 'Zico' und ich haben fünf Jahre zusammengearbeitet. Die Verbindung ist nie abgebrochen."

LAOLA1: Am Donnerstag treffen Sie als Chefcoach auf den Tabellenführer der deutschen Bundesliga – und auf einen alten Wegefährten aus der Zeit im Nachwuchs des FC Red Bull Salzburg.

Sahli: Marco Rose und ich hatten privat ein super Verhältnis und haben es immer noch. Mit seinem Co-Trainer Alexander Zickler bin ich sehr gut befreundet, „Zico“ und ich haben fünf Jahre zusammengearbeitet. Die Verbindung ist nie abgebrochen.

LAOLA1: Wie emotional ist es, wenn man sich dann in solch einer Partie gegenübersteht?

Sahli: Ich erlebe jedes Spiel mit Emotionen – wer auf der anderen Seite ist, ist da nicht entscheidend (grinst). Aber ein Spiel gegen Freunde oder Ex-Arbeitskollegen ist natürlich schön.

LAOLA1: Sie wissen jedenfalls genau, wie Marco Rose als Trainer tickt.

Sahli: Definitiv! Ich kenne seine Trainerarbeit, aber er wird sich trotzdem nicht in die Karten schauen lassen. Er ist ein super Trainer und ich weiß, wie schlau er ist. Mich freut es für ihn, welch super Job er in Gladbach macht. Aber jedes Spiel beginnt bei 0:0. Also die Chance besteht.

LAOLA1: Zählt Rose zu Ihren Vorbildern oder kommen Ihnen diesbezüglich andere Trainer in den Sinn?

"Früher habe ich mich vor allem an Giovanni Trapattoni und Johan Cruyff orientiert. Das ist sehr interessant, glauben Sie mir! Eine Mischung aus italienischer und holländischer Schule, zwischen defensiv und offensiv. Fußball besteht nicht nur aus einer Komponente, man muss sich das Beste aus allem raussuchen."

Sahli: Früher, als ich vor 13 oder 14 Jahren gestartet habe, habe ich mich vor allem an Giovanni Trapattoni und Johan Cruyff orientiert.

LAOLA1: Eine spannende Mischung, viel konträrer geht kaum.

Sahli: Eben deswegen! Das ist sehr interessant, glauben Sie mir! Eine Mischung aus italienischer und holländischer Schule, zwischen defensiv und offensiv, zwischen abwartend und aggressiv gegen den Ball, mit viel Kreativität mit dem Ball im letzten Drittel. Fußball besteht nicht nur aus einer Komponente, man muss sich das Beste aus allem raussuchen. Mit der Zeit habe ich mich selbst weiterentwickelt. Als Vorbild sehe ich inzwischen Jürgen Klopp und Thomas Tuchel.

LAOLA1: Wenn Johan Cruyff eines Ihrer Vorbilder war, hätte das kolportierte Engagement als Mitarbeiter von Ajax Amsterdam gut gepasst, oder?

Sahli: Percy van Lierop war mein Ex-Chef bei Red Bull Salzburg. Er hat mich als Trainer eines regionalen Vereins in Salzburg quasi entdeckt und zu Red Bull geholt, wo ich sieben Jahre war. Auch nach Percys Abgang sind wir immer in Kontakt geblieben. Inzwischen war er Nachwuchskoordinator bei Ajax Amsterdam. Im März hat er mich angerufen und mir vorgeschlagen, dass er wieder mit mir zusammenarbeiten will, er hätte ein Projekt bei der Akademie von Ajax. Ich war sehr interessiert, auch das Okay von Geschäftsführer Edwin van der Sar hatte er bereits. Am Ende ist es im letzten Moment gescheitert. Ein paar Wochen später habe ich beim WAC unterschrieben.

LAOLA1: Daran sieht man, dass Karrieren oft von Zufällen geprägt werden.

Sahli: Genau. Es hat in letzter Sekunde nicht funktioniert, und jetzt bin ich natürlich sehr froh, dass ich nicht zu Ajax gewechselt bin, sondern beim WAC mit einer sehr spannenden und interessanten Aufgabe dastehe.

LAOLA1: Viele Mechanismen beim WAC funktionieren. Wie viele eigene Ansätze bringt man trotzdem ein?

Sahli: Der Abgang von „Strubsi“ war unerwartet und ist sehr schnell gekommen, aber ich war ja vorher schon Teil des Trainerstabs. Unsere Mechanismen stehen fest, unsere Philosophie kenne ich ja schon lange aus der Red-Bull-Zeit. Eine Mischung aus aktivem und attraktivem Fußball. Alle Momente im Fußball, egal ob man selbst im Ballbesitz ist oder der Gegner, zählen. Wir versuchen, in allen Bereichen dominant und präsent zu sein, nach vorne zu verteidigen, mit und gegen den Ball aggressiv zu sein. Wir haben beim WAC am 18. Juni ein Projekt gestartet, und das werde ich mit meinem Trainerstab – Hannes Jochum und Christian Gratzei – weiterführen. Große Änderungen wird es nicht geben, und das gilt auch für mich – ob ich der erste Mann im Verein bin oder Co-Trainer, ist mir eigentlich gleich.

"Ich habe sowieso echt riesiges Glück, dass ich immer wieder mit den Top-Talenten dieses Landes gearbeitet habe. Mein erster Entdeckungsspieler war Valentino Lazaro."

LAOLA1: Sie sind in Tunesien geboren. Wie sind Sie eigentlich nach Österreich gekommen?

Sahli: Ich bin mit knapp 20 Jahren durch den Fußball aus Tunesien nach Europa gekommen. Zuerst habe ich in Frankreich gespielt, dann kurz in Tschechien. Durch eine schwere Verletzung am Knie war ich nicht mehr für Profifußball geeignet und musste aufhören. Der Körper hat Nein gesagt. Ich habe dann aus Spaß beim Salzburger SK als Hobbyspieler gekickt.

LAOLA1: Und in Österreich die Trainer-Schiene entdeckt?

Sahli: Richtig. Ein Freund, mit dem ich Fußball gespielt habe, hat gefragt, ob es möglich ist, dass ich ihm als Co-Trainer aushelfe. Nach ein paar Monaten hat er aufgehört und ich habe die Mannschaft übernommen. Da habe ich gemerkt: Das ist mein Aquarium, in dem ich gut schwimmen kann. Mit der Zeit entwickelt man sich weiter. Percy van Lierop hat mir wie gesagt die Chance bei Red Bull Salzburg gegeben. Danach hatte ich ein sensationelles Jahr mit Peter Schöttel in Grödig, wo ich Cheftrainer der zweiten Mannschaft war. Dann haben mich Günter Kreissl und Gilbert Prilasnig zu Sturm Graz geholt. Von Sturm bin ich zum ÖFB, wo ich Co-Trainer von Peter Schöttel bei der U19 und dann von Martin Scherb bei der U16 war. Und was kam dann? Jetzt bin ich beim WAC (grinst).

LAOLA1: Bei Grödig II kamen mit Alexander Schlager und Thomas Goiginger zwei Spieler zum Einsatz, die gerade ihr Nationalteam-Debüt hinter sich haben.

Sahli: Beide haben bei mir mitgespielt, und das war sensationell. Sie waren damals noch jung, aber man hat erkannt, was für Qualität sie haben. Mir war immer bewusst, dass sie etwas erreichen werden. Ich habe sowieso echt riesiges Glück, dass ich immer wieder mit den Top-Talenten dieses Landes gearbeitet habe. Mein erster Entdeckungsspieler war Valentino Lazaro.

LAOLA1: Wie lief das ab?

Sahli: Das war Zufall. Wir haben gegeneinander gespielt, Tino war damals beim GAK und ich habe seine super Qualität bemerkt. Also habe ich ihn empfohlen. Mein Chef hat ihn dann beobachtet und war sehr begeistert von ihm.

"Wieder ein paar Monate später hat Haaland bei Red Bull unterschrieben. Und was passiert dann? Der 'Hund' macht im letzten Spiel drei Tore gegen uns und davor beim 2:5 macht er auch drei Tore."

LAOLA1: Gibt es einen jungen Spieler, den Sie begleitet haben, der besonderen Eindruck hinterlassen hat?

Sahli: Viele. Neben Alex Schlager, „Goigi“ und Tino vor allem viele Spieler des FC Liefering. Xaver Schlager habe ich für kurze Zeit betreut, auch Konny Laimer oder Nikola Dovedan. Aber ich werde Sie jetzt mit einem Spieler überraschen: Erling Haaland.

LAOLA1: Das ist wirklich überraschend, weil Sie nie mit ihm zusammengearbeitet haben.

Sahli: Wissen Sie, wie er zu Salzburg gekommen ist? Unser erstes Spiel mit Peter Schöttel bei der ÖFB-U19 fand im Sommer 2017 bei einem Turnier in Norwegen statt. Wir haben 1:0 geführt, als sie Haaland einwechseln. Der Junge hat das Spiel komplett umgedreht und sie machen auch noch das 1:1. Ich habe mir gedacht: „Bist du deppert, der ist robust und groß, kann aber auch kicken, hat einen super linken Fuß.“ Drei Tage später haben wir bei diesem Turnier Dänemark 4:1 geschlagen. Drei Stunden vorher hat Norwegen gegen Schweden gespielt, diesmal mit Haaland von Anfang an – und er war so gut und dominant in diesem Spiel! Drei Tage später habe ich im Bulls Corner zufällig Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund getroffen. Wir haben geplaudert und er fragt mich, wie es mit der Nationalmannschaft war. Ich habe gesagt: „Christoph, es gibt da einen Spieler – ich glaube, der passt genau zu Red Bull.“ Ein paar Monate später hatten wir wieder Kontakt und ich frage Christoph Freund: „Wie schaut’s aus mit dem Jungen?“ Er meinte, dass sie dran sind. Wieder ein paar Monate später hat er bei Red Bull unterschrieben. Und was passiert dann? Der „Hund“ macht im letzten Spiel drei Tore gegen uns und davor beim 2:5 macht er auch drei Tore (lacht).

"Ich liebe dieses Land! Es liegt mir echt am Herzen. Ich fühle mich wohl und lebe in Frieden auf einem sehr schönen Stück dieser Welt. Deswegen sollte die Sprache keine Barriere sein."

LAOLA1: Der „Hund“ ist wunderbar österreichisch. Sie sprechen übrigens ausgezeichnet Deutsch, obwohl sie erst als Erwachsener nach Österreich gekommen sind.

Sahli: Leider nicht perfekt. Der Wille ist das A und O. Ich habe immer gewusst, durch die Sprache kann man sich in die Gesellschaft integrieren. Ich bin seit 2011 österreichischer Staatsbürger. Ich liebe dieses Land! Es liegt mir echt am Herzen. Ich fühle mich wohl und lebe in Frieden auf einem sehr schönen Stück dieser Welt. Deswegen sollte die Sprache keine Barriere sein.

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