Bei Spielern, Betreuern und Fans von Eintracht Frankfurt gibt es kein Halten mehr!
Die Hessen haben 42 Jahre nach dem Erfolg im UEFA-Cup den zweiten Europacup-Titel geholt und damit auch das Ticket für die kommende Champions League gelöst. Nach einer national wenig erfolgreichen Saison krönte der Klub von Trainer Oliver Glasner seinen Lauf in der Europa League mit einem Finalsieg über die Glasgow Rangers. Im Endspiel von Sevilla gewann die Eintracht mit 5:4 im Elfmeterschießen.
"Jetzt haben wir den Titel gewonnen - unglaublich. Ich kann es gar nicht richtig fassen", ringt Glasner bei "ServusTV" um Worte.
Unmittelbar nach dem entscheidenden Elfmeter brachen bei allen Beteiligten alle Dämme und die Schwarz-Weiße Europapokal-Party nahm erst so richtig Fahrt auf.
"Ich werde sicherlich kein Auge zumachen. Ich werde heute einmal die Sau rauslassen, morgen auch und wahrscheinlich auch übermorgen", kündigte der Erfolgstrainer an. "Wenn es nicht mehr geht, werde ich in den wohlverdienten Urlaub gehen."
Glasner: "Am Ende stehend k.o."
Schon in den Stunden vor dem Anpfiff war Sevilla in weiß und blau gewandet. Mehr als 70.000 Schotten machten sich angeblich auf nach Andalusien, rund 50.000 hatten sich aus Deutschland angekündigt. Offiziell hatten beide Klubs nur 10.000 Tickets erhalten. Im Stadion hatten augenscheinlich die blau gewandeten Rangers-Anhänger das Übergewicht.
Joe Aribo brachte die Rangers im Estadio Ramon Sanchez-Pizjuan in der 57. Minute nach einem Patzer der Eintracht in Führung, Rafael Borre (69.) gelang keine Viertelstunde später der verdiente Ausgleich.
In einer auch ob der andalusischen Hitze kräfteraubenden Partie brachte die Verlängerung dann keinen Sieger. In der Elferentscheidung begannen die Rangers. Nach sechs erfolgreichen Schützen scheiterte der eingewechselte Aaron Ramsey an Kevin Trapp. Als fünfter Mann der Eintracht verwertete Borre zur Entscheidung.
"Es war eine brutale Anspannung, ein Schlagabtausch von beiden Mannschaften. Am Ende waren beide gefühlt stehend k.o. Dann waren wir im Elfmeterschießen vielleicht auch die glücklicheren Sieger. Aber die Jungs haben die Nerven bewahrt, ich wusste, dass Kevin (Trapp, Anm.) einen hält. Wir sind wieder zurückgekommen nach dem Rückstand. Ich bin so stolz auf die Mannschaft", schwärmt Glasner. "Es war eine Wahnsinnssaison mit einem ganz schwierigen Start. Dass wir hier dann als Europa-League-Sieger stehen, ich kann es gar nicht glauben."
Hinteregger: "Unglaublich, was hier geliefert wurde"
Der 47-jährige Salzburger gewann damit als erster österreichischer Trainer nach Ernst Happel 1983 mit dem HSV ein Europacup-Finale. An Glasners Seite war Co-Trainer Ronald Brunmayr.
Der verletzte Martin Hinteregger jubelte mit, freuen durfte sich auch Stefan Ilsanker, der zwei Kurzeinsätze in der Gruppenphase absolvierte, im Frühjahr aber international nicht mehr genannt wurde.
"Was war das für ein Spiel! Noch im Elfmeterschießen zu gewinnen, das passt zu diesem Spiel. Es ist unglaublich, was hier geliefert wurde. Die Reise geht weiter in der Champions League", jubelt Hinteregger. Der Verteidiger sei "der Nervöseste von allen", berichtete Glasner vor der Partie. Der Coach selbst versuchte, nach außen Ruhe auszustrahlen.
Beinahe-Herzinfarkt im Elferschießen
Spätestens als es ins Elfmeterschießen ging, war an Ruhe bei allen Beteiligten aber nicht mehr zu denken.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe im Elfmeterschießen fast einen Herzinfarkt bekommen", meint Mittelfeld-Spieler Ansgar Knauff.
Tormann Kevin Trapp will sich nicht als alleiniger Held feiern lassen: "Wir sind alle die Helden, schau dir das an. Es gibt nicht einen Helden, wir alle sind es."
Frankfurt-Präsident Fischer: "Dieses elendige Miststück"
Frankfurt-Präsident Peter Fischer reagiert nach dem sensationellen Triumph besonders emotional.
"Dafür gibt es keine Worte, das ist einfach zu viel. Wenn jemand zu dir kommt und sagt, am 10. August spielst du gegen Liverpool oder gegen Real Madrid im Supercup, da laufen dann einfach die Tränen."
Es sei ein "verdammt enges Spiel" gewesen, sagt Fischer, und Frankfurt ein Stück weit ein glücklicher Gewinner. "Aber Fußball ist so, es wird mit Toren entschieden. Respekt natürlich auch für den Gegner, Respekt für diese Mannschaft. Aber jetzt heißt es nur: Freuen, Feiern, diesen verdammten Pokal nach Frankfurt bringen. Dieses Miststück, dieses elendige Miststück wollen wir auf den Römer bringen. Wir wollen es der Stadt und der Region zeigen. Es ist der größte Moment in unserer Vereinsgeschichte, das muss man ganz genau so sagen. Und deshalb bin ich ein monster-stolzer Präsident."