Jose Mourinho strebt eine Bestmarke als Trainer an, muss dabei aber gegen den Rekordsieger bestehen.
Für die AS Roma des Portugiesen ergibt sich im Finale der Europa League gegen den FC Sevilla am Mittwoch (ab 21:00 Uhr im LIVE-Ticker>>>) die Chance auf den zweiten internationalen Titel in Folge. Der Sechste der Serie A trifft auf den Elften von La Liga. Mourinho würde in Budapest im Falle eines Erfolges mit sechs Titeln zum alleinigen Rekord-Trainer im Europacup aufsteigen.
Sechs von sechs wären es für den Portugiesen bei einem Erfolg der Roma in der Puskas Arena. Alle seine bisherigen fünf Endspiele in internationalen Klub-Bewerben hat Mourinho gewonnen. Mit dem FC Porto holte er 2003 die Europa League und 2004 sensationell die Champions League. Sechs Jahre später gewann er die Königsklasse mit Inter Mailand, 2017 dann wieder die Europa League mit Manchester United, ehe er im Vorjahr mit der Roma in der Conference League triumphierte.
Noch teilt sich Mourinho den Rekord mit Italiens Altmeister Giovanni Trapattoni, der ebenfalls fünf europäische Titel geholt hat. Mourinho nahm es nach außen hin locker. Mit seiner Bilanz wollte sich der 60-Jährige nicht beschäftigen. "Wenn du auf Sevilla schaust, siehst du, dass Sevilla jedes Finale gewinnt. Aber die Realität ist, dass Vergangenes keine Spiele gewinnt. Ich mag keinen Aberglauben. Es ist ein neues Finale, es ist eine neue Geschichte", sagte Mourinho in einem UEFA-Interview.
Sevilla-Serie gegen "The Special One"
Auch dass er die Europa League als erster Trainer mit drei verschiedenen Klubs gewinnen könne "bedeutet mir nichts", so Mourinho. "Zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere denke ich allein an die Freude, die ich den Fans geben kann." Natürlich sehne er sich aber nach "großen Momenten". Er habe eine gewisse Erfahrung in Finalspielen, räumte der Portugiese ein - wie auch die Roma. Vor einem Jahr gewannen die Gelbroten mit 1:0 im Endspiel gegen Feyenoord Rotterdam. Es war der erste Europacup-Titel des Traditionsklubs überhaupt.
Heuer eliminierten die Römer als Zweiter ihrer Europa-League-Gruppe im Playoff den aus der Champions League umgestiegenen FC Red Bull Salzburg. Dem 0:1 in Wals-Siezenheim folgte ein 2:0 in Rom. Salzburg-Trainer Matthias Jaissle schwärmte schon damals über das "Bollwerk" der Italiener. Das sollte kaum noch fallen. Über Real Sociedad und Feyenoord Rotterdam kämpften sich die "Giallorossi" ins Halbfinale, in dem man sich zum 1:0-Gesamtscore gegen Bayer Leverkusen mauerte.
Der Heimsieg gegen den Bundesligisten war jedoch das einzige Erfolgserlebnis in den jüngsten neun Pflichtspielen. Die Qualifikation für die Champions League ist nur noch über einen Sieg in Budapest möglich. Das gilt aber auch für den Gegner.
Sevilla kam über PSV Eindhoven und Fenerbahce Istanbul ins Viertelfinale, wo Manchester United nach einem 3:0 zu Hause überwunden wurde. Im Halbfinale fiel gegen Juventus Turin in der Verlängerung des Retourspiels die Entscheidung. Mourinhos Serie setzt Sevilla eine eigene entgegen. Bei insgesamt sechs Final-Teilnahmen im UEFA-Cup bzw. der Europa League (2006, 2007, 2014, 2015, 2016, 2020) blieben die Andalusier immer siegreich.
"Stabilisator" Mendilibar: "Finale sollte nicht gespielt, sondern gewonnen werden"
"Die Spezialisten gegen 'The Special One'", schrieb die ungarische Zeitung "Nemzeti Sport" deshalb zur Ausgangslage. Für Sevilla könnte Titel Nummer sieben eine Saison, in der der vormalige Champions-League-Teilnehmer zwischenzeitlich in Abstiegsgefahr war, jedenfalls retten.
"Niemand erinnert sich an den Namen des Finalisten. Ein Finale sollte nicht gespielt, sondern gewonnen werden", sagte Jose Luis Mendilibar vor der Reise nach Ungarn. Der 62-Jährige ist seit März bereits Sevillas dritter Trainer in dieser Saison. Ihm gelang es, die Mannschaft zu stabilisieren. Vor seinem Gegenüber Mourinho zeigte er großen Respekt. "Er ist einer der ganz Großen. Wenn man sich anschaut, welche Mannschaften er trainiert hat und was er alles erreicht hat. Man muss ein wenig Angst haben, er hat jedes Finale gewonnen."
Auch Mendilibar strich die Erfahrung der Roma in einem Endspiel hervor. Bei Sevilla sind die Kapitäne Jesus Navas und Ivan Rakitic diesbezüglich die erfahrensten Akteure. Auf einen wichtigen Mann muss Sevilla verzichten. Linksverteidiger Marcos Acuna ist gesperrt. Bei der Roma scheint ein anderer argentinischer Weltmeister indes fit. Der zuletzt am Knöchel angeschlagene Paulo Dybala trainierte wieder voll mit.