Der SK Rapid bekleckerte sich bei der 1:2-Auswärtsniederlage bei Slovan Bratislava wahrlich nicht mit Ruhm.
Der missglückte Auftakt bei der Europacup-Rückkehr war teils dem stark aufspielenden Gegner geschuldet, teils der eigenen Nachlässigkeit.
Trotzdem sah nach dem Spiel im grün-weißen Lager keiner so richtig schwarz: „Das war mein 47. Europacup-Spiel. Selten habe ich auswärts gewonnen, deswegen ist das überhaupt kein Beinbruch“, gibt Mario Sonnleitner die Hoffnung auf den Aufstieg nicht auf.
„Dann hätten wir eine perfekte Ausgangsposition gehabt“
Trainer Goran Djuricin betitelt die Chancen 50:50. „Die Ausgangsposition hätte schlechter sein können, aber auch besser.“
Dass das Fazit der Rapidler so positiv ausfiel, lag vor allem daran, dass man am Schluss noch am 2:2 schnupperte, doch Deni Alar verschoss mit einem Elfmeter die große Chance.
Stefan Schwab hielt deshalb fest: „Wir hätten das 2:2 mitnehmen müssen, dann hätten wir eine perfekte Ausgangsposition gehabt.“
Ansonsten ist der Kapitän ein sicherer Elfmeterschütze, diesmal bekam Deni Alar jedoch den Vorzug - und verschoss.
Pechvogel Alar: Elfer verschossen, Nachschuss hinter Linie?
Wer den Elfmeter schießt, wurde im Vorfeld nicht festgelegt. Eine Entscheidung, die Djuricin nicht fällen will, sondern die er den Spielern aus einem bestimmten Grund selbst überlässt.
„Das können sie sich selber ausmachen, wer das Selbstvertrauen hat. Ich will das nicht bestimmen. Dann hat einer kein gutes Gefühl, sagt aber, er muss schießen. Meine Erfahrung ist, dass der schießt, der sich am besten fühlt.“
In diesem Fall täuschte das Bauchgefühlt. Trotzdem macht er dem Stürmer, der in den 90 Minuten abseits der Strafstoß-Szene blass blieb, keinen Vorwurf: „Wir haben mit Alar einen Top-Torschützen, der in seinem Leben schon sehr viele Elfer getroffen hat. Das kann jedem passieren, das passiert auch in der Champions League.“
Auch Alars Kopfball unmittelbar nach dem vergebenen Versuch landete offiziell nicht im Tor – obwohl der Ball die Linie scheinbar doch überschritten haben könnte.
„Ich war mir ziemlich sicher, dass er drinnen war, für mich war es aber während dem Spiel nicht so klar, ob es ein Elfmeter war oder nicht, deshalb haben sich meine Proteste ein bisschen zurückgehalten“, begründete Schwab seine Reaktionen auf die heikle Szene.
Momentum nach Führungstor nicht genützt
Alar als doppelter Pechvogel? Dem steirischen Rückkehrer einen Vorwurf zu machen, wäre auch aufgrund des Spielverlaufs unfair. Denn bei den Hütteldorfern ließ das gesamte Spiel über nicht viel zusammen.
Dabei hatte es so gut begonnen. Schwabs früherer Führungstreffer hätte der Dosenöffner werden können, doch anstatt dessen machte Rapid den Gegner stark.
„Die ersten 25 Minuten waren richtig stark. Wir warten alle, dass Knasmüllner für seine Geniestreiche belohnt wird. Dann steht es 2:0 und die Sache schaut ganz anders aus“, trauert Djuricin dem sehenswerten Lattentreffer des Neuzugangs vom Mittelkreis nach.“
„Aber ich glaube, das hat uns ein bisschen Selbstvertrauen genommen, dass wir nicht 2:0 in Führung gegangen sind. Dann muss man sagen, dass sie mit Moha und Cavric schon sehr gefährlich sind – die Flügelzange hat uns richtig Probleme gemacht.“
„Schlüsselszene“ in richtigem Europacup-Fight
Der endgültige Knackpunkt aus Sicht des Chefbetreuers war das 1:2 – ein Eigentor des Neo-Rapid-Verteidigers Mateo Barac.
„Wenn du weißt, du hättest führen können und machst ein Eigentor – das tut halt schon weh. Das hat am Selbstvertrauen gekratzt. Das ist ein guter Lernprozess für den einen oder anderen Spieler, dass man da erst recht draufgehen muss. Das war eine Schlüsselszene.“
Danach hielt sich die Gegenwehr Rapids in Grenzen, an einigen Spielern lief das Geschehen völlig vorbei.
„Es war sehr unglücklich, nach dem Ausgleich sind sie aufgekommen und dann war es ein offener Schlagabtausch, ein richtiger Europacup-Fight mit vielen Ballverlusten und weniger Kontrolle von uns“, fasste Sonnleitner, der wieder für den verletzten Max Hofmann spielte, zusammen.
„Wir müssen mehr Kontrolle haben“
Das eine oder andere Gegentor mehr lag in der Luft, selbst fanden die Hütteldorfer nach dem 1:2-Rückstand zu selten Entlastungsangriffe vor.
Was im Rückspiel besser werden muss? „Wir müssen ein bisschen mehr Kontrolle haben und die Situationen besser ausspielen. Wir hatten nach Balleroberungen gute Umschaltsituationen. Sie sind sehr breit aufgefächert. Der letzte Pass hat dann aber nicht gepasst. Da haben wir Möglichkeiten. Sie suchen das Heil in der Offensive, deswegen sind sie hinten anfällig. Bis zum Tor hatten sie eigentlich keine Chance“, meinte Sonnleitner weiters.
Trotzdem kam auch Djuricin nicht darum herum, zuzugeben, dass Slovan in der zweiten Halbzeit überlegen war.
Mit dem 1:2 ließ Rapid zumindest ergebnistechnisch noch alles offen für das Rückspiel, das Auswärtstor ist den Hütteldorfern nicht mehr zu nehmen.
Von der Leistung her muss sich jedoch einiges binnen einer Woche verbessern, um die Chance auf das Europa-League-Playoff noch zu wahren. Schwab glaubt jedoch daran: „Es hat sich gar nicht so viel verändert, wir sind selbstbewusst genug, dass wir das Spiel zu Hause gewinnen.“