Endstand
2:2
1:2, 1:0
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Und trotzdem hat Sturm Graz Luft nach oben

Und das sowohl individuell, als auch die ganze Mannschaft betreffend. Das ist auch gut so. Gleichzeitig zahlt sich die erhöhte Breite im Kader immer mehr aus.

Und trotzdem hat Sturm Graz Luft nach oben Foto: © GEPA

Die Benennung einer Stammelf ist aufgrund von Sperren, Verletzungen oder Rotationen mitunter eine unpräzise Wissenschaft.

Aber würde man jene des SK Sturm Graz in dieser Saison aufschreiben, ist man mit dieser "Zwölfer"-Variante recht nahe dran:

Scherpen; Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Dante/Schnegg; Gorenc-Stankovic; Hierländer, Kiteishvili, Prass; Sarkaria, Wlodarczyk.

Auf der Linksverteidiger-Position liefern sich weiterhin zwei bewährte Kräfte ein Duell, bei dem David Schnegg die Bundesliga- und Amadou Dante die Europacup-Minuten dominiert.

Worauf sich Ilzer verlassen kann

Ansonsten lassen sich bei den Steirern schon relativ viele Platzhirsche ausmachen. Trotzdem liegt man auch mit der Behauptung, dass sich die Breite des Kaders schon im bisherigen Saisonverlauf bezahlt gemacht hat, nicht falsch. Ganz im Gegenteil: Dieser Faktor scheint immer wichtiger zu werden.

Gerade beim 2:2 in der Europa League gegen Atalanta Bergamo konnte Trainer Christian Ilzer die Partie mit seinen Wechseln massiv beeinflussen.

"Natürlich ist hier eine Mannschaft am Werk, die über lange Zeit eingespielt ist, aber wir haben auch aus dieser 'zweiten Reihe' viel Qualität, die wir gerade nach oben entwickeln", erklärt Ilzer und meint weiter:

"Der Konkurrenzkampf belebt, die Spieler gehen jedoch unglaublich kollegial miteinander um, obwohl natürlich jeder auf dem Platz stehen möchte. Aber ich kann mich darauf verlassen, egal ob ein Spieler von Beginn an spielt oder ins Spiel kommt, dass sie das bringen, was wir von ihnen erwarten."

Jammern auf hohem Niveau

Dass dies gerade in der intensiven Herbst-Phase, in der bei Sturm auch genügend Spieler Nationalmannschafts-Ausflüge absolvieren, von großer Bedeutung ist, muss man nicht extra erklären.

Auch Serrano brachte Energie ins Spiel
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Wenn man die Bundesliga-Tabelle vier Punkte vor Serienmeister FC Red Bull Salzburg anführt und auch in der EL-Gruppenphase um den Aufstieg mitspielt, spricht das für sich.

Man kann jedoch gleichzeitig nicht behaupten, dass Sturm schon am eigenen Limit performt. Dies kann man interpretieren, wie man möchte, aber ein Jammern auf hohem Niveau ist in diesem Fall vermutlich eine gute Nachricht. Und wenn man will, könnte man jammern, was einzelne Spieler angeht.

Nur einige Beispiele: William Böving trifft "nur" im Europacup, aber nie in der Liga. Szymon Wlodarczyk hat zwischendurch zwei Monate gar nicht mehr getroffen (seine Erleichterung nach Atalanta). Die potenzielle Angriffs-Alternative Seedy Jatta war früh verletzt und adaptiert sich noch ans Sturm-Spiel. Dieser Prozess ist auch bei weiteren Sommer-Neuzugängen wie Javi Serrano oder Max Johnston beileibe nicht abgeschlossen.

Die Hilfe der Wechselspieler

Gegen Atalanta war es nicht nur Wlodarczyk, der als Joker positiv aufgefallen ist. Auch die übrigen Wechselspieler Dimitri Lavalée, Serrano, Böving und Tomi Horvat halfen mit, in Unterzahl noch ein Remis zu erkämpfen (Ein gefühlter Sieg mit dem "elften Mann").

"Ich habe von Seedy gesehen, dass er auch gegen diese sehr wuchtigen Vierkant-Verteidiger Bälle behaupten kann."

Christian Ilzer

Lavalée fiel dabei nicht zum ersten Mal positiv auf. "Wir wissen, dass 'Dimi' eine extreme Pressingresistenz hat, er Dinge auch unter Druck sehr gut lösen kann. Er ist immer auch eine absolute Option für die Startelf", erläutert Ilzer.

"Mit Javi Serrano haben wir im Zentrum einen absoluten Energiespieler gebraucht", betont der Coach.

Der Leihspieler von Atletico tat sich bislang schwer, scheint jedoch zunehmend mehr positive Momente zu sammeln.

Ein Spiel, für das Böving prädestiniert ist

Böving wiederum gehört ohnehin zum erweiterten Stamm. Während man trotzdem weiter den Eindruck haben darf, dass ihm der Knopf noch nicht restlos aufgegangen ist, deutete der "Europacup-Willi" seine Qualität gegen Atalanta auch ohne weiteren internationalen Treffer mehrmals an.

"Er behält auch mit dem Ball am Fuß seine Geschwindigkeit und kann damit einem Gegner, der ohne Ball läuft, Schwierigkeiten bereiten, dann blitzschnell einen Haken machen. Er hat auch einen sehr guten Abschluss. Deswegen ist er prädestiniert für ein Spiel, das Raum hergibt", verdeutlicht Ilzer.

Jatta wiederum durfte wie schon am vergangenen Wochenende gegen Hartberg von Anfang an ran. Diesmal blieb ihm ein Treffer versagt.

Beim Norweger, der sich im Sommer bei seinem ersten Liga-Einsatz verletzt hat und danach wochenlang ausfiel, ist die Integration ins Sturm-Spiel noch im Gange.

Die Mannschaft spürt Jatta schon, aber...

"Ich habe von Seedy gesehen, dass er auch gegen diese sehr wuchtigen Vierkant-Verteidiger Bälle behaupten kann", lobt Ilzer und erklärt, dass Jatta nach einem Schlag auf seinen Kopf leicht benommen war und deshalb eher früh vom Platz genommen wurde.

Der 20-Jährige sei sicher noch nicht bei 100 Prozent: "Aber die Mannschaft spürt ihn schon gut. Bis sie jedoch seine Abläufe komplett versteht, wird es noch eine Zeit lang dauern."

Dies ist ein normaler Prozess, der gegen Atalanta durchaus zu beobachten war. Jatta sei laut Ilzer mehrmals eins gegen eins mit seinem Innenverteidiger gestanden:

"Da müssen wir die Bälle einfach schneller spielen. Aber international ist es so, dass ein sehr hohes Stresslevel auf die Jungs wirkt, weil sie sehr viel ins Verteidigen investieren müssen. Nach Ballgewinnen könnten wir die Bälle noch klarer und besser im ersten Gedanken in diese freien Räume ausspielen."

Ein Lernprozess, den Sturm international permanent erfährt

Das erhöhte internationale Stresslevel ist eine gute Sache.

Der Umgang damit hilft bei der Weiterentwicklung, und zwar egal ob Stamm- oder Wechselspieler.

"Wir wollen Chaos im Spiel handlungsschneller bewältigen als der Gegner. Das ist Teil unserer Strategie. International kommen wir mit unserer Strategie aber immer wieder an unser Limit."

Christian Ilzer

Gerade Atalanta hat aufgrund des Spielverlaufs, aber auch aufgrund der Herangehensweise der taktisch versierten Italiener eine große Herausforderung dargestellt.

"Das erzeugt natürlich eine Drucksituation für unsere Spieler, wo du im Spiel bei dir bleiben musst. Wenn du nur ein bisschen Energie verlierst und mit deinen Gedanken nicht im Moment bleibst, kann diese Mannschaft das sofort ausnutzen. Das ist für uns ein Lernprozess, den wir international permanent erfahren. Aber das bringt uns natürlich für die Liga einen Reifungsprozess", so Ilzer.

Weiter Luft nach oben

Im Training würde man immer wieder versuchen, die Spieler in chaotische Situationen zu bringen, in denen sie sehr schnell reagieren müssen:

"Wir wollen Chaos im Spiel handlungsschneller bewältigen als der Gegner. Das ist Teil unserer Strategie. International kommen wir mit unserer Strategie aber immer wieder an unser Limit. Daher ist es gefragt, das immer auch zu adaptieren und ständig weiterzuentwickeln. Es ist sicher nicht so, dass ich damit restlos zufrieden bin."

Ob individuell oder die ganze Mannschaft betreffend - es gibt bei Sturm fraglos weiter Luft nach oben, und das ist auch gut so.

Vor allem weil man diesem Team nun schon seit längerer Zeit regelmäßig dabei zusehen kann, wie es das Gelernte auch umzusetzen weiß.

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