Fünf Tore, ein Sieg nach Rückstand, ein kurioses Eigentor und vieles mehr - Rapid-Trainer Mike Büskens geriet nach Rapids 3:2-Heimsieg zum Auftakt der Europa League regelrecht ins Schwärmen.
"Wenn du so ein Drehbuch schreiben möchtest für einen Auftritt, ist es komplett und könnte den Oscar verdienen. Da war alles drin, es war wahnsinnig emotional."
Deshalb meint der 48-jährige Deutsche auch: "Ich habe den Film gerne gesehen!"
Dabei ist er sich ganz sicher, dass dieses Oscar-reife Schauspiel garantiert noch mehrmals im Traum ablaufen wird.
Zu den bereits erwähnten "Film-Elementen" fügte Büskens noch hinzu: "Der Support war Weltklasse und das Spiel sehr nervenaufreibend."
"Das war der Schlüssel zum Erfolg"
Kein Wunder, schließlich war nach der ersten Halbzeit nicht abzusehen, dass Rapid noch einen verdienten Sieg in trockene Tücher bringen sollte.
Abstimmungsschwierigkeiten, zu große Abstände zwischen den Linien und schlechtes Stellungsspiel gegen die dynamischen Angreifer der Belgier erschwerten den Start in die Partie.
Das 0:1 war die Strafe für die Nachlässigkeiten in der Defensive, und vorne blieb man noch zu wenig konsequent. In der Halbzeit gab es aber kein Donnerwetter, wie Christoph Schösswendter LAOLA1 bestätigt:
"Wir haben sachlich analysiert, dass wir leichte Abstimmungsprobleme haben. Wir haben die Abstände verkleinert, sind viel enger gestanden und viel besser in die Zweikämpfe gekommen. Das war der Schlüssel zum Erfolg."
"Sind wie eine Dampfwalze aus der Kabine gekommen"
Trainer Büskens und seinem Team war es in der Halbzeit nicht nur gelungen, taktisch an den richtigen Schrauben zu drehen, sondern die Mannschaft auch mental heiß auf die zweiten 45 Minuten zu machen.
"Wir haben den Jungs ein paar Bilder gezeigt, was die Positionierung betrifft und was wir am Spieltag noch kurz trainiert haben, wie wir das Spiel verlagern können. Wir konnten die Moral übergewichten. Wir haben ihnen gesagt, dass es keinen Grund gibt, die Köpfe hängen zu lassen. Wir gehen raus und drehen das Ding - das ist den Jungs gelungen."
Stefan Schwab gelang der frühe Ausgleich. Ein Treffer, der vom Trainer in der Kabine vorausgesagt wurde. Der Schütze meinte danach: "Wir sind dann wirklich wie eine Dampfwalze aus der Kabine gekommen."
Binnen neun Minuten gelangen drei Tore zum 3:1, eine unfassbare Wende: "Sensationell, da hat das Stadion gebebt. Einen großen Anteil an dem Turnaround haben sicher die Fans."
Druck auf dem Kessel? Raus damit
Büskens selbst rastete schon beim 2:1 komplett aus und ließ der Freude freien Lauf. Der Treffer von Joelinton war so eindrucksvoll, dass der Trainer die Freude an Stadionsprecher Andy Marek ausließ:
"Das ist ein Teil, der zum Fußball gehört. Wir haben einen gewissen Druck auf dem Kessel, manchmal pfeift der Kessel. Aber Andy hat mir verziehen", scherzt der Deutsche.
Das kuriose Eigentor inklusive Luftloch von Genk-Keeper Marco Bizot passte an diesem Abend wie die Faust aufs Auge: "Beim dritten Tor hatten wir auch dieses Quäntchen Glück. Das Tor war aber nur möglich, weil Traustason durchläuft. Aus belgischer Sicht springt der Ball dann unglücklich auf."
Dafür, dass es doch noch einmal spannend wurde, sorgte Mario Pavelic mit dem Elfmeter-Foul. Eine unnötige Aktion, darüber waren sich alle im Nachhinein einig.
Perfekter Start - wie im Vorjahr
Vor allem Nebenmann Schösswendter wusste woran es lag.
"Die Attacke war nicht notwendig. Da hat man wieder den Nachteil der unglaublichen Stimmung gemerkt, dass man die Mitspieler nicht hört. Ich habe Pavelic zugeschrien, er soll einfach stehenbleiben, ich hätte den Ball eigentlich ziemlich gut ablaufen können."
Am Ende passierte aber nichts mehr. Rapid startete wie im Vorjahr mit einem Sieg in die Gruppenphase - ebenfalls nach 0:1-Rückstand wie damals gegen Villarreal.
Drei Treffer in neun Minuten brachte der SK Rapid aber bisher noch nie in der Europa League zustande. Auch das machte das Drehbuch einzigartig. Einzigartig, und für Büskens durchaus oscarverdächtig.