Staunende Blicke und leuchtende Augen - beim Abschlusstraining vor dem Europa-League-Spektakel beim FC Liverpool (Donnerstag, 21:00 Uhr im LIVE-Ticker >>>) zaubert es praktisch jedem Linzer ein Lächeln ins Gesicht.
Kein Wunder, spielt man doch nicht aller Tage an der altehrwürdigen und legendären Anfield Road, die am Donnerstagabend ausverkauft sein wird - 2.500 LASK-Fans inklusive, alleine ab Donnerstagfrüh starten acht Charter-Flüge von Linz an die Merseyside.
Die Atmosphäre wird einzigartig, wenn nicht sogar überwältigend sein. Liverpools Startrainer Jürgen Klopp beschwörte eine "magische Europacup-Nacht in Anfield" herauf, will dem LASK das Fürchten lehren.
Dann wäre es besser gewesen, nicht nach Liverpool zu fliegen
Doch die Athletiker wollen dabei naturgemäß nicht mitspielen. "Anfield ist ein sehr schönes Stadion, Liverpool ein historischer Klub. Aber ich würde nicht sagen, dass ich mich davor fürchte. Ich bin eher aufgeregt zu sehen, was passiert", meint George Bello.
Cheftrainer Thomas Sageder pflichtet seinem 21-jährigen Schützling bei: "Wenn wir nicht die Hoffnung hätten oder uns zutrauen würden, Liverpool zu fordern, wäre es besser gewesen, wenn wir gar nicht hergeflogen wären. Das wäre eine ganz falsche Haltung von uns."
"Wir wollen Liverpool zuhause richtig fordern."
Angst wolle er keine haben, immerhin sei es "nur ein Fußballspiel. Dass man sich gegenseitig respektiert, ist schön, aber wir wünschen uns ebenfalls einen schönen Abend", reagiert Sageder auf den Klopp-Sager.
Rechnen will man nicht, aber Punkte sind dringend notwendig
Für die Linzer ist die Ausgangslage klar: Mit einem Sensationssieg bliebe sogar Rang zwei und damit der Aufstieg in die Zwischenrunde in Reichweite, erklärtes Ziel ist aber Platz drei und damit der Umstieg in die Conference League.
Vier Punkte fehlen dem Schlusslicht (3) aktuell auf das zweitplatzierte Team aus Toulouse (7), einer auf Union Saint-Gilloise (4). Sollte man gegen Liverpool (9) ohne Punkte bleiben und die Union in Toulouse gewinnen, ist das Europacup-Aus vorzeitig besiegelt.
"Wir wissen natürlich, dass wir Punkte brauchen, wenn wir international überwintern wollen. Wir wissen auch, dass das Parallelspiel irgendwo auch unseren weiteren Verlauf beeinflussen kann", so Sageder.
Gerechnet werde erst nach dem Spiel. "Wir selbst haben uns vorgenommen, die Aufgabe gegen eine sehr gute Mannschaft so positiv und energiegeladen angehen zu wollen, wie es uns möglich ist. Wir wollen Liverpool zuhause richtig fordern", betont der 40-Jährige.
Ein überragender Robert Zulj alleine wird nicht reichen
Dieses Gefühl vermittle ihm auch die Mannschaft, wobei man bei dem einen oder anderen Spieler eher vorsichtig sein müsse, "dass man zu Beginn des Spiels nicht überpaced", kann Sageder eine gewisse Grundaufregung bei seinen Akteuren nachvollziehen.
Hier müssten dann die erfahrenen Spieler vorangehen, "die doch schon bisschen etwas im Fußball gesehen haben und sich von der Atmosphäre oder dem Drumherum nicht sonderlich beeindrucken lassen."
Zu diesen zählt unter anderem Kapitän Robert Zulj, der sich seit Wochen in Top-Form befindet und von seinem Coach zuletzt mit dem Prädikat "Bester Spieler der Admiral Bundesliga" versehen wurde.
Flügelspieler Bello streut seinem Teamkollegen Rosen: "Er ist ein essenzieller Teil unseres Teams und hat uns neuen Spielern bei der Eingewöhnung sowohl auf als auch neben dem Platz sehr geholfen. Jemanden wie ihn in unserem Team zu haben, ist sehr wertvoll. Er ist ein toller Leader."
Doch ein überragend aufspielender Zulj wird nicht reichen, um Zählbares aus Anfield mitzunehmen, stellt Sageder klar. "Es wird nicht reichen, wenn nur ein oder drei Spieler einen Hochtag haben, sondern wir brauchen 11+ Spieler. Nur wenn alle Spieler einen Top-Tag erwischen, ist etwas möglich."
Sageder will Liverpool diesmal noch länger ärgern
Das habe man bereits im Hinspiel in Linz gesehen, in dem die Athletiker zur Halbzeit nach einem Traumtor von Florian Flecker mit 1:0 führten, sich letztendlich aber 1:3 geschlagen geben mussten. Unter anderem weil Jürgen Klopp einige seiner Top-Stars in der zweiten Halbzeit ins Spiel brachte.
Ob Sageder erwartet, dass der deutsche Liverpool-Coach wieder die Rotationsmaschine anwerfen und im Fall der Fälle einschreiten wird? "Das wissen wir nicht", tappt auch der LASK-Cheftrainer im Dunkeln.
Von seinem eigenen Team erwartet er: "Es wird wichtig sein, sie mit Ball unter Druck zu setzen, ihnen nicht komplett das Spiel zu überlassen. Das war schon eine Warnung an die Mannschaft, dass Liverpool sehr gut umschaltet - einfache Ballverluste werden eiskalt ausgenutzt."
"Liverpool ist verwundbar, hat die eine oder andere Schwäche und wenn wir es gut machen, haben wir die eine oder andere Chance."
Sageder führt aus: "Man muss aber ergänzen, dass wir sie im Hinspiel eine Zeit lang richtig fordern konnten, wenn wir intensiv, laufbereit und zweikampfstark sind. Es wäre der Wunsch, dass wir das am Donnerstag über noch weitere Strecken hinkriegen."
Auch die Reds sind verwundbar und haben Schwächen
Dafür wurde in der Matchvorbereitung in allen Mannschaftsteilen "extrem" an den Details gearbeitet, viele Video-Sitzungen abgehalten.
Sageder bekräftigt: "Es ist einfach wichtig, doch mit einer gewissen Konzentriertheit und Ruhe ins Spiel zu gehen. Dass wir ruhig und bei uns bleiben, dass wir uns nicht rausbringen aus unseren Abläufen, nur weil jetzt mehr Zuschauer da sind."
Denn während jeder seinen Spielern erzählt hätte, wie toll Liverpool sei, war der 40-Jährige bemüht, "den Spielern trotzdem zu zeigen, dass Liverpool verwundbar ist, die eine oder andere Schwäche hat und wenn wir es gut machen, wir die eine oder andere Chance haben", so der Coach.
Denn: "Es ist Fußball, 11 gegen 11 Spieler. Wir wollen Punkte und ein gutes Ergebnis mit nach Hause nehmen. Wir haben wirklich großen Respekt vor ihnen, aber alles ist möglich", meint Bello.