Am Donnerstag (20 Uhr, LIVE im LAOLA1-Ticker) gastiert der LASK im Hinspiel der dritten Quali-Runde der UEFA Europa League bei Besiktas in Istanbul.
"Ein absoluter Höhepunkt", sagt Trainer Oliver Glasner vor dem Duell mit dem Viertplatzierten der türkischen Süper-Lig-Saison 2017/18.
Der LASK wird dabei eine der größten (und lautesten) Bühnen in seiner Vereinsgeschichte betreten.
Doch nicht nur der Vodafone Park ist ein Faktor - das erwartet den LASK bei Besiktas.
Der Verein
Besiktas ist einer der großen drei Fußball-Klubs in der Metropole Istanbul - neben Galatasaray und Fenerbahce. Punkto Meisterschaften müssen sich die schwarzen Adler hier hinten anstellen. Galatasaray (21) führt diese Wertung vor Fenerbahce (19) und Besiktas (15) an. Doch in den vergangenen drei Jahren kam der türkische Meister zwei Mal aus dem gleichnamigen Stadtteil. "Die vergangenen drei Jahre waren sehr gut", hält auch Kaan Bayazit, türkischer Sportjournalist und Besiktas-Experte, gegenüber LAOLA1 fest. Als erste Mannschaft aus der Türkei gewann der neunfache Pokalsieger vergangene Saison seine Gruppe in der UEFA Champions League. Zudem wurden die ersten drei Spiele gewonnen und die Gruppe überhaupt ohne Niederlage abgeschlossen. Im Achtelfinale war dann allerdings gegen die Bayern (0:5/a, 1:3/h) Schluss. Dass es nicht mit dem dritten Titel in Folge klappte, hatte sicherlich auch mit der (positiven) Europacup-Belastung zu tun. Auf der anderen Seite wurden 71 Punkte geholt, das hätte vor fünf Jahren noch zum Titel gereicht, dieses Mal eben nur zu Rang vier hinter Galatasaray, Fenerbahce und Basaksehir (ebenfalls aus Istanbul). "Es war eine ambivalente Saison für die Fans, aber Galatasaray und Fenerbahce haben etwa gar nicht in einer Europacup-Gruppenphase gespielt", betont Bayazit. Was das allgemeine Standing im türkischen Fußball betrifft, ist Besiktas hinter den beiden anderen Großen anzusiedeln. "Ihr Status ist zwar ziemlich ähnlich, aber Besiktas ist leicht hinter den beiden, weil Galatasaray seit 1996 sehr erfolgreich und Fenerbahce am konstantesten von dem Trio ist."
Die Mannschaft
Die ganz großen Stars finden sich nicht im Kader von Besiktas, aber bekannte Namen durchaus. Allen voran ist Pepe sicherlich jedem Fußball-Fan ein Begriff, sein Landsmann Ricardo Quaresma bewies mit seinem Traumtor bei der WM in Russland, was noch in seinem Füßchen steckt und Kroatiens Domagoj Vida könnte sein erstes Spiel nach dem verlorenen WM-Finale gegen den LASK bestreiten. In der zweiten Quali-Runde gegen Torshavn (2:0/a, 6:0/h) waren die bekannten Namen allesamt noch nicht dabei, könnten aber eben nun am Donnerstag ihr Saison-Debüt geben - zumal am Wochenende auch die Meisterschaft in der Türkei startet. Der Auftritt gegen die Mannschaft von den Färöer war grundsolide. "Auswärts hat Besiktas zur Pause 2:0 geführt und das dann verwaltet. Zu Hause hat man sich dann ein wenig Selbstvertrauen geholt", erklärt Bayazit, für den Neuzugang Jeremain Lens (gekommen von Sunderland) der beste Mann in beiden Partien war - 1 Tor und 3 Assists unterstreichen das. "Für den LASK könnte es aber ein Vorteil sein, dass man schon mehrere Pflichtspiele in den Beinen hat", sagt Bayazit. Favorit bleibt aber natürlich Besiktas mit dem Marktwert von rund 70 Millionen Euro. Der LASK kommt auf rund 14 Millionen Euro laut "transfermarkt.at". Apropos: Was den Transfermarkt betrifft, könnte Besiktas demnächst um einige bekannte Namen reicher sein. Belgiens Teamspieler Nacer Chadli soll von West Bromwich kommen, auch an einer Verplichtung von Dortmunds Shinji Kagawa wird gearbeitet. "Weil aber die türkische Lira in jüngerer Vergangenheit an Wert verloren hat, ist es für die Klubs aus der Türkei - die ohnehin finanziellen Druck spüren - schwierig, große Transfers zu tätigen. Besiktas hofft noch, Vida für mehr als 20 Millionen Euro zu verkaufen, um das Geld wieder investieren können", erklärt Bayazit. Nichtsdestoweniger trifft der LASK auf ein starkes Team. Ex-Legionär Kavlak sagt über die ihm bestens bekannte Mannschaft in der "Krone": "Wir haben wirklich gute, erfahrene Spieler, sind auch als Mannschaft sehr weit. Das habe ich in den beiden Spielen gegen Torshavn gesehen, auch wenn dieser Gegner kein echter Maßstab war. Aber bei uns war echt schon viel Tempo drinnen." Gegenüber der Vorsaison hat es (bislang) auch wie beim LASK nicht viele personelle Änderungen gegeben, wie bei den Linzern mit Pavao Pervan verließ auch die Nummer 1 den Klub - Fabri war reif für die Insel (Fulham).
Der Trainer
Oliver Glasner matcht sich in den nächsten beiden Wochen mit einer türkischen Legende. Senol Günes, 66 Jahre alt, kommt aus Trabzon, holte als Tormann dort sechs Mal die Meisterschaft und später als Trainer zwei Mal den Pokal. Unvergessen ist freilich sein größter Erfolg als Teamchef der türkischen Nationalmannschaft, mit der er bei der WM 2002 sensationell Dritter wurde. "Ein erfahrener Mann, ein absoluter Top-Trainer, der versteht, eine Mannschaft zu einer Einheit zusammenzufügen", sagte Jupp Heynckes im Februar über sein Pendant im Champions-League-Achtelfinale. Bayazit schließt sich der Meinung an und fügt hinzu: "Er ist ziemlich nah dran, der erfolgreichste Besiktas-Coach aller Zeiten zu werden, auch wenn er Gordon Milnes drei Titel in Folge Ende der 80er/Anfang der 90er nicht wiederholt hat", erklärt Bayazit. Der CL-Erfolg sowie das ein Jahr zuvor erreichte Europa-League-Viertelfinale stehen allerdings auf der Habenseite des aktuellen Trainers. Günes mag den Offensiv-Fußball, der Stürmer in Tormaschinen verwandeln kann - zum Beispiel Cenk Tosun, der 2014 ablösefrei kam und im Winter 2017/18 für 22,5 Millionen Euro Richtung Everton wechselte. Auf der anderen Seite gilt Günes, der bereits seit drei Jahren Besiktas coacht, auch als stur. "Manchmal schenkt er Spielern zu lange das Vertrauen", sagt Bayazit, der ihn als großartigen Coach ("Vielleicht den besten der Türkei") bezeichnet.
Das Stadion
Hier kann es sehr, sehr laut werden. Noch in "guter" Erinnerung: Leipzigs Timo Werner hatte in der vergangenen Saison derart Probleme mit dem Geräuschpegel im 2016 eröffneten Vodafone Park, dass er sich aufgrund von körperlichen Problemen auswechseln lassen musste. Nach dem 0:2 musste auch der damalige Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl festhalten, dass sein Team "vor allem gegen die Atmosphäre verloren" habe und diese "für den einen oder anderern zu viel" war. Im alten Stadion, das an selber Stätte im Stadtteil Besiktas nahe dem Bosporus stand, wurden schon einmal 141 Dezibel gemessen (vergleichbar mit einem Raketenstart), nun ist das Stadion sogar überdacht. "Das Stadion kann auf jeden Fall einen Einfluss auf den Gegner haben", weiß Bayazit. Der LASK könnte aber aufgrund des sommerlichen Termins dem ultimativen Hexenkessel entkommen. Gegen Torshavn hatten sich auch "nur" 24.000 Zuschauer eingefunden, darunter auch viele Touristen, die sich ein Spiel in ihrem Urlaub angesehen haben. Möglicherweise ist das auch am Donnerstag der Fall. Dennoch wird das Stadion und die Kulisse Neuland für die international unerfahrenen Oberösterreicher sein, wie auch Kavlak weiß: "Ich denke, dass das Stadion voll wird. Alle freuen sich, dass es losgeht. Für den LASK wird es ein großes Erlebnis, das die Spieler nicht schnell vergessen werden."
Die Stadt
Auch wenn die Spieler nicht viel davon haben werden, reist der schwarz-weiße Tross aus Oberösterreich in eine der pulsierendsten Städte der Welt. Istanbul gehört mit seinen insgesamt 15 Millionen Einwohnern zu den größten Metropolregionen der Welt. Besonders ist freilich, dass die Stadt zwei Kontinenten angehört - Europa und Asien. Während Galatasaray (im Stadtteil Galata) und Besiktas in Europa angesiedelt sind, liegt das Sükrü Saracoglu Stadion von Fenerbahce, wo sich vergangene Saison Sturm (1:2) und vor fünf Jahren Salzburg (1:3) geschlagen geben mussten, in Asien. Die Kulturhauptstadt von 2010 - Linz war selbige ein Jahr zuvor anno 2009 - wird durch den Bosporus geteilt und u.a. durch die beeindruckende Bosporus-Brücke vereint. Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in der Stadt, die auf Hügeln erbaut wurde und auch deswegen an San Francisco erinnert, gehört freilich die frühere Kirche und das heutige Museum Hagia Sophia. Istanbul besticht durch seinen (auch sehr westlichen) Großstadt-Flair. Die Spieler des LASK werden freilich wenig davon mitbekommen, doch nicht nur sportlich wird diese Herausforderung ein besonderes Erlebnis für den Traditionsklub sein. Das ist sicher.