Eigentlich hätte ein erfolgreicher Europacup-Abend gefeiert werden sollen!
Mit dem 3:1-Heimsieg gegen FCSB hat sich der SK Rapid eine gute Ausgangsposition für das Europa-League-Playoff-Rückspiel in einer Woche und damit die Basis für das Saisonziel Gruppenphase geschaffen.
Das Thema Nummer 1 nach dem Schlusspfiff waren jedoch die geplanten Unmutsäußerungen der Fans, die mit "Gogo raus"-Rufen und zahlreichen Transparenten beim Stand von 2:0 für die Grün-Weißen die Stimmung kippen ließen.
Djuricin bittet um Verständnis
Viele wollten es nicht wahrhaben, wie diese gezielte Aktion ausgerechnet in so einem wichtigen und richtungsweisenden Spiel durchgezogen wurde.
Die Reaktionen aus den Reihen der Hütteldorfer waren nach dem Schlusspfiff unterschiedlich. Doch wie reagierte allen voran Goran Djuricin, der an den Pranger gestellt wurde?
"Aus Respekt meiner Mannschaft gegenüber, bitte ich um Verständnis, diese Frage nicht zu beantworten - zumindest nicht heute. Ich muss mich ums Sportliche kümmern, das war Arbeit genug. Mir ist wichtig, dass ich mich in den Spiegel schauen kann, ich arbeite 24 Stunden für Rapid und das ist für mich das Allerwichtigste", stellte der Rapid-Trainer seine Arbeit in den Vordergrund und sparte sich einen Konter gegen die Aktionen der eigenen Fans.
Im "ORF" meinte er ergänzend zur Pressekonferenz: "Ich konnte das gedanklich komplett ausblenden."
Nicht nur er, auch das Präsidium kam bei der Aktion nicht so gut weg. Denn es wurde kritisiert, dass die Entscheidungsträger schweigen und nun der harte Kern der Anhänger personelle Konsequenzen fordern müssten.
Bickel: "Das war bestimmt keine große Hilfe"
Auch nach dem Schlusspfiff gab es noch keine offizielle Stellungnahme von Präsident Michael Krammer oder Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek. Die logische Variante wäre gewesen, sich sofort hinter den Trainer und die getroffenen Entscheidungen zu stellen.
Ob dies am Freitag noch folgt oder ob Djuricin doch noch etwas zur Kritik an seiner Person preisgibt, bleibt abzuwarten. Wer sich sehr wohl zu diesem Thema äußerte war Sportdirektor Fredy Bickel und einige Spieler.
Der Schweizer Sportchef meinte im "ORF" offen und ehrlich: "Jeder kann seine Meinung kundtun. Dass die Fans nicht zufrieden sind, leigt auch an den Ergebnissen in der Meisterschaft. Sie begründen es damit, dass der Trainer schuld ist, wir analysieren das ein wenig anders. Auch wenn es die Spieler und der Trainer ein wenig anders sagen: Es war ein sehr ungünstiger Moment. So kurz vor der Pause hast du die Bilder im Kopf, obwohl du vielleicht etwas anderes besprechen willst. Das war bestimmt keine große Hilfe."
Möglicherweise hatte die getrübte Stimmung in der Pause, die Rufe und Transparente wurden in der 45. Minute beim Stand von 2:0 gebracht, auch Auswirkungen auf den verschlafenen Start und den zwischenzeitlichen 1:2 Anschlusstreffer der Rumänen.
Bickel spielte darauf an, dass die Spieler und der Trainer nicht ganz die Wahrheit sagten. Denn der Tenor ging ganz klar in die Richtung, dass man auf dem Platz eigentlich nichts davon mitgekriegt hätte.
Ausweichversuche der Spieler
Zu den "Gogo raus"-Sprechchören meinte etwa Thomas Murg: "Die habe ich nicht gehört." Auf die Frage, dass diese kaum zu überhören gewesen wäre, meinte er weiters: "Ich höre schlecht."
Doch die Nummer 10 war nicht die einzige, die der Frage auswich. Torschütze Christoph Knasmüllner hielt fest: "Ich habe nichts mitgekriegt. Das ist deren Meinung, dazu kann ich nichts sagen."
Auch Routinier Mario Sonnleitner, der sonst dafür bekannt ist, seine eigene Meinung auch kundzutun, hielt sich zurück: "Es war ein sehr intensives Spiel, da nimmt man die Stimmung aber keine einzelnen Rufe wahr. Wir konzentrieren uns darauf, was auf dem Platz passiert. Ich habe das nicht mitgekriegt."
Was er trotzdem darüber denkt: "Ganz ehrlich, ich weiß es auch nicht. Die Fans haben ihre Meinung, die dürfen sie kundtun. Ich habe jetzt nichts gegen die Mannschaft gehört. Und ich bin Profifußballer und Spieler von Rapid, alles andere was abseits des Platzes passiert, hat mich nicht zu interessieren."
Schwab: "Das ist ganz klar das Ziel, mit unserem Trainer"
Kapitän Stefan Schwab ließ sich auf Nachfrage von LAOLA1 noch am meisten in die Karten blicken: "Das werden sie natürlich vorbereitet haben, da wird es den Fans dann egal sein, wie viel es steht. Wir selber haben es während dem Spiel nicht mitgekriegt, ich habe auch mit den anderen Spielern geredet, ob das irgendwer mitgekriegt hat oder ob das irgendwen beeinflusst hat. Eigentlich war das nicht der Fall. Wir haben es jetzt nach dem Match natürlich auch gehört."
So richtige Rückendeckung für Djuricin gab es jedoch überraschenderweise von keinem so direkt. Alle wollten mit dem Thema am liebsten nichts zu tun haben oder eine Meinung dazu äußern. Wie so oft, wenn man es sich weder mit den Fans noch mit wichtigen Personen im Verein verscherzen will.
Schwab rechtfertigt sich deshalb folgendermaßen: "Für uns ist das kein Thema, weil wir mit dem Trainer in die Saison gehen. Wir haben uns Ziele erarbeitet, wir sind in allen Bereichen da. Natürlich hinken wir in der Liga hinterher, das wissen wir. Aber wir arbeiten mit dem Trainer gemeinsam, dass wir das Blatt wenden können. Vor der Saison haben wir klar deklariert, dass wir in die Europa League reinkommen wollen. Das ist ganz klar das Ziel, mit unserem Trainer. Da sind wir auf einem guten Weg. Jetzt müssen wir schauen, dass wir in der Liga punkten. Dann wird sich das hoffentlich beruhigen und dann sind wir zufrieden."
Wird sich das alles wieder beruhigen?
Denn dass Unmut vorhanden ist, ist nichts Neues. Auch der Führungsspieler verschließt sich dieser Kritik nicht, sieht aber ein Problem, dass man gemeinsam lösen müsse und nicht, wo ein Schuldiger auserkoren werden sollte.
"Es ist ja jetzt nicht nur der Anspruch der Fans, dass wir weiter oben stehen. Wir sind in der Liga Siebenter, es ist keiner zufrieden. Für mich selber ist wichtig, dass wir selber nicht zufrieden sind und wissen, dass wir in der Liga schon wieder einiges vergeigt haben. Wir wollen das gut machen, das ist was zählt. Unser Anspruch ist, die nächsten Spiele auch in der Liga zu gewinnen. Weil mich interessiert nur, wie wir intern kommunizieren, das ist für uns das Wichtigste. Wir müssen Lösungen finden, wir müssen Ruhe bewahren, es ist noch gar nichts verloren. Wir müssen nur Leistung am Platz bringen, so wie wir es in der Europa League geschafft haben, müssen wir es in der Liga auch hinbringen. Dann wird sich das alles wieder beruhigen."
Ob das wirklich der Fall sein wird, hängt von einigen Faktoren ab. Wie reagiert das Präsidium auf die Forderungen der Fans? Schafft Djuricin im Rückspiel gegen FCSB tatsächlich den Einzug in die Europa-League-Gruppenphase? Und wie präsentiert sich Rapid dazwischen in der Liga gegen Wacker Innsbruck?
Die Stimmen gegen Djuricin werden jedoch vorerst nicht leiser werden. Das kündigte der harte Kern der Fans bereits an.