Ausgerechnet das vielleicht attraktivste Spiel der Vereinsgeschichte muss der LASK am Donnerstag (ab 18:55 Uhr live auf DAZN) aufgrund des Coronavirus vor leeren Rängen austragen.
An der Motivation für den anstehenden Kracher im Europa-League-Achtelfinale gegen Manchester United ändert das aber nichts. "Auch wenn der Gegner Manchester United heißt, wollen wir so spielen, wie uns Europa bisher kennengelernt hat", sagt Trainer Valerien Ismael auf der abschließenden Pressekonferenz.
Ismael spricht von "komischer Vorbereitung"
Die Nachricht vom Fan-Bann überraschte am Dienstagnachmittag auch die Kicker. "Es war eine komische Vorbereitung, wir haben das Thema mit der Mannschaft natürlich besprochen. Es ist das Spiel des Jahrhunderts, und dann können unsere Familien und Kinder nicht zuschauen", sagt Ismael.
An sich ändere das aber nichts. "Vielleicht geht es noch mehr als sonst um unsere (spielerischen) Prinzipien. Wir sind hochmotiviert", betont der Erfolgscoach, der auf der Gugl vor maximal 500 Anwesenden (inklusive Betreuer, Delegierte, Medien) eine Atmosphäre "wie beim Abschlusstraining" erwartet.
Vor der Truppe von Ole Gunnar Solskjaer, die zuletzt ansteigende Formkurve aufwies und mit dem 2:0-Derbycoup über City am Wochenende weiteres Selbstbewusstsein tankte, bekundet Ismael höchsten Respekt. "Sie sind einfach komplett, allererstes Niveau. Eine Weltmannschaft, die auf jeder Position drei, vier Leute hat", sagt der Franzose, der 1998 für Crystal Palace kickte und damals eine 0:3-Niederlage gegen United erlebte.
Michorl: "Werden nicht in Ehrfurcht erstarren"
"Wir sind krasser Außenseiter", fasste Verteidiger Christian Ramsebner das Duell mit Englands Rekordmeister, dreifachem Champions-League- bzw. Meistercupsieger und EL-Gewinner 2017 zusammen.
Ob der LASK nach einer starken EL-Saison das Zeug auch zur Topsensation hat, wird sich weisen. "Wir können sehen, wie unsere Prinzipien gegen die absolute Weltspitze funktionieren", meint Ramsebner, "die Vorfreude ist riesengroß." Mittelfeldmann Peter Michorl gab sich bereits am Dienstag hoffnungsfroh und versprach: "Wir werden nicht in Ehrfurcht erstarren."
Ismael sah gewisse Möglichkeiten. "Vielleicht unterschätzt uns der Gegner, wir spielen in einem leeren Stadion, und sie kennen uns vielleicht nicht ganz", führt der 44-Jährige an. Im Prinzip gehe es aber um die eigenen Stärken: "Der Fokus bleibt auf uns, das war immer unsere Marschroute."
Aufstellung noch offen
Personell muss der ansonsten diesbezüglich meist verwöhnte Coach diesmal Abstriche machen. Offensivmann Thomas Goiginger und Außenbahnspieler Marvin Potzmann fallen nach ihren jüngst erlittenen Kreuzbandrissen aus, in der Defensive fehlen die gesperrten Philipp Wiesinger und Petar Filipovic.
Für letztere dürften Ramsebner und der im Europacup 2019/20 noch nicht eingesetzte Markus Wostry auflaufen. Vorne rückt wohl Samuel Tetteh in die Startelf. Offen scheint das Startelf-Duell zwischen dem fünffachen EL-Torschützen Marko Raguz und Joao Klauss. Man werde jedenfalls "eine schlagkräftige Mannschaft haben", versprach Ismael.
Lässt United seine Top-Stars auf der Bank?
Das wird gegen eine Truppe mit dem 25-fachen Marktwert auch nötig sein - selbst wenn der Großclub nicht mehr ganz so hell glänzt wie noch vor gut zehn Jahren. Mit welcher Aufstellung Solskjaer sein Team auf den Platz schickt, darüber kann nur spekuliert werden. Klar ist lediglich, das Club-Rekordtransfer Paul Pogba ebenso verletzt ausfällt wie Englands Teamstürmer Marcus Rashford.
Dass die Einsergarnitur aufläuft, käme jedenfalls überraschend. Denn abgesehen von einer vermeintlich leichten Aufgabe am Donnerstag haben die "Red Devils" am Sonntag in der Premier League das Duell mit Tottenham vor der Brust. Drei Punkte fehlen derzeit auf die CL-Plätze, und dort gehört man nach eigenem Selbstverständnis auch hin.