Erstes Europacup-Heimspiel im neuen Stadion, ein Sieg über Bosniens Meister und der Europa League einen Schritt näher gekommen - Euphorie kam beim LASK am vergangenen Donnerstag trotzdem nicht wirklich auf.
Die Athletiker erwischten gegen Zrinjski Mostar einen Traumstart, führten bereits nach 12 Minuten mit 2:0. Alles sah nach einem aufgrund des dürftigen Saisonstarts dringend notwendigen Befreiungsschlag aus. Allerdings nur kurz.
Spielerisch wurde den rund 10.000 Fans in der Raiffeisen Arena daraufhin maximal Schonkost geboten, der LASK konnte seinen Zug zum Tor in der Folge nicht beibehalten.
Im Gegenzug nutzte Zrinjski nach einem fahrlässig verteidigten Freistoß eine der wenigen Chancen auf einen Treffer und fährt nach einer 1:2-Niederlage (Spielbericht>>>) auf der Gugl mit einer akzeptablen Ausgangslage für das Rückspiel zurück nach Mostar.
"Es war eine sehr gute Anfangsphase von uns mit zwei verdienten Toren. Dann verlieren wir den Faden, weil wir nicht mehr so zielstrebig nach vorne spielen", schüttelt Doppeltorschütze Robert Zulj im "ORF"-Interview den Kopf.
Toller Start,...
Der fulminante Beginn der Linzer kam insofern überraschend, weil sich in den bisherigen Saisonspielen jedes Tor hart erarbeitet werden musste und das Offensivspiel oftmals verkrampft wirkte.
Auch das Pressing, auf das unter Neo-Coach Thomas Sageder wieder deutlich mehr Wert gelegt wird, griff bis zum Donnerstag nicht nach Wunsch. Gegen Zrinjski fielen beide Treffer plötzlich nach hohen Ballgewinnen.
"Es war ein sehr guter Start von uns. Es ist nur an uns gelegen, weil wir sehr gut gespielt haben, gut im Pressing waren und die Tore verdient erzielt haben. So stellen wir uns eigentlich ein Spiel über weite Strecken vor", hält Zulj fest.
Spätestens nach 30 Minuten war es mit der schwarz-weißen Intensität aber vorbei. Die gastierenden Bosnier, deren Trainer Krunoslav Rendulic nach der Partie zugab, dass sich seine Mannschaft von der durchaus lautstarken Kulisse auf der Gugl zunächst einschüchtern ließ, kämpften sich langsam aber sicher in die Partie rein.
...doch dann wird es mühsam
Vom LASK war plötzlich nur mehr risikoloser Ballbesitz-Fußball zu sehen, offensiv gelang kaum mehr etwas.
Ich glaube, wir waren uns zu sicher. Wir haben geglaubt, es kann nichts passieren, dann spielst du den Ball öfter zurück als nach vorne und dann passiert sowas.
Die Gründe für diesen plötzlichen Rückfall in die Muster der letzten Wochen? "Ich glaube, wir waren uns zu sicher. Wir haben geglaubt, es kann nichts passieren, dann spielst du den Ball öfter zurück als nach vorne und dann passiert sowas", ärgert sich Zulj.
Auch bei Sageder kamen die ständigen Sicherheitspässe überhaupt nicht gut an. Nicht nur einmal warf er verzweifelt die Hände in die Luft, als wieder einmal ein Horizontal- statt Vertikalpass gespielt wurde.
Sageder-Ärger über die vielen Quer- und Rückpässe
Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel wirkte der zuletzt in die Kritik geratene 39-Jährige ein wenig resigniert, gab für seine Verhältnisse ungewohnt wortkarge Antworten ab.
Mit der Ausgangsposition für das Rückspiel sei er "halbwegs glücklich", so Sageder, mit der Qualität der Offensivaktionen nach der zwölften Minute weniger: "Ich denke, dass in diesem Spiel mehr möglich gewesen wäre, wir sind oft in den Strafraum gekommen. Die müssen wir besser fertigspielen, dann können wir auch mehr Tore erzielen."
Speziell im zweiten Durchgang tat sich der LASK schwer, überhaupt in die Nähe des gegnerischen Sechzehners zu kommen. Oftmals endeten lange Ballstafetten in einem regelrechten Ballgeschiebe oder mit einem ungenauen langen Ball in die Spitze und folglich einem Ballverlust.
"Was wir uns in der zweiten Halbzeit ankreiden müssen, ist, dass wir nicht mehr so zielstrebig nach vorne gespielt haben, sondern viel quer, viel zum Tormann zurück. Das wollen wir rausbringen", fordert Sageder.
"Im Endeffekt haben wir gewonnen"
Beim LASK fehlt momentan schlicht viel von dem Selbstverständnis, welches die Athletiker noch in der Vorsaison zur Genüge besaßen. Diesbezüglich tut ein Sieg gegen einen europäischen Meister freilich gut, egal wie mühsam er zustande kam.
"Im Endeffekt haben wir gewonnen. Auf einem Erfolg kann man aufbauen. In der Phase, in der wir uns gerade befinden, tut jeder Erfolg dem Selbstvertrauen gut", findet auch Felix Luckeneder.
Und Robert Zulj setzt ans Ende seiner kritischen Worte: "Trotzdem nehmen wir heute das Positive mit. Wir schauen, dass wir nächste Woche einfach weiterkommen. Wir wissen, dass es sehr schwer wird. Wir müssen mindestens so gut wie heute spielen."
Böse Zungen würde behaupten, dass sogar eine um einen Tick bessere Leistung für einen Aufstieg in die Europa-League-Gruppenphase vonnöten wäre.