Die Sammlung an Sternstunden des WAC im Europacup ist seit Donnerstag um einen Eintrag reicher.
Nachdem die Lavanttaler bereits beim Europa-League-Debüt vor einem Jahr magische Nächte gegen Borussia Mönchengladbach und AS Rom erlebten, legen sie in dieser Saison noch einen drauf.
Nach einem überzeugenden Remis gegen ZSKA Moskau zum Auftakt gewinnen die "Wölfe" mit 4:1 bei Feyenoord Rotterdam und sind damit vorerst sogar Tabellenführer der Gruppe K.
"Ein historischer Abend! Ein großes Kompliment an die Jungs, wie sie heute vor allem in der ersten Hälfte agiert haben, was sie da alles umgesetzt und investiert haben", jubelt Ferdinand Feldhofer, für den es die ersten beiden Europacup-Spiele als Trainer waren.
WAC-Sieg mehr als verdient
Der ehemalige Sturm- und Rapid-Verteidiger stellte seine Mannschaft trotz einer bitteren 3:4-Pleite gegen Rapid vor vier Tagen perfekt auf das Auswärtsmatch im De Kuip in Rotterdam ein, von Beginn an waren die Lavanttaler voll da, führten dank zweier Liendl-Elfmetertore schon nach 13 Minuten mit 2:0 und verteidigten bis zum Schluss tapfer gegen offensiv-starke Holländer.
"Dementsprechend haben sie sich den Sieg dann wirklich hart erarbeitet und unterm Strich auch verdient gewonnen. Natürlich hatten wir nach der Pause nach dem 1:2 auch das nötige Glück, um heute diese Sensation zu schaffen", spricht Feldhofer eine Feyenoord-Drangphase nach Seitenwechsel an, die Liendl mit seinem dritten Treffer in Minute 60 durchbrach.
Apropos Liendl - der 35-Jährige machte sich erneut zum Matchwinner der Lavanttaler und lief im höheren Fußballer-Alter einmal mehr zur Höchstform auf. "Das ist natürlich überragend. Nachdem ich keine 20 mehr bin, wird mir das auch nicht mehr so oft passieren wahrscheinlich. Das nehme ich deshalb sehr, sehr gerne mit", strahlt der Mittelfeld-Regisseur, der sich in seinem letzten Vertragsjahr beim WAC befindet.
(Text wird unter Video fortgesetzt)
Liendl: "Sind ein unglaubliches Kollektiv"
Doch Liendl hebt hervor, dass es das Kollektiv ist, das den WAC auszeichnet. Jeder der "Wölfe" lief sich auch in der zweiten englischen Woche in Folge die Seele aus dem Leib, die Moral im Lavanttal bleibt trotz eines Fehlstarts in die Bundesliga mit vier Niederlagen aus fünf Runden hoch. "Natürlich ist es eine klassische Floskel, aber das geht nur über die Mannschaft. Wir haben heute über 90 Minuten bewiesen, dass wir ein unglaubliches Kollektiv sind, einen überragenden Teamspirit in der Mannschaft haben. Wir haben alle richtig, richtig gut gearbeitet. Und dann kommt am Ende so etwas zustande", sagt Liendl.
Neben Liendl stand an diesem verregneten Donnerstag Abend in Rotterdam Schiedsrichter Srdjan Jovanovic im Mittelpunkt. Der Serbe, der als Ersatzmann für den eigentlich vorgesehenen und an Corona erkrankten Ukrainer Mikola Balakin einsprang, zeigt gleich drei Mal auf den Punkt im Feyenoord-Strafraum, drei Mal nach einer eher strittigen Situation. In Holland sorgte die Leistung des serbischen Offiziellen für große Empörung, unter anderem auch bei Feyenoord-Star Steven Berghuis.
"Meiner Meinung nach waren alle drei Elfmeter fragwürdig. Aber bei den ersten beiden haben wir ihm (dem Schiedsrichter, Anm.) zumindest einen Grund gegeben. Oder sagen wir mal so - er hatte zumindest die Wahl. Da haben wir etwas falsch gemacht, das war sicherlich nicht seine Schuld. Wir haben auch nicht wegen des Schiedsrichters verloren, auch wenn er eine große Rolle dabei gespielt hat", findet der Torschütze zum zwischenzeitlichen 1:2 aus Rotterdamer Sicht.
Auch Star-Trainer Dick Advocaat sah krasse Schiedsrichter-Fehler, der 73-Jährige betont allerdings: "Wir haben nicht wegen des Schiedsrichters verloren. Wir sind selber schuld, dass wir verloren haben. Ich weiß schon, dass es schwer ist, so fragwürdige Entscheidungen wegzustecken. Aber wir haben in der ersten Hälfte sehr schlecht gespielt und einige Male geschlafen."
Advocaat: "Schiedsrichter ein Drama"
Einen Seitenhieb auf Jovanovic kann sich Advocaat allerdings nicht verkneifen: "Aber ja, dieser Mann (der Schiedsrichter, Anm.) war ein Drama. Zwei der drei Elfer waren sicher ungerechtfertigt. Aber es macht keinen Sinn, auf den Schiedsrichter zu schimpfen. Wir hätten klüger spielen sollen. Nach dem Anschlusstor hätten wir nicht nur das 2:2, sondern auch das 3:2 machen müssen."
Auch Feldhofer äußert sich zur Schiedsrichter-Leistung, für den WAC-Coach sind die strittigen Entscheidung zugunsten der Kärntner mit dem Glück des Tüchtigen zu erklären.
"Ich habe jetzt die TV-Bilder noch nicht gesehen. Aber live waren für mich die ersten zwei ganz klar. Beim dritten war es ein Zusammenstoß, aber da war mehr als ein Kontakt da. (...) Wir wissen gerade in unserer Situation, wir sind in den letzten Wochen oft sehr hart erwischt worden und mit ganz, ganz wenig vom Gegner bestraft worden. Heute war es vielleicht auch einmal ein bisschen anders", freut sich der WAC-Trainer über den Befreiungsschlag in Rotterdam.