Der LASK kann also auch Europa League!
Beim ersten Auftritt in einer internationalen Gruppenphase liefern die Linzer keine Glanzvorstellung ab, besiegen Rosenborg Trondheim am Ende aber ungefährdet mit 1:0 (Spielbericht).
"Der Sieg war dreckig, aber er war verdient. Wir hätten höher gewinnen können, das muss man auch bekritteln", ärgert sich etwa Peter Michorl über die teils fahrlässige Chancenverwertung seiner Mannschaft.
"...dann schauen wir blöd aus der Wäsche"
Der Mittelfeld-Regisseur, der den einzigen Treffer des Abends durch James Holland wieder einmal perfekt per Ecke vorbereitete, fährt fort:
"Offensiv müssen wir mutiger auftreten, sonst wird es schwierig. Wenn dann Eindhoven kommt und wir trauen uns nichts zu, dann schauen wir blöd aus der Wäsche", kritisiert Michorl die teils inkonsequent zu Ende gespielten Angriffe der Athletiker, erklärt aber auch: "Aber daraus werden wir lernen, wir haben nicht die größte internationale Erfahrung."
Holland, der eher selten als Torschütze in Erscheinung tritt, stößt ins selbe Horn: "Wir waren heute nicht konsequent genug, die Leistung war nur ok. Wir haben drei Punkte mitgenommen, aber es gibt viel Luft nach oben, das müssen wir die nächsten Tage ansprechen."
"Dürfen uns nicht auf Standards verlassen"
Der Australier, der den gesperrten Kapitän Gernot Trauner als Schleifenträger ersetzte, stand in der Nachspielzeit der ersten Hälfte im Sechzehner genau richtig und drückte die Kugel mit einer Mischung aus Hand und Hüfte über die Linie.
Doch wie ist es überhaupt zu einem der raren Tore des defensiven Mittelfeldmannes gekommen? "Einfach Augen zu, das ist mein Geheimnis", lacht ein gut aufgelegter Holland.
Bereits zum vierten Mal in dieser Saison wurde ein LASK-Treffer nach einem Michorl-Corner erzielt, dass Standards zu den größten Waffen des LASK gehören, ist ohnehin bekannt.
"Wir dürfen uns nicht nur auf Standards verlassen, heute haben sie uns zwar zum Sieg verholfen, wir hatten aber auch zwei, drei Chancen aus dem Spiel heraus, die wir nützen müssen", bleibt Michorl selbstkritisch, denn der 24-Jährige weiß: "Wenn du gegen einen solchen Gegner überlegen bist, musst du einfach den Sack zu machen, weil gegen Ende kann durch einen hohen Ball immer was passieren."
Rosenborgs destruktive Spielweise bleibt unbelohnt
Dass die gut 14.000 Zuseher auf der Gugl, im UEFA-Deutsch Linzer Stadion, nicht das schönste Fußballspiel geboten bekamen, lag auch am norwegischen Gegner. Rosenborg konzentrierte sich lange Zeit darauf, destruktiv zu arbeiten, immer wieder wurden hohe Bälle in die Spitze auf Sturm-Tank Björn Johnsen geschlagen.
"Heute war es extrem schwierig. Sie haben den Ball bekommen und hoch raufgestellt, da kommst du nicht gleich ins Pressing rein", erklärt Michorl die Spielweise des norwegischen Meisters.
Auch sein Mitspieler Reinhold Ranftl weiß, dass "ein paar Prozent gefehlt haben, was Laufbereitschaft und Intensität betrifft", bemerkt aber auch: "Im Endeffekt fragt morgen keiner mehr. Es war nicht unsere beste Leistung, aber drei Punkte haben wir gemacht. Nur das ist wichtig."
Ismael widerspricht seinen Spielern
Spannend ist auch, dass LASK-Coach Valerien Ismael eine deutlich andere Sichtweise auf das Spiel des LASK als viele seiner Kicker hat. Als erstes Fazit auf der Pressekonferenz nach der Partie verkündet der Franzose: "Ich glaube, dass wir wieder eine starke Leistung abgeliefert haben, immer am Drücker waren, viele Chancen kreiert und selbst nichts zugelassen haben."
Aber auch Ismael war die fehlende Effizienz vor dem gegnerischen Kasten ein Dorn im Auge: "Den einzigen Kritikpunkt, den ich ansprechen möchte, ist, dass wir nicht früher den Sack zugemacht haben."
Auf den Umstand angesprochen, dass die Spielanalysen zwischen Trainer und Spieler durchaus weit auseinander gehen, erklärt Ismael: "Die Wahrheit liegt in der Mitte. Ich weiß, was die Jungs meinen, auf diesem Niveau musst du einfach deine Torchancen machen. Aber ich sehe das Gesamtpaket. Wir haben in der Defensive kaum etwas zugelassen. Es ist egal, ob du 1:0 oder 5:0 gewinnst, du bekommst trotzdem nur drei Punkte."
Sonderlob für eingesprungenen Wostry
Überhaupt war die Defensive wieder einmal das Prunkstück der Schwarz-Weißen - und das obwohl das Dreiergespann Markus Wostry, Philipp Wiesinger und Petar Filipovic noch nie zusammengespielt hat.
Besonders Wostry, der in der Innenverteidiger-Hierarchie des LASK nicht immer den einfachsten Stand hat, spulte eine Top-Partie ab, gewann so gut wie jeden Zweikampf und hielt mit Samuel Adegbenro den tendenziell gefährlichsten Rosenborg-Kicker über 90 Minuten in Schach.
"Kompliment speziell an Markus Wostry. Er hat eine unglaubliche Leistung abgeliefert. Das freut mich einfach für die Jungs: Wenn einer ausfällt, kommt der nächste rein und die Leistung der Mannschaft fällt nicht ab", verteilt Ismael Sonderlob.
Dabei bereitete die Abwehr im Vorfeld der Partie durchaus Sorgenfalten. Mit Gernot Trauner fehlte zum erst zweiten Mal in dieser Saison der unumstrittene Abwehrchef, Christian Ramsebner fällt schon seit August und noch bis zum Ende des Kalenderjahres aus.
Ismael: "Kein Leistungsabfall, wenn einer ausfällt"
So übernahm Philipp Wiesinger dieses Mal den zentralen Part in der Dreierkette und stellte den 13 Zentimeter größeren Johnsen nicht nur in den Luftduellen komplett kalt. Über links kam Last-Minute-Neuzugang Filipovic, der gelobte Wostry übernahm über rechts.
Abstimmungsprobleme waren trotz der zahlreichen Umstellungen aber keine zu erkennen. Ismael erklärt warum:
"Jeder Spieler muss auf seiner Position die Prinzipien kennen, wenn die jeder kennt, ist alles viel einfacher. Wenn einer vom Feld geht, kommt der nächste und es gibt keinen Leistungsabfall. Das haben wir bereits in der Vorbereitung gemerkt und jetzt haben wir die Bestätigung dafür. Das gibt auch Selbstvertrauen."
Selbstvertrauen kann der LASK auch brauchen: Am Sonntag gastiert Meister Red Bull Salzburg in Pasching, in der Europa League warten in den nächsten beiden Runden die schweren Auswärtsspiele bei Sporting Lissabon und PSV Eindhoven. Dann werden auch dreckige Siege wieder mit Handkuss genommen.