Einige sahen in Rapids Abschied aus der Europa League gegen Bilbao nur einen zusätzlichen Kraftaufwand ohne Chance mehr auf den Aufstieg.
Für das Team selbst war das 1:1 Gold wert. Schließlich war es das von Trainer Damir Canadi prophezeite "Vorbereitungsspiel auf hohem Niveau", das den eingeschlagenen Weg bestätigte und für viel Selbstvertrauen sorgte.
"Wir haben viel investiert und uns sowie den Zuschauern gezeigt, dass die Mannschaft bereit ist, etwas anzunehmen. Das sind schon gute Signale."
"Sehr gute Teamleistung, auf der wir aufbauen können"
Canadi war zufrieden, auch wenn er immer wieder nur betonen kann, dass noch viel Arbeit vor ihm liegt. Vor allem auch, was sein bei Rapid eingeführtes 3-5-2-System betrifft.
Dass dieses jedoch immer mehr greift, unterstreicht die Tatsache, dass gegen das spanische Top-Team kaum Chancen zuließ und die veränderte Startelf die wichtigen Tugenden wie Kampfgeist, Einsatz und Laufbereitschaft mitbrachte.
"Es war eine sehr gute Teamleistung, auf der wir aufbauen können", findet der Chefbetreuer und bestätigt damit, dass es sich nicht nur um ein unnötiges Schaulaufen, sondern eine Chance für die Weiterentwicklung handelte.
Vor allem aber wurde gegen Bilbao einigen Spielern das Vertrauen ausgesprochen, das ihnen in den vergangenen Monaten nicht oft zuteil wurde.
"Bilde das ganze Team aus, nicht nur elf Spieler"
So durften etwa überraschend Tobias Knoflach im Tor, Philipp Malicsek bei seinem Startelf-Debüt und Tomi im Sturm ran.
"Ich habe immer gesagt, dass ich das ganze Team ausbilden will und nicht nur elf Spieler. Jeder hat seine Wertigkeit im Team. Wir brauchen jeden Spieler, da einige auch heute am Limit waren. Deswegen muss man zur Rotation kommen und in der Gruppe agieren", begründet Canadi.
Einer, der darüber jubelte war Knoflach, der erstmals seit dem letzten Spiel von Zoran Barisic im Mai gegen die Admira wieder das Tor hütete.
"Der Trainer sagte zum Amtsantritt, dass er jedem die faire Chance geben will, der sich reinhängt. Wir ziehen alle an einem Strang, er hält sein Wort und gibt vielen Leuten die Chance. Aber nicht umsonst, weil wir täglich für diese Chancen trainieren", sagt Knoflach gegenüber LAOLA1.
Charakterleistung und viel Selbstvertrauen
Auch für ihn war die Leistung gegen den Primera-Divison-Klub ein Beweis dafür, dass die Mannschaft intakt ist und schnell wieder von Erfolg zu Erfolg eilen will.
"Wir haben eine große Charakterleistung gezeigt und viel investiert, als ob es noch um den Aufstieg gegangen wäre. Das wollte auch jeder für sich selbst und die Zuschauer, den Verein. Ich bin wirklich stolz auf alle. Wir haben das sehr gut gemacht, trotz dieses Handicaps im Kopf, gar nichts mehr holen zu können."
Auch Kapitän Mario Sonnleitner konnte dem abschließenden Duell der diesjährigen Europacup-Abenteuers nur Positives abgewinnen:
"Wir wollten das Spiel zu hundert Prozent absolvieren. Das ist trotzdem Athletic Bilbao, die sind Fünfter in der Primera Division, da spielen nicht so schlechte Mannschaften. Deshalb wollten wir unbedingt was mitnehmen. Wir hätten natürlich gerne einen Sieg gehabt, dürfen aber mit dem Unentschieden nicht unzufrieden sein, weil wir als Mannschaft eine gute Leistung gebracht haben."
"Wollen Mannschaft haben, die Rapids Ansprüchen entspricht"
Auch Tomi, eigentlich unter Mike Büskens und Andreas Müller schon aussortiert, aber gegen seine spanischen Landsleute von Beginn an dabei, gab sein Einsatz Auftrieb. Vor allem glaubt er aber daran, dass der Trend der letzten Spiele so auch fortgesetzt werden kann.
"Wir haben selber Selbstvertrauen, das haben wir nicht verloren. Wir kennen die Situation und arbeiten dafür. Aber Selbstvertrauen ist immer da, und die Spieler am Platz geben immer hundert Prozent."
Canadi, der auch Ersatzkapitän Sonnleitner lobt ("Wie er die Mannschaft als Kapitän führt und wirklich vorangeht, sollte auch erwähnt werden"), sieht ebenfalls eine Entwicklung seit den Niederlagen gegen Salzburg und Sturm.
"Wir haben uns dann stabilisiert, gegen Bilbao auch wieder ein positives Ergebnis geschafft. Das tut der Mannschaft sehr gut und ist wichtig, dass sie das Vertrauen zu sich selber finden. Sie machen das sehr ordentlich und konzentiert. Die Mannschaft macht einen guten Eindruck", fasst Canadi zusammen und fügt abschließend hinzu:
"Wir wollen stabil sein. Ich habe viele Spieler eingesetzt und entwickelt. Wichtig ist, was am Ende rausschaut, nicht was jetzt ist. Wir wollen in den nächsten Wochen, Monaten, im nächsten Jahr eine Mannschaft zusammenhaben, die den Ansprüchen des Vereins entspricht und das auch umsetzen kann. Das ist für mich viel entscheidender."