Bei Inter Mailand überschattet das Thema Mauro Icardi das Hinspiel im Sechzehntelfinale der Europa League gegen den SK Rapid (ab 18:55 Uhr im LIVE-Ticker und bei DAZN).
Eine interessante Wende in der ganzen Causa verrät Inter-Coach Luciano Spalletti, der erklärt, warum Mauro Icardi nach dem Entzug der Kapitänsschleife nicht einmal mit nach Wien gereist ist: "Es war keine Entscheidung, die wir getroffen haben. Er hat sich dazu entschieden, nicht nach Wien mitzureisen." Wettquoten
Der 25-jährige Argentinier verweigerte somit - aus gekränkter Eitelkeit oder auch anderen Gründen -, im Weststadion aufzulaufen. Seine Zukunft bei den Nerazzurri ist unklar. Der Chefbetreuer ist von den zahlreichen Fragen genervt, hätte lieber mehr über das Spiel gesprochen, das eine oder andere lässt er sich zu seinem Problemspieler dann aber doch entlocken.
Icardi-Causa: "Situationen, die nicht ganz geklärt wurden"
"Wir wollen uns in erster Linie auf das Spiel gegen Rapid konzentrieren. In den nächsten Tagen wird die Entscheidung dann ausgeweitet und die weitere Vorgehensweise besprochen. Alles andere werden wir dementsprechend sehen", weicht der in den vergangenen Wochen angezählte Spalletti dem Hauptthema anfangs noch so gut es geht aus.
Dabei lässt er jedoch durchblicken, dass mehrere Ungereimtheiten zu dieser Entscheidung geführt haben, dass Icardi sein Kapitänsamt abgeben musste. Mit nach Wien hätte man ihn anscheinend trotzdem genommen.
"Es gab Situationen in letzter Zeit, die nicht ganz geklärt wurden. Es war eine schwere und schmerzhafte Entscheidung, natürlich kennen wir die Qualitäten von Icardi. Wir alle im Verein haben uns zusammengesetzt und über die Sachen, die vorgefallen sind, gesprochen. Wir haben im Sinne von Inter gehandelt. Es sind Dinge vorgefallen, die nicht ausgesprochen und geklärt wurden, das ist schlecht für die Mannschaft und die Atmosphäre, es muss aber weiter gehen", holt Spalletti aus und verweist darauf, dass sich in den nächsten Tagen weitere Vereinsverantwortliche genauer zu dieser Personalie äußern werden.
Für Inter ist es keine einfache Situation, die Unruhe vom Tisch zu wischen und ohne den Schlüsselspieler auszukommen.
Spalletti sieht keine Auswirkungen auf Inter-Spiel
Trotzdem ist sich Spalletti sicher, dass die Mailänder auch ohne den Gaucho-Stürmer reüssieren können. Sein Ersatzmann für das Duell in Wien gegen Rapid steht bereits fest.
"Für uns ändert sich nichts Großartiges. Wir haben ihm die Kapitänsbinde weggenommen, er hat sich geweigert mitzukommen, aber das ändert nichts an unserem Spielsystem. Die Entscheidung ist so getroffen worden und wir wissen ob seiner großen Qualitäten, aber er wird in Wien nicht auflaufen. Wir werden aber einen gleichstarken Ersatz bieten können mit Lautaro 'Toro' Martinez, der mit seinem Siegtor am Wochenende erfolgreich war. Er weiß, was wir von ihm erwarten."
Die genauen Gründe für die Entmachung des bisherigen Kapitäns bleiben somit im Verborgenen. An diese Vorgabe hielten sich auch interviewte Spieler, welche die Entscheidung der Vereinsführung und des Trainers nicht näher kommentieren wollten.
Suche nach Gründen für Icardis Degradierung
Die Ablösung von Icardi als Kapitän und die Nicht-Nominierung für das Hinspiel gegen Rapid löste in Italien eine Lawine aus.
Seitdem werden Gründe gesucht, warum es gerade zu diesem Zeitpunkt zu diesem wichtigen Ausrufezeichen seitens der Inter-Chefetage kam.
Theorien gibt es unterschiedliche, von der aktuellen Vertragssituation bis zur Fan-Kritik. Als Hauptgrund werden in den Medien vor allem die stockenden Verhandlungen bezüglich einer Vertragsverlängerung über 2021 hinaus angeführt.
In dieser Hinsicht spielt auch Icardis Frau und streitbare Managerin Wanda keine unwesentliche Rolle. Sie kümmert sich um die Karriere ihres Ehemanns und eckte in den vergangenen Jahren immer wieder an.
Streitbare Managerin und jahrelange Vertrags-Posse
Seit der letzten Vertragsverlängerung im Jahr 2016 ist viel passiert. Immer wieder brachte sie Inters Nummer neun mit Mega-Summen und Angeboten von Top-Klubs in Verbindung.
So könnte Inters Entscheidung auch daran liegen, dass Icardi weiterziehen will. Das Interesse von Real Madrid soll schon länger bestehen, auch Manchester United, Juventus Turin und Chelsea sollen am 25-jährigen Argentinier dran sein.
Gianluca di Marzio, seines Zeichens meist gut informierter italienischer Journalist, sieht aber auch andere Gründe für Icardis Degradierung. Der Spieler soll in seiner Kapitänsrolle nicht kommunikativ sein, kaum mit Mitspielern reden oder auch einmal in schwierigen Situation das Wort ergreifen. Auch seine Frau lässt er scheinbar ohne Widerspruch schalten und walten.
Icardi-Kritik an Fans - nicht zum ersten Mal
Umso auffälliger war zuletzt, dass sich Icardi auf Instagram über Pfiffe der eigenen Fans beschwerte und diese nicht zum ersten Mal kritisierte: "Wenn man den Verein nicht liebt, wenn er verliert, dann liebt man ihn auch nicht, wenn er gewinnt."
In der aktuellen Situation keine durchdachte Aktion, die für Kritik sorgte. Im Oktober 2016 kritisierte er in seinem Buch ebenfalls die Anhänger, die daraufhin seine Ablösung als Kapitän forderten.
Im Großen und Ganzen staute sich über die Jahre viel auf. Dazu kommt die sportliche Misere Inters und auch Icardis Unform zu einem schlechten Zeitpunkt.
Obwohl der Stürmer noch immer Inters bester Torschütze ist, hat er seit sieben Spielen nicht mehr getroffen. Zumindest gegen Rapid darf er sein Torkonto weiterhin nicht aufstocken. Wer weiß, ob er überhaupt noch einmal im Inter-Trikot aufläuft.